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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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mehrere tausend Menschen kamen ums Leben, als im Jahr 1120 das Vorgängergebäude völlig ausbrannte. Im 16. Jahrhundert wurden die hier lebenden Franziskanermönche auf bestialische Weise von den Hugenotten gequält, bevor die Kirche fast vollständig verfiel. Erst viel später machte sich ein junger Architekt daran, das Bauwerk zu restaurieren. Zu Recht wird die Basilika heute Kirche des Lichts genannt. Ich danke dem Architekten sehr für dieses Lebenswerk, denn ohne das würde mein Aufenthalt in Vézelay wahrscheinlich weit weniger nachhaltig in Erinnerung bleiben.
     
    Für mich war es Zeit zu gehen, als eine große Gruppe asiatischer Touristen in das Gebäude einfiel und die besondere Stimmung jäh unterbrach. Wie man es von Ihnen kennt, wurde fotografiert, was vor die Linse kam. Sogar vor einem tief im Gebet versunkenen Pärchen wurde nicht Halt gemacht. Ich bin froh, dass die Horde nicht früher aufgetaucht ist.
     
    Nach dem Verlassen der Kirche traf ich auf dem Vorplatz Karl-Heinz, einen Pilger auf Durchreise. In Furtwangen ist er vor einigen Wochen gestartet. Für ihn war Vézelay nur eine kurze Pausenstation, seine Tagesetappe begann in Avallon. Bisher waren wir auf völlig unterschiedlichen Routen unterwegs, ab Vézelay werden wir nun dem gleichen Streckenverlauf folgen. Da Karl-Heinz weitergehen, ich mich hingegen noch etwas umsehen wollte, haben wir uns nach kurzem Austausch mit den Worten „bis später“ voneinander verabschiedet. Wir hatten keinen Zweifel an einem baldigen Wiedersehen. Rund 1.700 km beträgt die Distanz von Vézelay bis Santiago de Compostela... !
     
    Erst am frühen Nachmittag nahm ich meine heutige Tagesetappe in Angriff. Ich ließ es ruhig angehen, hatte mir von vornherein nur 15 km vorgenommen. Nach dem langen Abschnitt gestern bloß nicht überpacen. Das altertümliche Städtchen mit seinen schönen Natursteinhäusern hatte sich inzwischen mit einer großen Anzahl Touristen gefüllt. Kein Wunder, urig ist‘s! Ich fragte mich, ob sich wohl den vielen Besuchern die Magie der Basilika ebenfalls offenbart. Für die meisten ist es aber wahrscheinlich normales Sightseeing.
     
    Nach dem Verlassen des historischen Teils der Stadt (Stadt ist gut, Vézelay hat gerade einmal 500 Einwohner) gelangte ich sehr schnell in die Natur. Trotz von Wolken verhangenem Himmel und gelegentlichem Sprühregen präsentierte sich die Umgebung aus Wiesen, Wäldern, Feldern und Hügeln in den saftigsten grünen Farben. Außerdem offenbarte sich mir eine erstaunlich gute Fernsicht. Im gemütlichen Spaziertempo verarbeitete ich meine Eindrücke und Emotionen. Das mich dabei über viele Kilometer die Basilika nicht losließ, passte ins Bild. Durch die thronende Lage auf dem höchsten Punkt des Hügels blieb sie ständig in meinem Blickfeld. Wie mag es wohl den Pilgern in früheren Zeiten ergangen sein, die auf diesem Stück gerade ihre ersten Schritte in Richtung Santiago unternahmen? Während ich locker und gelöst meines Weges zog, meldete sich die Jobfrage wieder mal bei mir. Was macht einer wie ich am sinnvollsten? Eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage! Ich bin weder ehrgeizig, zielorientiert (den Camino jetzt mal ausgenommen) noch strategisch denkend. Erfolgsorientierung sucht man bei mir vergebens, dazu geht mir jedes Interesse an technischem Fortschritt ab. Auch mit materiellen Anreizen bin ich nicht zu locken. Ich bin am liebsten zufrieden und das sehr häufig mit dem Ist-Zustand. Mehr, weiter, höher, besser, schöner - das sind Worte, die auf mich keine motivierende Wirkung haben. Im Gegenteil, ich liebe Bequemlichkeit, strebe nach nichts und fühle mich wohl dabei. Lernen (im klassischen Sinne) war mir immer ein Gräuel und ist es bis heute geblieben. Andererseits kann ich bienenfleißig sein und malochen wie ein Pferd, wenn es eine Aufgabe gibt, die der Bewältigung bedarf. Tja, ich glaube, mit einem „normalen“ Job werde ich in Zukunft nicht mehr zu begeistern sein. Kann gar nicht mehr begreifen, wie ich es 2 Jahrzehnte am Schreibtisch aushalten konnte. Überhaupt ist es ein Wunder, wie ich mir mit meiner Anti-wachstumsorientierten Einstellung einen vergleichsweise guten Status erarbeiten konnte. Wo wäre ich erst gelandet, wenn ich die Attribute eines „Erfolgsmenschen“ besäße? Fehlt mir das? Nein!! Eigentlich reicht es mir, salopp gesagt, mich am Kacken zu halten, alles darüber hinaus ist nicht wichtig. Könnte schwierig für mich werden auf dem Arbeitsmarkt, vor allem,

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