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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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heute kaum bis hierhin geschafft, war ja nicht gerade anspruchslos. Ich freute mich sehr über die vertrauten Gesichter.
     
    Ein Wort zu La Faba: Ein Miniatur-Bergdorf, scheinbar von der Welt abgeschnitten und vom üppigen Grün der umliegenden Wälder fast völlig eingerahmt, allerliebst! Am Abend bereiteten Ela, Jos und ich uns ein üppiges Sportlermenü (Nudeln), reich an Kohlenhydraten. Wir speisten gemeinsam am festlich gedeckten Picknicktisch neben der Herberge und vergaßen dabei natürlich auch den guten Tropfen Wein nicht. Meinen Hunger konnte ich erst mit der 4. Portion Nudeln stillen. Die Speicher wollten eben wieder gefüllt werden. Eileen und Torsten zogen zum Essen die traute Zweisamkeit vor. Wer will es ihnen verdenken?
     
    Auf die freundliche Einladung des Hospitaleros nahm ich wenigstens an der Andacht teil. Ihm konnte und wollte ich das nicht ausschlagen. War auch ganz nett gemacht, aber es gab mir nichts. Als ich die Vorträge einiger Redner hörte und mir deren Gelaber einige Stunden vorher in Erinnerung rief, fiel mir gar nichts mehr ein. So kann man sich auch als Heuchler outen, dachte ich belustigt. Absolut unbewegt und unberührt verließ ich am Ende die Veranstaltung, die Momente am Nachmittag, allein in der Kapelle, habe ich jedenfalls wesentlich mehr genossen. Es gibt halt nicht nur einen Königsweg. Keine wirklich neue Erkenntnis!
     
    Da es draußen empfindlich frisch geworden ist, haben wir den Tag in großer Runde in der Küche ausklingen lassen. Nun isses Zeit zum Schlafen.
     
     
     
     
     
     

Tag 78, La Faba - Samos 36 km
     
    Die Nacht war allenfalls mäßig. Trotzdem kam ic h gut in die Puschen. Natürlich deutlich gemäßigter als gestern Nachmittag startete ich in den sofort hinter La Faba wieder steilen Anstieg und wurde schnell vom dichten Laubwald verschluckt. In den Höhenlagen weit über 1.000 m wechselte die Vegetation langsam, der Wald ging in grasbewachsene Berghänge über. Damit wurde auch das Profil des Weges zusehends flacher, die härtesten Abschnitte waren vorbei! Ich hatte nun freie Sicht auf die galizische Berglandschaft, und die geizte nicht mit Reizen. Bald lugte die schon längst aufgegangene Sonne über die Bergspitzen und machte, was sie so perfekt beherrscht, nämlich schönste Lichtspiele auf die Hänge projizieren. Wenn einem so viele schöne Tage geschenkt werden, lassen sich deren Eindrücke nicht beschreiben, ohne dass man sich dabei wiederholt. Es ist immer wieder aufs Neue ein Schauspiel. Jedes Mal, wenn sich ein Höhepunkt offenbart, frage ich mich, ob sich der toppen lässt und stelle kurz darauf fest, dass es sehr wohl möglich ist. Da ich die angemessenen Superlative für all diese Höhepunkte aber bereits längst verschossen habe und mir keine anderen einfallen, muss ich eben die bereits benutzten aufwärmen. So auch diesmal. Es ist einfach nur zum Heulen schön, was ich alles zu sehen bekomme. Ein bisschen hängt das sicher auch mit meiner zunehmend sensibilisierten Wahrnehmungsfähigkeit zusammen, vermute ich. Wie auch immer, ist es nicht schön, wenn es einem so gut geht, dass die Suche nach dem passenden Wort hierfür das größte Problem ist? Jawoll, so ist es!!
     
    Nach gut einer Stunde exzessiven Wandervergnügens erreichte ich den Ort O Cebreiro. So urig, so einzigartig, dass man ihn gleich komplett unter Denkmalschutz gestellt hat. Knapp 160 km vor Santiago war ich in Galizien angekommen. Dort oben, bei empfindlicher Kälte, wartete gleich das nächste Naturschauspiel, was Bergbewohner in höher gelegenen Regionen sicher öfters geboten bekommen. Ich war über den Wolken! Während O Cebreiro im Sonnenlicht schimmerte, waberten unterhalb der Berggipfel dichte Wolkenschleier und hielten die Sonne von den Tälern fern. Für alle weiter oben ein toller Anblick, für die da unten allerdings weniger schön. Ich verharrte erst eine ganze Weile und wärmte mich bei einer Tasse Kaffee auf, bevor ich meinen Gang durch die spektakuläre Bergwelt fortsetzte. Gierig und unersättlich sog ich auf, was mir vor die Augen kam. Da ich mich beständig in den Hochlagen bewegte, kam ich weiter voll auf meine Kosten. Ein echter Toblerone- Tag, ganz nach dem Motto: „Knack dir den Gipfel der Genüsse!“
     
    Vor einer weiteren Passhöhe ging ich ein Stück mit Michelle und ihrem Begleiter. Wir kamen nett ins Plaudern. Die beiden müssen in Brasilien der Oberschicht angehören, reisen viel durch die Welt, haben ein Ferienhaus in Florida und tragen

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