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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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mulmiges Gefühl haben«, sagte sie, »bleibt uns denn eine Wahl? Wir stecken schon so tief drin, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als weiterzubuddeln und der Sache auf den Grund zu gehen.«
    Als sie die Außenbezirke von Providence erreichten, war aus dem Nebel ein leichter Nieselregen geworden. Die Adresse von Jarvis & McCrane war im äußersten Südosten der Stadt, nahe dem Industriehafen, in einem trostlosen Viertel mit leer stehenden Gebäuden und verlassenen Straßen. Als sie ihr Ziel erreicht hatten, ahnte Jane bereits, was sie vorfinden würden.
    Das zweigeschossige Lagerhaus aus Backstein wurde von leeren Parkplätzen gesäumt. Janes Blick streifte die verschlungenen Graffiti und die mit Brettern vernagelten Fenster im Erdgeschoss, und sie wusste, dass dieses Gebäude seit Monaten, wenn nicht seit Jahren leer stand.
    Frost betrachtete die Glasscherben auf dem Gehsteig. »Nicholas Clock hat seine Jacht finanziert, indem er hier arbeitete?«
    »Offensichtlich war das hier nicht seine Hauptgeschäftsadresse.« Sie schob ihre Tür auf. »Schauen wir uns trotzdem mal ein bisschen um.«
    Sie stiegen aus. Jane zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und klappte den Kragen auf, um sich vor dem Regen zu schützen. Die Wolken hingen so tief, dass es schien, als ob der Himmel selbst auf ihnen lastete und sie in Finsternis hüllte. Die Glasscherben knirschten unter ihren Sohlen, als sie die Straße überquerten. Sie fanden die Eingangstür verschlossen.
    Frost trat ein paar Schritte zurück und spähte zu den oberen Fenstern hinauf. Die meisten waren geborsten. »Ich kann kein Firmenschild von Jarvis & McCrane entdecken.«
    »Ich habe in den Steuerunterlagen nachgesehen. Sie sind als Eigentümer dieses Anwesens eingetragen.«
    »Findest du, dass das wie eine echte Firma aussieht?«
    »Gehen wir mal ums Haus herum.«
    Sie bogen um die Ecke, gingen an zerbrochenen Holzkisten und einem überquellenden Müllcontainer vorbei. Hinter dem Gebäude erblickten sie einen leeren Parkplatz, wo das Unkraut bereits durch die Risse im Asphalt wucherte.
    Das Schloss am Hintereingang war aufgebrochen worden.
    Jane stieß die Tür mit dem Fuß an, und sie schwang knarrend auf. Dahinter war alles dunkel. Sie blieb auf der Schwelle stehen, verspürte ein eigenartiges Kribbeln im Nacken.
    »Okay«, flüsterte Frost so dicht neben ihr, dass sie zusammenfuhr. »Dann müssen wir jetzt also dieses unheimliche Gebäude durchsuchen.«
    »Deswegen habe ich dich ja mitgenommen. Damit du auch ein bisschen Spaß hast.«
    Sie wechselten einen Blick und zogen gleichzeitig ihre Waffen. Sie waren außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs, außerhalb ihrer Staatsgrenzen, aber keiner von beiden wagte es, unbewaffnet in die Dunkelheit vorzudringen. Jane schaltete ihre Taschenlampe ein und schwenkte sie über einen Betonfußboden, eine zusammengeknüllte Zeitung. Ihr Herzschlag schaltete einen Gang hoch, als sie über die Schwelle trat.
    Drinnen schien es sogar noch kälter zu sein, als ob die feuchte Kälte sich über Jahre hinweg in diesen Backsteinmauern festgesetzt hätte, in denen alles Erdenkliche lauern könnte. Sie hörte Frost, der sich dicht hinter ihr hielt, als sie tiefer in das Gebäude vordrangen, als Säulen und kaputte Kisten im Schein ihrer Taschenlampen auftauchten. Frost trat versehentlich gegen eine Bierdose, und das Scheppern von Aluminium auf Beton war erschreckend laut wie ein Pistolenschuss. Sie blieben beide wie angewurzelt stehen, als das Echo allmählich verhallte.
    »Sorry«, flüsterte Frost.
    Jane ließ die angehaltene Luft entweichen. »Na ja, jetzt wissen die ganzen Kakerlaken, dass wir hier sind. Aber sonst ist anscheinend niemand …« Sie brach ab und hob ruckartig den Kopf zur Decke.
    Über ihnen ächzten die Bodendielen.
    Sofort hämmerte ihr Herz schneller, während sie angespannt auf weitere Bewegungen im Obergeschoss lauschte. Frost war direkt hinter ihr, als sie auf eine Metalltreppe zuging. Am Fuß der Treppe hielt sie inne und spähte hinauf in den ersten Stock, wo graues Licht durch ein Fenster fiel. Vielleicht hatte das Geräusch, das sie gehört hatten, ja nichts zu bedeuten. Es war vielleicht nur das Haus, das sich setzte. Die Dielen, die sich in der Kälte zusammenzogen.
    Sie begann, die Metallstufen zu erklimmen, und bei jedem Schritt ertönte ein leises Scheppern, das in der Dunkelheit widerhallte und verkündete: Hier kommen wir. Bevor sie die oberste Stufe erreichte, ging sie mit schwitzenden Händen

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