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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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letzte Baguettebrot und ein paar kalorienreichere Sachen, geeignet für ein ordentliches Abendessen. Glück gehabt!
     
    Zurück am Hof konnten wir sogar noch etwas draußen sitzen, die Sonne ließ sich immer häufiger blicken. Eine herrliche Ruhe umgibt uns hier. Nur Vögel und Grillen sind in dieser ländlichen Idylle zu hören.
     
    Entspannt erzählten wir uns nun von unseren bisherigen Erfahrungen auf dem Pilgerweg, das bot reichlich Gesprächsstoff. Einerseits war unser beider Verlauf (natürlich) sehr unterschiedlich, andererseits gibt es erstaunliche Parallelen, insbesondere was den emotionalen Faktor betrifft. Einig sind wir beide uns darin,  dass wir es nicht bereuen, diese Mammutdistanz unter die Füße genommen zu haben.
     
    Wirklich persönliches haben wir (noch) nicht ausgetauscht. Ich schätze, Karl-Heinz ist etwas über 50 Jahre alt. Er macht auf mich einen gebildeten Eindruck, scheint recht breit aufgestellt, sehr viel breiter als ich. Offensichtlich fühlt er sich in vielen Themengebieten zuhause. Eine große Rolle spielt das aber nicht, hier auf dem Weg sind wir ziemlich gleich und unsere Bedürfnisse reduzieren sich auf das Wesentliche. Mein erster Eindruck ist, wir verstehen uns.
     
    Hatte ich nicht vor ein paar Tagen gemutmaßt, in Vézelay wieder mal jemanden zu treffen...? Schön, dass es so gekommen ist, ein bisschen Kommunikation nach so langem Alleinwandern tut gut. Obwohl wir beide alles andere als begnadete Köche sind, haben wir es geschafft, aus den rangeschleppten Zutaten ein ordentliches Pilgermenü zu bereiten. Es hatte so ein bisschen was von Männer-WG.
     
    Während ich nun, bereits nach 22 Uhr, auf der Terrasse den Tag ausklingen lasse und meine letzten Notizen zu Papier bringe, hat sich Karl-Heinz schon die waagerechte Position ausgesucht. Er ist ein echter Frühstarter, meist macht er sich schon um 7 Uhr auf den Weg. Das habe ich bisher noch nicht ein einziges Mal geschafft, ehrlich gesagt aber auch nicht gewollt. Morgen wollen wir zusammen aufbrechen - nicht so früh! Da wir erst nach 7 Uhr Frühstück bekommen, lässt sich Karl-Heinz auf die für ihn ungewohnt spätere Startzeit ein. Mal sehen, wann sich unsere Wege wieder trennen. Vielleicht halten wir es ja auch einen Tag miteinander aus. Wir verzichten bewusst auf diesbezügliche Absprachen.
     
    Nach dem gestrigen Höhenflug ist die heutige Etappe genau so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hatte. Total relaxt, ohne körperliche Nachwirkungen! Ich freue mich schon auf den morgigen Weitermarsch.
     
    Einen Schönheitsfehler hat der Tag denn doch: Meine sauteuren Marken- Trekkingschuhe sind bereits annähernd durchgelaufen. Skandal! Na ja, so schlimm nun auch wieder nicht, aber weit werde ich mit den Tretern wohl tatsächlich nicht mehr kommen. So früh habe ich damit nicht gerechnet. Hoffentlich finde ich schnell ein gescheites neues Paar, das sich ohne leidige Blasenprozedur einlaufen lässt. Was soll’s, dieses Problem wird sich lösen lassen, genau genommen ist es gar kein Problem. Habe ja schließlich noch meine Sandalen. Egal, gehe jetzt erst Mal schlafen und wünsche mir einen nichtschnarchenden Karl-Heinz… .
     
     
     
     
     
     
     
     

 
     

    Von außen eher unscheinbar – Die Basilika von Vézelay
     
     
     

Tag 29, Bazoches – Saint Révèrien 36 km
     
    Alles war bestens! Entweder hat Karl-Heinz nicht geschnarcht oder ich habe so tief und fest geschlafen, dass ich nichts mitbekommen habe. Ich fühlte mich fit und ausgeruht. Nach einem gemeinsamen Frühstück brachen wir auf, strahlender Sonnenschein signalisierte: Der Frühling ist zurück!
     
    Im schillernden Licht wirkte die Landschaft noch schöner, als ich sie gestern wahrgenommen hatte. Besonders prägend der alte Baumbestand. Locker verteilt er sich auf den weiten Feldern, verleiht der Szenerie einen unvergleichlichen Charakter. Die stummen, hölzernen Zeugen mehrerer Epochen strahlen Erhabenheit aus, lassen mit ihrer knorrigen Schönheit Zeit unbedeutend erscheinen. Hier kann ein unruhig arbeitender Geist zur Ruhe kommen, sich erholen - Menschsein in einer anderen Qualität! Es passte, dass völlig unverhofft und weit entfernt die Basilika von Vézelay noch einmal in unserem Blickfeld auftauchte, so als wollte sie sich ein letztes Mal von uns verabschieden und einen guten Weg wünschen. Großartige Momente! Mit meinem Lauftempo habe ich mich heute an Karl-Heinz angepasst. Es war angenehm, mit Kompanie unterwegs zu sein. Wir waren

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