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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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in die Hocke und hob vorsichtig den Kopf, um über den oberen Treppenabsatz zu spähen.
    Aus einer dunklen Ecke kam etwas auf sie zugeflogen.
    Sie zuckte zusammen, als der Gegenstand an ihrer Wange vorbeisauste. Hinter sich hörte sie Glas klirren, und zugleich sah sie, wie eine spindeldürre Gestalt behände in die Dunkelheit zurückwich.
    »Ich seh ihn, ich seh ihn«, schrie sie Frost zu, während sie die Treppe hinaufsprang. »Polizei!«, rief sie, den Blick auf die dunkle Silhouette geheftet, die sich in der Ecke zusammenkauerte. Er hatte den Kopf eingezogen, sein schwarzes Gesicht im Schatten verborgen. »Zeigen Sie mir Ihre Hände!«, kommandierte sie.
    »Ich war zuerst hier«, knurrte eine Stimme. »Gehen Sie weg.« Der Mann hob einen Arm, und Jane sah eine weitere Flasche in seiner Hand.
    »Fallen lassen, aber sofort !«, befahl sie.
    »Die haben gesagt, ich kann hier bleiben! Sie haben’s mir erlaubt!«
    »Legen Sie die Flasche weg. Wir wollen nur mit Ihnen reden!«
    »Worüber?«
    »Über das hier. Dieses Gebäude.«
    »Es ist meins. Sie haben’s mir überlassen.«
    »Wer?«
    »Die Männer in dem schwarzen Auto. Sie haben gemeint, sie brauchen es nicht mehr und ich könnte hier bleiben.«
    »Okay.« Jane ließ ihre Waffe sinken. »Dann wollen wir doch noch mal ganz von vorn anfangen. Zunächst mal: Wie heißen Sie, Sir?«
    »Denzel.«
    »Nachname?«
    »Washington.«
    »Denzel Washington. Sieh an.« Sie seufzte. »Na ja, ein Name ist so gut wie der andere. Also, Denzel, wie wär’s, wenn wir jetzt beide unsere Waffen einstecken und uns entspannen?« Sie schob ihre Pistole ins Holster und hob beide Hände. »Okay?«
    »Was ist mit ihm da?«, sagte Denzel und wies auf Frost.
    »Sobald Sie die Flasche hingelegt haben, Sir«, erwiderte Frost.
    Nach einer Weile stellte Denzel die Flasche mit einem demonstrativen Knall zwischen seinen Füßen auf den Boden. »Ich kann die blitzschnell schmeißen«, sagte er. »Also macht ja keinen Scheiß.«
    »Wie lange wohnen Sie schon hier?«, fragte Jane.
    Denzel riss ein Streichholz an und beugte sich vor, um damit eine Kerze anzuzünden. Im Schein der Flamme sah sie einen mit Unrat übersäten Boden, die zersplitterten Überreste eines kaputten Stuhls. Er hockte sich hinter die Kerze, ein ungepflegter Afroamerikaner in zerlumpten Kleidern. »’n paar Monate«, sagte er.
    »Wie viele genau?«
    »Sieben, acht. Schätz ich mal.«
    »Hat sich sonst noch jemand in der Zeit hier blicken lassen?«
    »Bloß die Ratten.«
    »Sie leben hier ganz allein?«
    »Wieso wollen Sie das wissen?«
    »Denzel«, sagte Jane und kam sich schon lächerlich vor, wenn sie den Namen nur aussprach, »wir versuchen herauszufinden, wem dieses Gebäude gehört.«
    »Hab ich Ihnen doch gesagt. Mir.«
    »Nicht Jarvis & McCrane?«
    »Wer is’n das?«
    »Was ist mit Nicholas Clock? Haben Sie den Namen schon mal gehört? Sind Sie dem Mann je begegnet?«
    Denzel fuhr plötzlich herum und blaffte Frost an: »Was machen Sie da hinten? Versuchen Sie, meine Sachen zu klauen?«
    »Hier gibt’s doch gar nichts zu klauen, Mann«, erwiderte Frost. »Ich schau mich nur um. Ich sehe eine Menge Eisenspäne auf dem Boden. Muss früher mal eine Werkzeugfabrik gewesen sein …«
    »Hören Sie, Denzel, wir sind nicht hier, um Sie zu schikanieren«, sagte Jane. »Wir wollen einfach nur etwas über die Firma erfahren, die vor zwei, drei Jahren hier drin war.«
    »Hier war gar nix.«
    »Sie haben das Gebäude also damals schon gekannt?«
    »Das hier is’ mein Viertel. Ich hab Augen im Kopf.«
    »Kennen Sie einen Mann namens Nicholas Clock? Eins fünfundachtzig, blond, kräftig gebaut? Um die fünfundvierzig, gut aussehend?«
    »Wieso fragen Sie mich nach gut aussehenden Typen?«
    »Ich frage Sie nur, ob Sie Nicholas Clock irgendwann gesehen haben. Diese Adresse ist als Sitz seiner Firma registriert.«
    Denzel schnaubte. »Muss ja irre erfolgreich gewesen sein.« Sein Kopf schnellte zu Frost herum, und er fauchte ihn an: »Sie hören wohl nicht zu, wie? Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen aufhören, in meiner Bude rumzuschnüffeln!«
    »Ich glaub, ich spinn!«, rief Frost und starrte zu dem eingeschlagenen Fenster hinaus. »Da ist jemand in unserem Auto!«
    »Was?« Jane lief zum Fenster und sah hinunter auf ihren Subaru. Die Beifahrertür stand offen. Sie griff nach ihrer Waffe und rief: »Los, gehen wir!«
    »Nein, Sie bleiben schön hier«, sagte Denzel. Im gleichen Moment spürte Jane den Druck eines Pistolenlaufs am

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