Abdruecker (Splattergeschichten)
nicht sehr. Der Boden hier ist gefroren, man sieht auf den ersten Blick keine Trittspuren. Auch die Schleifspuren halten sich in Grenzen. Ich lege die Unterlage in den Jeep, ziehe den Overall aus, steige ein und fahre weg. Es kommt mir so vor, als würde ich einen Aufprall und ein Quietschen hören, kurz bevor ich den Parkplatz verlasse, könnte es aber nicht beschwören. Ich lasse mir Zeit und fahre bis zur nächsten Raststätte vor, um dort zu Abend zu essen. Danach wechsle ich wieder auf die Fahrbahngegenseite, und es wird etwa eine Stunde vergangen sein, bis ich mit dem PKW wieder auf der anderen Fahrbahnseite angekommen bin. Schon staut es sich hier, und ich habe Mühe, durch den Stau bis zum Parkplatz vorzudringen. Die Autobahn ist links total gesperrt, rechts kommt man noch schrittweise vor, und auf den Parkplatz geht es nur, indem man über die Standspur gleitet. Der Parkplatz selbst ist ziemlich voll. Es sind Neugierige, die sich am Rand drängen und hinaus auf die Autobahn schauen, die über den Parkplatz dann wieder problemlos befahren werden kann, weil der Stau diesseits ein Neugierigenstau ist, und hat man einmal die Unfallstelle hinter sich gelassen, geht es munter weiter. Der Unfallort liegt diesem Parkplatz gerade gegenüber. Ja, man kann es sehen: Dort, wo die Leiche lag, hat es mittlerweile eine Karambolage gegeben. Es sind wenigstens drei Wägen mit Totalschaden, die man im Zwielicht und dem gelben und roten Blinken der Einsatzfahrzeuge erkennen kann. Es ist beeindruckend, wie schnell sich dort fünf Rettungswagen angesammelt haben, und mindestens acht Polizeiautos. Auch auf der anderen Autobahnseite, auf dem Parkplatz, gibt es Schaulustige. Überall stellen sich Menschen für die Aufgabe zur Verfügung, möglichst viele Spuren zu verwischen.
Ich starte den Jeep, lege den Gang ein und lenke hinaus auf die Autobahn. Ich muss eine Weile warten, bis ich mich in den Verkehr einordnen kann, und es geht dann noch stockend, während drüben auf der anderen Seite blitzende blaue Lichter, Sirenen und Stau die Blicke auf sich locken. Bald aber ist die Fahrbahn frei und ich fahre langsam und etwas müde geworden Richtung Hotel zurück.
Je größer eine Stadt, desto größer die Tanzpaläste, und je heller so eine Stadt vor dem Horizont aufgeleuchtet hat, desto heller kann es in einer Großstadt im Dunkel einer Tanzfläche blitzen. Im Prinzip ist es ja so, dass es in einem Tanzpalast zwei Arten von Menschen gibt. Die einen wollen tanzen, und die anderen wollen Sex. Reizvoll, wenn es dabei zu Übergangsformen kommt wie Tänzern, die mit anderen Tänzern verschwinden. Oder Menschen, die Sex wollen, die sich auf die Tanzfläche begeben und die Blicke schweifen lassen und sich dabei so halb bewegen, fast unwillkürlich. Es ist der Tanz eines Menschen, der ein Vorspiel ist, und nachdem Sex ohne Bewegung undenkbar ist, bewegt sich der Nichttänzer durchaus sinnlich, aufreizend, und lässt durch das undurchdringliche Dunkel seiner Sonnenbrille die Blicke schweifen. Wenn eine Frau so drauf ist, weiß ich, dass sich hier etwas anbahnen kann. Andere tanzen auf Teufel komm raus. Es ist Speed oder sonst was, mit dem sie tanzen, bis der Arzt kommt. Mit diesen Menschen Kontakt aufnehmen zu wollen, ist sinnlos. Sie tanzen ja gerade, um keinen Kontakt zu kriegen, außer mit sich selbst, und das tun sie wahrscheinlich tief in ihrem Inneren auch und erleben sich als einen, der sich bewegt, um zu tanzen. Und das ist nicht gerade viel.
Jeka ist eher von geringer Größe und nicht besonders schwer, aber durchaus muskulös. Es entsteht dabei eine Spannung im Körper, die mir sehr gefällt. Sie tanzt, aber man merkt gleich, es ist kein Selbstzweck, kein verzweifeltes in sich hinein Lauschen, sondern etwas Selbstverständliches wie das nur Leute haben, die sich lebenslang bewegt haben und dadurch mit sich selbst im Reinen sind. Frauen, die häufig joggen sind so was, oder Skater, die durchaus irgendwo lehnen können und sich dabei nur ganz klein wenig bewegen und schauen. Sie tanzt und schaut eher, und ihr Blick schweift mehrmals über mich hinweg, ohne mich wirklich wahr zu nehmen. Dann nimmt sich mich wahr als einen, der sie anstarrt, und schaut absichtlich weg. Man merkt, dass ihr mein Blick unangenehm ist, und sie dreht sich um, wodurch ihre zierliche und zugleich sehnige Figur noch besser zur Geltung kommen. Nun tanzt sie wie eine, dem der Blick eines anderen ein Loch in den Rücken brennt. Ihre Haare sind relativ lang
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