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Abendruh: Thriller (German Edition)

Abendruh: Thriller (German Edition)

Titel: Abendruh: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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gefunden wurde.«
    »Was meinen Sie genau?«, fragte Randy.
    »Die Veränderungen im linken Fersenbein«, antwortete Dr. Owen. Sie deutete auf den Knochen.
    »Auf der rechten Seite sind sie auch zu erkennen«, sagte Maura. »Diese Verformungen stammen von multiplen Frakturen, die längst verheilt sind.«
    » Beide Füße waren gebrochen?«, fragte Randy.
    »Und zwar mehrmals.« Sie starrte die Röntgenaufnahmen an und schauderte bei dem Gedanken daran, was sie bedeuteten. »Falaka«, sagte sie leise.
    »Ich habe darüber gelesen«, sagte Dr. Owen. »Aber ich hätte nie geglaubt, dass ich in Maine einmal einen solchen Fall zu Gesicht bekommen würde.«
    Maura wandte sich an Randy. »Die Methode ist auch als Bastonade bekannt. Schläge auf die Fußsohlen, die zu Knochenbrüchen sowie gerissenen Sehnen und Bändern führen. Es ist eine Form der Prügelstrafe, die in vielen Teilen der Welt bekannt ist. Im Nahen Osten, in Asien und in Südamerika.«
    »Sie meinen, jemand hat das mit ihr gemacht?«
    Maura nickte. »Und diese Veränderungen in den Schienbeinen, auf die ich hingewiesen habe, stammen auch von wiederholten Schlägen mit einem schweren Gegenstand. Es reichte vielleicht nicht aus, um ihr die Schienbeine zu brechen, aber die ständigen Blutungen führten zu permanenten Veränderungen im Periosteum.« Maura ging zum Tisch zurück, auf dem Annas zerschmetterte Leiche lag. Jetzt verstand sie, was dieses Gitternetz von Narben auf ihren Brüsten und ihrem Bauch bedeutete. Aber sie wusste immer noch nicht, warum jemand Anna all dies angetan hatte. Oder wann.
    »Es erklärt immer noch nicht, warum sie sich umgebracht hat«, sagte Dr. Owen.
    »Nein«, gab Maura zu. »Aber es gibt einem doch zu denken, nicht wahr? Man fragt sich unwillkürlich, ob ihr Tod nicht etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte. Mit dem, was diese Narben verursacht hat.«
    »Sie zweifeln an, dass es ein Selbstmord war?«
    »Nachdem ich das hier gesehen habe, zweifle ich alles an. Und jetzt stehen wir vor einem weiteren Rätsel.« Sie sah Dr. Owen an. »Warum wurde Anna Welliver gefoltert?«

Eine Gefängniszelle macht jeden Menschen kleiner, und so war es auch bei Ikarus.
    Durch die Gitterstäbe betrachtet wirkte er irgendwie geschrumpft, bedeutungslos. Sie hatten ihm seinen italienischen Anzug und seine Panerai-Armbanduhr weggenommen, und stattdessen trug er einen grell orangefarbenen Overall und Gummilatschen. Die Einrichtung seiner Einzelzelle bestand lediglich aus einem Waschbecken, einer Toilette und der mit einer dünnen Matratze bedeckten Betonpritsche, auf der er jetzt saß.
    »Sie wissen doch«, sagte er, »dass jeder Mensch seinen Preis hat.«
    »Und was wäre Ihrer?«, fragte ich.
    »Ich haben meinen Preis schon bezahlt. Ich habe alles verloren, was mir je etwas bedeutet hat.« Er blickte zu mir auf, mit seinen leuchtend blauen Augen, so ganz anders als die sanften braunen Augen seines toten Sohnes Carlo. »Ich sprach von Ihrem Preis.«
    »Meinem? Mich kann man nicht kaufen.«
    »Dann sind Sie also bloß ein einfältiger Patriot? Sie tun das aus Liebe zu Ihrem Vaterland?«
    »Ja.«
    Er lachte. »Das habe ich schon mal gehört. Das heißt nichts weiter, als dass das Gegenangebot nicht hoch genug war.«
    »Kein Angebot ist so hoch, dass ich dafür mein Land verkaufen würde.«
    Der Blick, mit dem er mich musterte, war fast mitleidig – als wäre ich nicht ganz bei Trost. »Na schön. Gehen Sie zurück in Ihr Land. Aber Ihnen ist schon klar, dass Sie ärmer zurückkehren, als Sie sein müssten.«
    »Im Gegensatz zu gewissen Leuten«, verhöhnte ich ihn, » kann ich immerhin nach Hause zurückkehren.«
    Er lächelte, und beim Anblick dieses Lächelns wurden meine Hände plötzlich eiskalt. Es war, als könne er in meine Zukunft sehen. »Meinen Sie?«

23
    Darren Crowe war durchaus eine telegene Erscheinung, das musste Jane zugeben. Sie saß an ihrem Schreibtisch, wo sie das Interview im Fernsehapparat des Morddezernats verfolgte und Crowes schicken Anzug, seine Föhnfrisur und sein Hollywoodgebiss bewunderte. Sie fragte sich, ob er sich die Zähne selbst mit einem Mittel aus der Drogerie bleichte oder ob er einen Fachmann dafür bezahlte, dass er seine Beißerchen so perlweiß erstrahlen ließ.
    »Ein Corned-Beef-Sandwich mit extra Sauerkraut«, sagte Frost und stellte ihr die Tüte auf den Schreibtisch. Er sank auf den Stuhl neben ihrem und packte seinen üblichen Mittagsimbiss aus, Truthahn auf Weißbrot ohne Salat.
    »Sieh doch nur,

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