Abenteuer des Werner Holt
Wache? Los, Holt, Gomulka, mitkommen!« Wenskat verschwand auf dem Hof. Holt stieg die Kellertreppe hinab. Er kramte unter einem Stapel Patronenkisten einen Kasten Pistolenmunition hervor, den Böhm für seine Maschinenpistole brauchte, und trug ihn mit Gomulka ins Wachlokal.Da stürzte Wenskat ins Zimmer. Sein Gesicht war verzerrt. »Wache! … der Schulze, im Garten, Herr Unterfeldmeister … tot!«
Böhm starrte Wenskat an, sein Mund öffnete und schloß sich. Dann überschlug sich seine Stimme: »Mitkommen!« Sie rannten über den Hof in den Garten. Zwischen den Büschen lag Schulze. Der Anblick war furchtbar. Wolzow beugte sich ungerührt über den Toten. Die Stirn klaffte von einem Beilhieb. Er lag auf dem Rücken, die Beine waren im Hinstürzen seltsam nach hinten geknickt. Waffenrock und Hose waren geöffnet. In der linken, krampfhaft verschlossenen Faust hielt er ein dichtes Büschel hellblonden Haares. Wolzow richtete sich auf. »Der ist hin.« Er sah sich suchend um. »Dort!« Holt sah im Gras ein Beil liegen,
das
Beil.
»Herr Unterfeldmeister!« schrie Wenskat. »Die Blonde vom Hausmeister! Er ist ihr nachgegangen, und als ich sehen wollte, wo er bleibt, da lag er hier!«
Böhm lief schon los. Sie folgten ihm. Aus dem Schulhaus stürzten immer mehr Leute. Böhm rüttelte an der Klinke des Gartenhäuschens. »Tür einschlagen!« Wolzow stieß mit dem Kolben des Karabiners zu, daß es donnerte, immer wieder, bis das Schloß barst. Der Korridor lag offen vor ihnen. Wenskat stürmte als erster hinein, durchmaß mit wenigen Schritten den Vorraum und riß die Tür auf.
Mitten im Zimmer stand der Hausmeister, ein Jagdgewehr im Anschlag, der Schuß krachte. Wenskat brach schreiend zusammen. Böhm riß dem Hausmeister das Gewehr aus den Händen und schlug mit dem Kolben auf ihn los, er brüllte: »Verbrecher! Bandit! Slawenvieh!« Der Hausmeister fiel zu Boden, Böhm trat ihn mit den benagelten Stiefeln und tobte: »An die Wand … Sofort an die Wand!« Das Mädchen stand am geöffneten Fenster, einen halbgefüllten Rucksack zu Füßen.
Böhm fuhr auf das Mädchen los: »Die Hände hoch, du Aas!« Das Mädchen hob die Arme. »Vetter, Wolzow!« schrie Böhm. »Den Wenskat ins Krankenzimmer! Gomulka, Schwedt, den Banditen auf die Beine bringen, aber schnell, an die Mauer, Gesicht zur Wand! Holt, stehn Sie nicht rum, das Aas abführen, Gesicht zur Wand … Wirst du wohl die Arme oben lassen, du Hurenstück!Meermann, Runge … mitkommen!« Er lief davon. Gomulka und Schwedt hoben den Hausmeister auf, er wankte vor ihnen durch den Korridor auf den Hof. Das Mädchen folgte unaufgefordert.
Holt ging ein paar Schritte hinter ihr. Sie hielt die zitternden Hände im Nacken verschränkt, das Haar fiel über Hände und Schultern. Er trug den entsicherten Karabiner unter dem Arm. Die Linke umklammerte den Kolbenhals, der Finger lag am Abzug. Wenn sie wegläuft, dann muß ich schießen. Dann
werde
ich schießen. Sein Blick suchte einen Punkt zwischen den Schulterblättern. Etwas links, dachte er, dann spürt sie nichts.
Der Hausmeister lehnte den zerschlagenen Kopf gegen die Mauer des Schulhauses. Das Mädchen trat neben ihn hin. Holt stand dicht dahinter, das Gewehr in den Händen, er dachte: Gleich kommt Böhm wieder, dann muß ich schießen …
Böhm brüllte von der Haustür her: »In den Keller! Los, vielleicht bewegt ihr euch ein bißchen schneller!« Böhm öffnete unten ein stockdunkles Loch, ein massives Gelaß mit eiserner Tür. »Schwedt, Sie bleiben als Posten hier, bis ich Ablösung schicke. Die andern mitkommen.«
In der Wachstube stand der Trupp beisammen. Wolzow meldete: »Wenskat tot. Vier Mann auf Posten!« Böhm überflog die Gesichter, er murmelte die Namen: »Gomulka, Holt, Vetter, Zöllner, Meermann, Matzke, Runge … Schwedt im Keller … Wolzow, Sie übernehmen den Trupp! Ich hab mit dem Oberfeldmeister telefoniert. Er ist am Bahnhof. Wenn er zurückkommt, will er die beiden verhören. Er sagt, es stinkt, es stinkt überall, und es stinkt auch hier ganz gewaltig … Der erste Zug ist zurückgerufen worden. Der dritte Zug war nicht zu erreichen. Die Wachen werden heut nacht verdoppelt. Wolzow … Schulze ins Krankenzimmer. Dann das Erdgeschoß von Stroh säubern, ist zu brenzlich, alles hoch ins Obergeschoß, bloß das Wachlokal bleibt hier. Ich muß zur Brücke. Sie melden die Wache beim Oberfeldmeister, sobald er zurückkommt. Lassen Sie sich Befehle geben.«
»Erster Trupp hört auf mein
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