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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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andere Hand auf den Stein, und auf einmal hatte er das Gefühl, von Feuer eingeschlossen zu sein.
    Er packte sie bei den Schultern und drückte sie mit dem Rücken an den Stein. Dann küsste er sie.
    Einen Moment lang war er jemand anderer, genau wie sie, der Augenblick war erfüllt von trauernder Verzweiflung. Ihr Geschmack, ihre Haut, der Schlag ihres Herzens.

    Dann war er wieder er selbst und spürte, wie Quinns Lippen heißer wurden. Ihr Körper bebte, und ihre Finger drückten sich in seine Hüften.
    Er hätte sie am liebsten ganz auf den Steintisch geschoben und sich auf sie gelegt.
    Nein, nicht er, dachte er, jedenfalls nicht nur er. Deshalb zwang er sich, sich zurückzuziehen.
    Einen Moment lang bebte die Luft. »Es tut mir leid«, stieß er hervor. »Also, nicht alles, aber es kam so …«
    »Überraschend.« Ihre Stimme war rau. »Für mich auch. Das war definitiv unerwartet. Mir ist ganz schwindlig«, flüsterte sie. »Aber ich beklage mich nicht. Wir waren es nicht, aber dann waren wir es doch.« Sie holte tief Luft. »Du kannst mich gerne als Schlampe bezeichnen, aber mir gefiel beides.« Sie blickte ihn an und legte ihre Hand auf den Stein. »Willst du es noch einmal versuchen?«
    »Ich denke, ich bin immer noch ein Mann, also würde ich es gerne tun. Aber ich halte es weder für klug noch für besonders sicher. Außerdem habe ich nicht so viel dafür übrig, wenn jemand anderer sich meiner Hormone bedient. Wenn ich dich das nächste Mal küsse, dann gibt es nur dich und mich.«
    »In Ordnung. Verbindungen.« Sie nickte. »Ich neige mehr denn je zu dieser Verbindungstheorie. Könnte etwas mit dem Blut zu tun haben, könnte jedoch auch so eine Reinkarnationsgeschichte sein. Es lohnt sich auf jeden Fall, es zu untersuchen.«
    Sie trat einen Schritt vom Stein und von Cal zurück. »Also, kümmern wir uns lieber um die Dinge, die anstehen.«

    »Bist du okay?«
    »Ich muss zugeben, es hat mich aufgewühlt. Aber nicht auf schlimme Art und Weise.« Sie nahm ihre Wasserflasche und trank durstig.
    »Ich wollte dich. In jeder Hinsicht.«
    Quinn ließ die Flasche sinken und blickte in seine ruhigen grauen Augen. Ihre Kehle wurde schon wieder trocken. »Ich weiß. Aber ich weiß nicht, ob das ein Problem werden könnte.«
    »Es wird ein Problem, aber das ist mir egal.«
    Ihr Herz machte einen Satz. »Äh … Das ist wahrscheinlich nicht der richtige Ort, um …«
    »Nein.« Er trat einen Schritt vor, berührte sie jedoch nicht. Trotzdem wurde ihre Haut ganz heiß. »Es wird einen anderen Ort geben.«
    »Okay.« Sie räusperte sich. »In Ordnung. An die Arbeit.«
    Noch einmal ging sie um den Stein herum. Cal beobachtete sie, was sie ein bisschen nervös machte. Ihn störte das nicht, im Gegenteil, er fand, es war ein Punkt für ihn. Natürlich hatte ihn etwas getrieben, sie zu küssen, aber er hatte auch gespürt, was er empfand, als sich dieses Etwas zurückgezogen hatte. Eigentlich hatte er schon vom ersten Moment an, als er sie sah, gewusst, was er fühlte.
    Einfach nur Lust.
    »Ihr drei habt in jener Nacht hier gezeltet.« Quinn glaubte Cal anscheinend, dass es auf der Lichtung sicher war, denn sie bewegte sich unbeschwert. »Ihr habt Junk Food gegessen, euch gekabbelt und euch Gespenstergeschichten erzählt.«

    »Ja, ein paar. Und wir haben das Bier getrunken, das Gage seinem Vater gestohlen hatte, und uns die Zeitschriften mit den nackten Mädchen angeschaut, die er mitgebracht hatte.«
    »Das sind aber eher Aktivitäten für Zwölfjährige.«
    »Wir waren frühreif.« Er befahl sich, nicht mehr an sie zu denken und sich zu konzentrieren. »Wir machten ein Lagerfeuer. Der Ghettoblaster lief. Es war eine schöne Nacht, warm, aber nicht drückend. Und es war unsere Nacht. Wir dachten auch, es sei unser Ort. Heiliger Grund.«
    »Das hat deine Urgroßmutter gesagt.«
    »Alles rief nach einem Ritual. Wir schrieben Wörter auf, formulierten einen Eid, und um Mitternacht ritzten wir uns mit meinem Pfadfindermesser die Handgelenke auf. Wir sagten die Worte, die wir aufgeschrieben hatten, und drückten unsere Handgelenke aneinander, damit wir Blutsbrüder wurden. Dann brach die Hölle los.«
    »Was passierte?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Die anderen beiden auch nicht. Es gab eine Art Explosion, mit blendend hellem Licht, und ich wurde nach hinten geschleudert. Schreie, aber ich habe nie herausbekommen, ob es meine, die von Fox oder Gage oder von jemand anderem waren. Die Flammen schossen empor, und überall

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