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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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brannte es, aber wir wurden nicht verbrannt. Etwas drängte heraus, drängte sich in mich. Es tat unheimlich weh, das weiß ich noch. Dann sah ich eine schwarze Masse aufsteigen und spürte die Kälte, die sie mitgebracht hatte. Und auf einmal war es vorbei, wir waren
wieder alleine, die Erde war schwarz verkohlt, und wir hatten schreckliche Angst.«
    Zehn Jahre alt, dachte sie. Noch ein kleiner Junge. »Wie seid ihr herausgekommen?«
    »Am nächsten Morgen haben wir die Lichtung beinahe so verlassen, wie wir hingekommen sind. Es gab nur ein paar Veränderungen. Ich war neun, als ich hierherkam. Ich trug eine Brille, weil ich kurzsichtig war.«
    Quinn zog die Augenbrauen hoch. »War?«
    »2,1 Dioptrien auf meinem linken Auge, 2,9 auf dem rechten. Und als ich herauskam, war es weg. Keiner von uns hatte auch nur einen einzigen blauen Fleck, vor allem Gage nicht, der mit einigen Verletzungen hierhergekommen war. Seit jener Nacht war keiner von uns auch nur noch einen Tag krank. Wenn wir uns verletzen, heilen die Wunden von selber.«
    Interessiert und fasziniert blickte sie ihn an. Sie schien seine Worte nicht zu bezweifeln. Außer seiner Familie war sie die Einzige, der er die Geschichte jemals erzählt hatte. Und sie glaubte ihm.
    »Ihr habt so eine Art Immunität verliehen bekommen.«
    »So könnte man es nennen.«
    »Fühlst du Schmerzen?«
    »Ja, vor allem, wenn Verletzungen heilen, dann können sie wahnsinnig wehtun, aber es dauert nicht lange. Und ich kann in die Vergangenheit schauen. Nicht immer, aber manchmal kann ich vergangene Ereignisse sehen.«
    »Also ein rückwärtsgewandter Seher.«

    »Hmm. Ich habe zum Beispiel gesehen, was hier am siebten Juli sechzehnhundertzweiundfünfzig passiert ist.«
    »Und was ist hier passiert, Cal?«
    »Der Dämon war unter dem Stein gefesselt. Fox, Gage und ich haben den Bastard befreit.«
    Sie trat zu ihm. Sie hätte ihn gerne berührt, um diese Sorge aus seinem Gesicht zu nehmen. »Und wenn es so war, euch trifft keine Schuld.«
    »Schuld und Verantwortung unterscheiden sich nicht so grundlegend.«
    Ach, zum Teufel damit. Sie legte ihm die Hände auf die Wangen und küsste ihn sanft auf den Mund. »Du bist verantwortlich, weil du die Verantwortung übernehmen willst. Du bist geblieben, wo viele andere Männer gegangen, ja weggelaufen wären. Also muss es auch einen Weg geben, den Dämon wieder dahin zu schicken, wo er hingehört. Und ich werde alles tun, um dir dabei zu helfen.«
    Sie öffnete ihren Rucksack. »Ich mache jetzt Fotos und ein paar Notizen und werde dir eine ganze Menge lästige Fragen stellen.«
    Sie hatte ihn erschüttert. Die Berührung, die Worte, das Vertrauen. Am liebsten hätte er sie in die Arme gezogen und sie einfach nur festgehalten. Er trug keine Schuld, hatte sie gesagt, und als er sie jetzt anblickte, sehnte er sich so sehr nach Unschuld.
    Aber es war nicht der richtige Ort. »Du hast eine Stunde Zeit. In einer Stunde müssen wir wieder zurück. Ich möchte vor der Dämmerung aus dem Wald heraus sein.«

    »Ich widerspreche dir nicht.« Dieses Mal, dachte sie und machte sich an die Arbeit.

9
    Nach Cals Meinung dauerte es ziemlich lange, bis sie mit ihrer winzigen Digitalkamera ihre Aufnahmen gemacht, sich alles aufgeschrieben und ausführlich mit sich selber geredet hatte.
    Er konnte sich zwar nicht vorstellen, wozu das alles gut sein sollte, aber da sie so konzentriert am Werk war, setzte er sich neben den schnarchenden Lump unter einen Baum und ließ sie arbeiten.
    Es gab keine Geräusche mehr, und er hatte auch nicht das Gefühl, dass noch jemand um die Lichtung schlich. Vielleicht hatte der Dämon ja etwas anderes zu tun, dachte Cal. Oder vielleicht hielt er sich nur zurück und beobachtete sie.
    Es war interessant, ihr zuzuschauen, zu sehen, wie sie sich bewegte. Schnell und direkt in der einen Minute, langsam und nachdenklich in der nächsten. Als ob sie sich nie entscheiden könnte, wie sie an etwas herangehen sollte.
    »Hast du den Stein jemals analysieren lassen?«, rief sie. »Wissenschaftlich analysieren lassen?«
    »Ja. Als Teenager haben wir unserem Geologielehrer auf der Highschool Proben mitgebracht. Es ist Kalkstein. Und«, fuhr er fort, »ein paar Jahre später hat Gage
weitere Proben in einem Labor in New York untersuchen lassen. Mit dem gleichen Ergebnis.«
    »Okay. Hast du was dagegen, wenn ich noch einmal Proben nehme und sie untersuchen lasse?«
    »Nein, bitte.« Er wollte ihr sein Messer geben, damit sie etwas abschaben

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