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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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Aber vielleicht war die Infrastruktur 2001 ja noch nicht so gut wie heute.
     

    Santiago kommt immer näher…
    Tag 77, Cacabelos – La Faba 31,5 km
     
    Nach dem schon obligatorischen Muffin-Frühst ück auf der Bettkante brach ich deutlich vor 8 Uhr auf. Eileen und Torsten, absolute Frühaufsteher, waren schon längst weg, Ela hingegen noch nicht fertig. Wir verabredeten uns auf einen Kaffee in Villafranca del Bierzo. Jos schlief noch, Ela wusste nicht, wie es ihm geht. Hoffentlich kann er heute überhaupt weiter, dachte ich.
     
    Hinter Cacabelos begann leichtes Hügelland mit beinahe wildwüchsig dreinschauenden Weinfeldern. Sie wurden flankiert von grünen Bergen, die bei wolkenlosem Himmel so messerscharf und klar zu sehen waren wie nie zuvor. Ein genialer Auftakt, der mich über 8 km bis Villafranca del Bierzo führte. Dort wurde ich von Brunos Pferd begrüßt. Bruno selbst war nicht zu sehen. Die ‚Klein-Compostela’ genannte Stadt hat entsprechend der Bedeutung auf dem Jakobsweg viel von ihrem mittelalterlichen Gesicht bewahrt. Mächtige Bauwerke wie Schlösser und Burgen sowie eine große Dichte an Kirchen prägen das Bild des mit rund 3.600 Einwohnern eigentlich recht kleinen Ortes. An der engen, sehr gepflegten Altstadtgasse kann man sehen, dass viel Geld in den Erhalt des alten Villafranca gesteckt wird. Schon außerhalb vom Ort, auf der anderen Seite hoch oberhalb des Rio Burbia, hatte ich von einer Sonnenterrasse den besten Blick überhaupt. Von dort sah ich auf alle Baudenkmäler gleichzeitig. Natürlich schmeckte so der Milchkaffee noch besser, als er das ohnehin schon tat. Ela fand mich dort allerdings nicht, sie steckte vermutlich in einer Bar mitten in der Altstadt.
     
    Gut gestärkt begann ich quasi direkt hinter meiner Pausenstation den berüchtigten ‚Camino Duro’, den harten Weg, den Weg der Leiden, oder wie man ihn sonst noch nennt. War gespannt, ob er die wenig ermutigenden Beinamen zu Recht trägt. Wahrscheinlich sind sie es, die viele Pilger den weniger schönen Weg entlang der Straße einschlagen lassen. Tatsächlich sind die ersten Kehren brutal steil, der Name kommt also nicht von ungefähr. Bereits nach wenigen Minuten lösten sich bei mir die ersten Schweißperlen. Eher unrhythmisch mühte ich mich den Berg hinauf, ein Schritt nach dem anderen. Nur allmählich fanden meine Beine die richtige Frequenz. Beim Blick zurück in Richtung Villafranca sah ich, dass auch Bruno den Camino Duro in Angriff genommen hatte. Natürlich ging er neben seinem Pferd her und ritt es nicht etwa. Schon nach 300 oder 400 Metern wurde der Anstieg etwas flacher, war nun schön gleichmäßig zu gehen, alles andere als eine Qual! Eine herrliche Bergwelt breitete sich vor mir aus. Um nicht zum wiederholten Mal in Schwärmerei zu verfallen, verliere ich jedoch keine weiteren Worte mehr hierzu. Aber ‚Duro’? Nein, das war er nicht mehr.
     
    Auf einer offenen Passage sah ich weit unten an der Straße kleine Pilgergruppen. Die hatten sich scheinbar tatsächlich durch die aus meiner Sicht völlig übertriebene Beschreibung des Camino Duro abschrecken lassen. Mensch, wenn die gewusst hätten, wie schön es dort oben ist. Ich kann verstehen, warum Hape Kerkeling an der Straße damals so heftig geflucht hat. Heute entschärft zwar die Autobahn die Verkehrssituation, aber die war 2001 noch nicht da. Wenn ich mir vorstelle, dass der ganze Verkehr inklusive LKW damals über die normale Straße geflossen ist, dann ist klar, wie gefährlich das gewesen sein muss. Schöner ist’s auch heute nicht, egal ob mit oder ohne Verkehr. Und mit der neuen Autobahn hat die Landschaft nun ein ziemlich hässliches und langgezogenes Geschwür bekommen.
     
    Auf dem höchsten Punkt machten Eileen und Torsten Rast. Dass sie sich für den schwereren Weg entschieden haben, wunderte mich nicht, sie sind auch zwei absolute Genießertypen. Nach ein paar Worten passierte ich sie und ging weiter. Nach wie vor habe ich vom Alleinwandern nicht die Nase voll, im Gegenteil, gerade in freier Natur ist es so noch schöner und intensiver, weil einen keine Gespräche ablenken. Der Abstieg begann mit ein paar schwierigen, weil steinigen Abschnitten. Die meiste Zeit führte der Weg nun durch Kastanienwälder. Schade, dass er so nicht den ganzen Tag weitergehen konnte.
     
    Beinahe ein Schock nach so viel Idylle war die Ankunft in Trabadelo. Von diesem Ort behalte ich nur die große Tankstelle in Erinnerung. Schnell weg von hier und weiter,

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