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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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weg, ich bin seitdem nicht einen Tag krank gewesen.« Fox zuckte mit den Schultern.
    »Und wie war es bei dir?«, fragte Cybil Gage. »Was gab es bei dir für wundersame Heilungen?«
    »Keiner von uns hatte auch nur eine einzige Schramme …«, begann Cal.
    »Schon in Ordnung, Cal. Im Team darf es keine Geheimnisse geben. Mein alter Herr hat mich in der Nacht, bevor wir uns hierhin aufmachten, mit dem Gürtel verprügelt. Das hat er immer gemacht, wenn er betrunken war. Ich hatte den ganzen Rücken voller Striemen, als ich hierherkam, sie waren hinterher verschwunden.«
    »Ich verstehe.« Cybil blickte Gage einen Moment lang an.
    »Er ist sauber.« Alle drehten sich nach Layla um, die am Stein stand. »Das kommt mir sofort in den Sinn. Ich glaube nicht, dass er jemals für Opfer benutzt wurde. Nicht Blut und Tod, nicht für das Dunkle. Er fühlt sich sauber an.«
    »Ich habe das Blut darauf gesehen«, sagte Gage.

    »Ich habe ihn brennen sehen. Ich habe die Schreie gehört.«
    »Das ist aber nicht sein Zweck. Höchstens das, was Twisse will.« Quinn legte ihre Handfläche auf den Stein. »Er will seine Macht brechen und ihn benutzen. Cal?«
    »Okay.« Er legte seine Hand über ihre. »Bereit?«
    Zuerst war nur Quinn da. Nur der Mut in ihren Augen. Dann drehte sich die Welt rückwärts, fünf Jahre, zwanzig, so dass er sich als Jungen mit seinen Freunden sah, wie sie sich ins Handgelenk schnitten und ihr Blut vermischten. Dann ging es Jahrzehnte, Jahrhunderte zurück bis zu der Feuersbrunst und den Schreien. Der Stein stand kühl und weiß inmitten der Hölle.
    Zurück zu einem anderen scheidenden Winter, in dem Giles Dent mit Ann Hawkins dort stand, wo er jetzt mit Quinn stand. Dents Worte kamen von seinen Lippen.
    »Wir haben nur noch bis zum Sommer Zeit. Daran kann ich nichts ändern, noch nicht einmal für dich. Die Pflicht ist größer als meine Liebe zu dir und den Leben, die du in dir trägst.« Er legte die Hand auf ihren Bauch. »Ich wünschte so sehr, bei dir sein zu können, wenn sie zur Welt kommen.«
    »Lass mich bleiben, Geliebter.«
    »Ich bin der Hüter. Du bist die Hoffnung. Ich kann die Bestie nicht vernichten, ich kann sie nur eine Zeit lang an die Kette legen. Und ich verlasse dich nicht. Es ist nicht Tod, sondern ein endloser Kampf, ein Krieg, den nur ich führen kann. Bis das, was von uns kommt, ihm ein Ende bereitet. Sie werden alles haben, was ich
ihnen geben kann, das schwöre ich dir. Wenn sie in ihrer Zeit siegreich sind, werde ich wieder bei dir sein.«
    »Was soll ich ihnen von ihrem Vater erzählen?«
    »Dass er ihre Mutter und auch sie von ganzem Herzen liebte.«
    »Giles, er hat doch die Gestalt eines Mannes. Ein Mann kann bluten, ein Mann kann sterben.«
    »Er ist kein Mann, und es liegt nicht in meiner Macht, ihn zu vernichten. Das wird die Aufgabe derer sein, die nach uns kommen. Auch er wird sich Nachkommen schaffen. Nicht durch Liebe, und sie werden nicht so sein, wie er es sich vorstellt. Er kann sie nicht besitzen. Ich muss es tun. Ich bin nicht der Erste, Ann, sondern der Letzte. Was von uns kommt, ist die Zukunft.«
    Sie drückte die Hand in die Seite. »Sie bewegen sich«, flüsterte sie. »Wann, Giles, wann wird es zu Ende sein? All die Leben, die wir gelebt haben, all die Freude und der Schmerz, den wir erfahren haben. Wann wird es Frieden für uns geben?«
    »Sei mein Herz.« Er hob ihre Hand an seine Lippen. »Ich will dein Mut sein. Wir werden uns wiederbegegnen.«
    Tränen liefen über Quinns Wangen, als die Bilder verblassten. »Sie haben nur uns. Wenn wir den Weg nicht finden, sind sie füreinander verloren. Ich habe in mir gespürt, wie ihr das Herz brach.«
    »Er glaubte an das, was er tat, was er tun musste. Er glaubte an uns, obwohl er es nicht klar gesehen hat. Ich glaube nicht, dass er uns alle sehen konnte«, sagte Cal und blickte die anderen an. »Er hat einfach daran geglaubt.«

    »Gut für ihn«, sagte Gage. »Aber ich glaube lieber an diese Glock.«
    Nicht der Wolf, sondern der Junge stand am Rand der Lichtung. Er grinste. Er hob die Hände und zeigte Fingernägel, scharf wie Klauen.
    Obwohl es erst Mittag war, herrschte plötzlich Zwielicht; die Luft wurde eiskalt. Am Winterhimmel rumpelte der Donner.
    So blitzartig, dass Cal es nicht verhindern konnte, sprang Lump. Der als Junge maskierte Dämon schrie vor Lachen und kletterte wie ein Affe auf einen Baum.
    Aber Cal hatte es trotzdem gesehen. Für den Bruchteil eines Augenblicks hatte er Schreck und

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