Abendruh: Thriller (German Edition)
gebracht.« Korsak legte Angela die Hand auf die Schulter, eine besitzergreifende Geste. »Ihr Vater muss seinen eigenen Weg gehen.«
»Fassen Sie meine Frau nicht an!« Frank schlug Korsaks Hand von Angela weg.
Korsak brauste auf. »Haben Sie mich gerade geschlagen?«
»Was denn, meinen Sie diesen kleinen Klaps?« Frank versetzte Korsak einen harten Stoß gegen den Arm. »Oder haben Sie das gemeint?«
»Dad, lass das!«, rief Jane.
Korsaks Gesicht färbte sich bedenklich rot. Mit beiden Händen schubste er Frank Rizzoli rücklings gegen die Küchenschränke. » Das war ein tätlicher Angriff gegen einen Polizeibeamten.«
Jane schob sich zwischen die zwei älteren Männer. »He. He! «
»Sie sind ja gar kein Polizist mehr!«, schrie Frank senior. »Ist ja auch kein Wunder. So einen Fettarsch mit ’ner schwachen Pumpe können die da nicht gebrauchen.«
» Dad «, mahnte Jane, während sie mit einer schnellen Handbewegung den Holzblock mit den Küchenmessern aus seiner Reichweite schob. »Hört jetzt auf damit. Alle beide!«
Korsak zupfte seinen Hemdkragen zurecht. »Ich will mal beide Augen zudrücken, Angela zuliebe. Aber glauben Sie ja nicht, dass ich das jemals vergessen werde!«
»Raus aus meinem Haus, Sie Arschloch!«, fuhr ihn Frank senior an.
»Ihr Haus? Sie haben sie doch verlassen«, bemerkte Korsak. »Damit ist es jetzt Angelas Haus.«
»Das ich in den vergangenen zwanzig Jahren ganz allein abbezahlt habe. Und jetzt meinen Sie, Sie können sich einfach an meinem Eigentum vergreifen?«
»Eigentum?« Angela richtete sich abrupt auf, als ob dieses Wort ihr einen Stachel in den Rücken gejagt hätte. » Eigentum? Das bin ich also für dich, Frank?«
»Ma«, sagte Frankie. »Dad hat es nicht so gemeint.«
»O doch, das hat er ganz bestimmt.«
»Nein, hab ich nicht«, verteidigte Frank sich. »Ich wollte nur sagen …«
Angela schoss einen Tausend-Volt-Blick auf ihn ab. »Ich bin niemandes Eigentum. Ich bin meine eigene Herrin.«
»Recht so, Schatz. Gib’s ihm«, sagte Korsak.
»Seien Sie bloß still«, fuhren ihn Frank und Frankie unisono an.
»Ich will, dass ihr hier verschwindet«, sagte Angela und erhob sich von ihrem Platz am Tisch wie eine Walküre, die sich zur Schlacht rüstet. »Raus!«, kommandierte sie.
Frank und Korsak beäugten sich unsicher.
»Ich meine euch beide. Euch alle «, sagte Angela.
Korsak schüttelte perplex den Kopf. »Aber Angie …«
»Ich kriege Kopfschmerzen von eurem ganzen Gezerre und Gebrülle. Das hier ist meine Küche, es ist mein Haus, und ich will es wieder für mich haben. Jetzt sofort!«
»Das ist eine gute Idee, Ma«, sagte Frankie. »Eine großartige Idee.« Er gab seinem Vater einen Klaps auf den Rücken. »Komm schon, Dad. Lass ihr ein bisschen Zeit, dann kommt sie schon wieder zur Vernunft.«
» Damit «, sagte Angela, »tust du der Sache deines Vaters keinen Gefallen.« Sie funkelte die Störenfriede in ihrer Küche an. »Also, worauf wartet ihr denn alle?«
» Er geht zuerst«, sagte Frank und deutete auf Korsak.
»Wieso denn ich?«
»Wir gehen alle , Ma«, sagte Jane. Sie nahm Korsaks Arm und zog ihn in Richtung Tür. »Frankie, du schaffst Dad hier raus.«
»Du nicht, Jane«, sagte Angela. »Du bleibst.«
»Aber du hast doch gerade gesagt …«
»Ich will, dass die Männer gehen. Sie sind es, die mir Kopfschmerzen machen. Ich will, dass du hierbleibst, damit wir reden können.«
»Du regelst das schon, Janie«, sagte Frankie, und der drohende Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Vergiss nicht, wir sind eine Familie. Daran hat sich nichts geändert, und daran wird sich auch nichts ändern.«
Was ich in gewissen Momenten bedaure, dachte sie, als die Männer die Küche verließen, begleitet von einer Aura der Feindseligkeit, die fast mit Händen zu greifen war. Jane wagte nicht, auch nur ein Wort zu sagen oder einen Muskel zu rühren, bis sie die Haustür ins Schloss fallen hörte und gleich darauf das simultane Aufheulen dreier Automotoren. Mit einem Seufzer der Erleichterung rückte sie den Messerblock an seinen angestammten Platz auf der Arbeitsfläche zurück und sah ihre Mutter an. Das war ja wirklich eine erstaunliche Wendung. Frankie war doch immer Angelas Liebling gewesen, ihr Vorzeigesohn, der im Marine Corps diente und einfach nichts falsch machen konnte, selbst wenn er seine Geschwister quälte.
Aber heute hatte Angela nicht nach Frankie verlangt, sie hatte nach Jane verlangt, und jetzt, da sie allein
Weitere Kostenlose Bücher