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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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Dem Fahrer versuchten wir mitzuteilen, dass er uns zurück zu seinem Haus bringt. Wir wollten nun die 7 km in den nächsten Ort noch gehen, zeitlich war das kein Problem. Der Mann schien uns nur leider überhaupt nicht zu verstehen. Auf dem Rückweg fuhr er schnurstracks an Guipy vorbei und blieb auf der Hauptstraße. Alle Versuche, ihn zum Umkehren zu bewegen, scheiterten. Nach ein paar Minuten waren wir in Saint Révèrien, dem Ort, den wir eigentlich zu Fuß erreichen wollten. Was ein großer Bockmist, so hatte ich mir das nicht vorgestellt.
     
    Vor einer alten, (natürlich) leicht heruntergekommenen Villa hielten wir an. Ein großes Schild signalisierte uns, dass es sich um ein Gite de France handelt. Mit einem Scheißgefühl stieg ich aus, so will ich meinen Pilgerweg schließlich nicht zurücklegen, zumal ich die Strecke heute locker noch in den Beinen gehabt hätte. Am liebsten hätte ich mich zurück zu dem Haus des Mannes fahren lassen, aber der
    hätte mich ja komplett für verrückt erklärt. Wohl zu Recht. Es sind doch nur 7 km! Und dennoch ärgere ich mich! Der Mann hat’s nur gut gemeint, deswegen haben wir uns artig bei ihm bedankt, bevor er wieder nach Hause fuhr. Karl-Heinz und ich waren aber wider Erwarten immer noch nicht am Ziel. Die Villa schien ausgestorben, keiner öffnete die Tür. Wir versuchten einen Blick durch die Fenster zu erhaschen, um zu sehen, ob das Gebäude überhaupt bewohnt ist. Es sah nicht so aus, andererseits ließen die vielen wohlgenährten Katzen, die um uns herumschlichen, vermuten, dass doch jemand in dem Haus wohnt. Wir beschlossen also, erst Mal eine Weile zu warten, in der Hoffnung, dass jemand kommt, vielleicht von der Arbeit oder so. Fehlanzeige! Es tat sich nichts. Nach einer halben Stunde beendeten wir die
    Warterei und orientierten uns in Richtung Ortsmitte. Saint Révèrien ist winzig, Läden
    gibt es nicht. Wir suchten das, was als Pilgerherberge deklariert ist. In einem separaten Raum neben der Kirche wurden wir fündig. Ein paar Franzosen, die sich auf dem Dorfplatz in der Abendsonne bräunten, ließen uns aber wissen, dass alle Betten belegt sind. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, Schadenfreude in den Blicken der Männer zu erkennen. Schon komisch, da begegnet man wochenlang keinem Pilger und auf einmal findet man in einer 6-Bett-Herberge keinen Platz mehr.
    Es war wie es war, lamentieren half uns nicht weiter. Wir fingen langsam an, uns an
    den Gedanken zu gewöhnen, in der kommenden Nacht kein Dach über dem Kopf zu
    haben. Ich schlug vor, den örtlichen Pfarrer zu suchen, hat schließlich schon einmal funktioniert. Das behagte Karl-Heinz wiederum gar nicht. Ich war ein wenig irritiert und fragte, was dagegen spricht. Nach anfänglichem Zögern gestand Karl-Heinz mir, dass er Atheist ist und daher nicht die Hilfe eines kirchlichen Amtsträgers in Anspruch nehmen möchte. Schlechtes Gefühl, schlechtes Gewissen, keine Ahnung was ihn abhielt. Ich bohrte jedenfalls nicht weiter, da ihm das Thema sichtlich unangenehm schien. Ist es ihm peinlich, sich auf dem Jakobsweg als „Ungläubiger“ outen zu müssen? Wie auch immer, wir sind nun mal zu zweit, also ließ ich von meinem Plan ab. Wir mussten eine gemeinsame Lösung finden. Open Air kam auch nicht in Frage, da Karl-Heinz keine Isomatte hat. Ein Quartier war Pflicht!
     
    Auf dem Dorfplatz stand eine kleine Menschengruppe. Zu ihr gingen wir, um dort zu erfragen, was es noch an Möglichkeiten im Ort gibt. Nach kurzer „interner“ Diskussion der Anwesenden, der wir natürlich nicht folgen konnten, bekamen wir lediglich ein Schulterzucken als Antwort. Eine gewisse Ratlosigkeit konnten wir nicht verbergen. Für einen Weitermarsch war es längst zu spät. Obendrein versprach der nächste Ort in 10 km Entfernung ohnehin keine Sicherheit, dort ein Zimmer zu finden. Hm… .
     
    Eine Frau in der Gruppe war es schließlich, die uns in ordentlichem Englisch fragte, ob es für uns okay sei, die Nacht in einem Zelt zu verbringen. Und ob! Weder Karl Hein z noch ich hatten dagegen etwas einzuwenden. Da war sie also, unsere Lösung. Die Frau wohnt mit Ihrer Familie in dem Haus, vor dem wir gerade standen. Im Garten war ein stattliches 4-Mann-Zelt aufgebaut, in dem an Wochenenden immer die Kinder übernachten. Für die kommende Nacht unser Zuhause! Sogar Luftmatratzen und Decken sind inklusive. Es war wie immer, wieder einmal hat sich ein „Problem“ quasi ganz von selbst gelöst. Der Camino meint es

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