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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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durchdringend wie Laserstrahlen. »Wir sind uns so ähnlich, Sie und ich. Sie haben etwas Dunkles an sich, und das ist es, was die Verbindung zwischen uns schafft. Wir haben es beide begriffen.«
    »Was haben wir begriffen?«
    »Dass das Finstere eine Realität ist.«
    »Ich will die Welt nicht so sehen«, sagte sie.
    »Aber Sie sehen doch den Beweis jedes Mal, wenn eine Leiche auf Ihrem Seziertisch landet. Sie wissen, dass die Welt nicht eitel Sonnenschein ist, und ich weiß es auch.«
    »Und ist es das, was wir in diese Freundschaft einbringen, Anthony? Diese düstere Weltsicht?«
    »Ich habe es schon bei unserer ersten Begegnung gespürt. Es ist Ihnen tief eingeprägt, und es hat damit zu tun, wer Sie sind.«
    Wer ich bin. Die Königin der Toten. Die Tochter eines Ungeheuers. Die Dunkelheit war ein Teil von ihr wie das Blut in ihren Adern, denn es war auch das Blut ihrer Mutter Amalthea, einer Mörderin, die den Rest ihrer Tage hinter Gittern verbringen würde.
    Sein Blick war so bohrend, dass sie es nicht länger ertragen konnte, ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf seine Aktenmappe. Sie kannten sich nun bereits zwei Jahre, und doch konnte er sie immer noch mit einem einzigen Blick aus dem Gleichgewicht bringen, konnte ihr das Gefühl geben, ein Studienobjekt unter Glas zu sein, schutzlos seiner forschenden Neugier ausgesetzt.
    »Ich bin nicht hier, um über mich zu reden«, sagte sie. »Sie haben versprochen, mir die Wahrheit über Anna zu sagen.«
    Er nickte. »Zumindest das, was ich Ihnen sagen kann. «
    »Wussten Sie, dass sie ein Folteropfer war?«
    »Ja. Und wir wussten, dass sie immer noch sehr unter dem litt hat, was ihr und ihrem Ehemann in Argentinien zugestoßen war.«
    »Und doch haben Sie sie eingestellt. Sie haben sie als Therapeutin in Ihr Kollegium aufgenommen und ihr traumatisierte Kinder anvertraut.«
    »Der Verwaltungsrat von Abendruh hat sie eingestellt.«
    »Sie müssen doch persönlich zugestimmt haben.«
    Er nickte. »In Anbetracht ihrer Referenzen, ihrer akademischen Qualifikation. Ihres Engagements für Verbrechensopfer. Und weil sie eine von uns war . «
    »Ein Mitglied des Mephisto-Clubs.«
    »Auch sie trug die Narben der Gewalt an Körper und Seele. Vor zweiundzwanzig Jahren arbeiteten Anna und ihr Ehemann für einen internationalen Konzern in Argentinien, als sie entführt wurden. Sowohl Anna selbst als auch ihr Mann wurden gefoltert. Frank, ihr Mann, wurde ermordet. Die Täter konnten nie gefasst werden. Diese Erfahrung lehrte Anna, dass auf Justiz und Gerechtigkeit kein Verlass ist. Dass die Monster immer unter uns sind. Sie verließ die Firma, für die sie gearbeitet hatte, schrieb sich wieder an der Universität ein und ließ sich zur Therapeutin für Verbrechensopfer ausbilden. Vor sechzehn Jahren ist sie dann zu uns gestoßen.«
    »Sie stehen ja nicht unbedingt in den Gelben Seiten. Wie hat sie von dem Club erfahren?«
    »Wie alle unsere Mitglieder. Über eine Mittelsperson.«
    »Sie wurde rekrutiert?«
    »Ihr Name wurde dem Club von einem Mitglied vorgeschlagen, das bei den Strafverfolgungsbehörden gearbeitet hatte. Anna war ihm durch ihre hervorragende Arbeit als Therapeutin aufgefallen. Er wusste, dass sie ihren Mann durch ein Gewaltverbrechen verloren hatte, dass sie besonders gute Erfolge bei traumatisierten Kindern erzielt hatte und dass sie vielfältige Kontakte zu Strafverfolgungs- und Kinderschutzbehörden im ganzen Land hatte.« Er legte die Hand auf die Aktenmappe, die er mitgebracht hatte. »Nachdem ich von ihrem Tod erfahren hatte, habe ich mir ihre Mitgliedsakte noch einmal vorgenommen.«
    »Jedes Mitglied hat eine Akte?«
    »Sie wird angelegt, wenn jemand dem Club vorgeschlagen wird. Ich habe die vertraulichen Informationen herausgenommen, aber hier ist das, was ich an Sie weitergeben kann.«
    »Die vollständige Akte kann man mir also nicht anvertrauen?«
    »Maura.« Er seufzte. »Auch wenn ich Ihnen vollauf vertraue, so gibt es doch Informationen, die nur für Mitglieder bestimmt sind.«
    »Und warum zeigen Sie mir das dann überhaupt?«
    »Weil Sie sich bereits in die Ermittlungen eingeschaltet haben. Sie waren bei der Obduktion dabei. Sie haben ein umfassendes Drogenscreening für Annas Blut angeordnet; daraus schließe ich, dass Sie bezweifeln, dass es Selbstmord war. Wenn Sie Fragen aufwerfen, höre ich zu. Weil ich weiß, wie gut Sie in Ihrem Job sind.«
    »Ich habe keine Beweise, um meine Zweifel zu belegen.«
    »Aber

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