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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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behalte, höhö.
     
    Rainer sagte mir einige Wochen vor meinem Start, der Camino sei frei von Sexualität. Auf mich trifft das scheinbar nicht ganz zu, zumindest was die Phantasieebene betrifft. Wenngleich ich sagen kann, dass nach nun über einem Monat das direkte Bedürfnis nach Sex noch nicht einmal vorhanden war. Mal sehen, ob der heutige gedankliche Ausflug in die Welt der fleischlichen Lust ein einmaliger bleibt oder ob er nach Wiederholungen ruft. Sollte es so sein, nehme ich das zum Anlass, mich näher mit diesem Thema zu befassen. Lasse mich überraschen… .
     
    Heute war es Gerard, der mich auf den Boden der sexfreien Realität zurückholte. Nach der Hälfte der Tagesdistanz sah ich ihn vor mir und schloss wenig später zu ihm auf. Wie vermutet, hatte er sich am Morgen schon früh auf den Weg gemacht. Für eine Weile reduzierte ich meine Schrittfrequenz, um ein Stück mit Gerard zusammen zu gehen. Er erzählte mir von seinen vielen Pilgertouren, empfahl mir dringend, nach der Ankunft in Santiago ein paar Tage dort zu verbringen und vor allem die knapp 100 km bis zum Cap Finisterre zu gehen. Ich werde es sonst eines Tages bereuen, betonte er. Wenn es soweit ist, werde ich sicher auf seine Worte zurückkommen. Im Moment ist mir das zu früh. Der Weg bleibt das Ziel und jeder Tagesabschnitt will erst mal zurückgelegt werden. Darauf richte ich meinen Blick. Da unser Rhythmus für längeres gemeinsames Pilgern einfach zu verschieden ist, ließ ich Gerard nach ein paar gemeinsamen Kilometern hinter mir. Wir waren uns sicher, uns im heutigen Zielort Valigny wiederzusehen. Die Auswahl an Orten mit Quartiermöglichkeiten ist auf diesem Abschnitt des Camino wieder einmal sehr begrenzt.
     
    Auf Höhe eines Bauernhofes bei Grand Beaumont wurde ich von 3 wild kläffenden Hunden empfangen, die im Galopp auf mich zugestürzt kamen. Sie hatten alle in etwa die Größe eines Cocker Spaniels. Während zwei von ihnen sich nur eine Streicheleinheit abholen wollten, visierte der dritte im Bunde zielgerichtet meine linke
    Wade an und schnappte mit einem beherzten Biss zu . Der kleine Mistkerl versuchte gleich einen zweiten Angriff, aber mit meinem massiven Pilgerstab aus deutscher Eiche hielt ich ihn auf Distanz. Das hielt ihn nicht davon ab, eine große Klappe zu riskieren. Mit wütendem Gebell begleitete er mich bis an die Grundstücksgrenze. Erst nachdem er sich zurückgetrollt hatte, nahm ich mein Bein in Augenschein. Das Saudier hat Spuren hinterlassen, und zwar 3 Löcher. Aus einem rann Blut. Starke Schmerzen verursachte der Biss indes nicht, daher setzte ich meinen Weg unbeirrt fort. Nun habe ich also auch meine Hunde-Erfahrung auf dem Camino! Ich hoffe, es bleibt die letzte dieser Art. Für die Wundbehandlung habe ich mich später im Quartier der Schwedenkräuter entsonnen, die ich in Baasem von einer der netten Damen aus der Fastengruppe geschenkt bekommen hatte. Das wird wohl reichen.
     
    In Lucy-Levis stieß ich auf eine Parkbank, die mich zur Rast einlud. Lange war ich jedoch nicht alleine. Ein äußerst verlottert aussehender Franzose gesellte sich zu mir und nuschelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstehen konnte. Meine Nichtreaktion auf seinen Kontaktversuch nahm er zum Anlass, mir unangenehm auf die Pelle zu rücken. Verstehen tat ich ihn dadurch natürlich nicht, dafür roch ich ihn umso besser. Mit einer Mischung aus Verwesung, einem vollen Aschenbecher und kräftig würziger Alkoholfahne ist der „Duft“, der aus seinem von faulenden Zähnen verunstalteten Mund strömte, wohl am treffendsten umschrieben. Bäh, nur ekelhaft! Der Kerl muss obendrein völlig unter Drogen gestanden haben. Jedenfalls war sein Blick absolut leer, die Augen glasig. Er machte keine Anstalten, sich zu verziehen, im Gegenteil, einen Zug von seiner Zigarette wollte er mir aufdrängen, ebenso einen Schluck aus seiner Schnapsflasche. Da er nicht gehen wollte, tat ich es, Pause ade! Keine weitere Minute wollte ich mit diesem Zeitgenossen verbringen. Aufgrund seiner desolaten Verfassung war er nicht in der Lage, mich zu verfolgen. Beim Zurückblicken sah ich, wie er sich taumelnden Schrittes in Richtung eines Passanten bewegte… .
     
    Ich befand mich nach wenigen Augenblicken wieder in der Natur und genoss es, frei durchatmen zu können, frische Luft statt Mundgeruch. Der weitere Streckenverlauf wurde durch schmale Feldwege bestimmt, auf denen offensichtlich nicht sehr viele Menschen unterwegs sind. Teilweise hüfthoch war der

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