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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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Abenteuer in Angriff genommen, mit über 50 Jahren wohlgemerkt! Das Bauchgefühl hatte über den Verstand gesiegt. Seitdem investieren sie jede freie Minute, diesem wirklich romantischen Ort wieder Glanz zu verleihen. Viele nicht eingeplante Hürden haben sich ihnen dabei in den Weg gestellt, meist behördlicherseits. Auch den Frankreich-Faktor haben sie deutlich unterschätzt. Dieser Faktor spiegelt sich in der nach ihrer Ansicht sehr speziellen, alles andere als weltoffenen Mentalität der Menschen wieder, mit der sie bis heute nicht zurechtkommen. Offen kritisieren sie auch die Arroganz vieler Franzosen, nach  deren Selbstverständnis ihr Land den Mittelpunkt des Planeten darstellt. Mit ihren direkten Nachbarn sind sie jedoch sehr zufrieden. Die sind selbst schon weitgereist und geben sich weit weniger engstirnig und intolerant als der Durchschnitts-Provinz- Franzose. Ich will mir da kein Urteil erlauben, dafür fehlt mir das Insider-Wissen. Meine eigenen Begegnungen sind mir jedoch fast alle in positiver Erinnerung. Was wir gemeinsam nicht verstehen können, ist die Achtlosigkeit, mit der die Franzosen Dinge dem Verfall preisgeben, besonders auffällig bei der wirklich reichen und phantastischen alten Bausubstanz. Ein Jammer! Ich weiß nicht, wie häufig ich bei meinem Gang durch Frankreich nun schon kopfschüttelnd vor einstmals prachtvollen Häusern und Anwesen stehen geblieben bin. Traurig rotten sie heute vor sich hin. Mensch wäre das schön, wenn es die tollen Bauwerke alle in Deutschland gäbe. Ich bin sicher, dass man diesen Reichtum bei uns mehr zu schätzen, zu hegen und zu pflegen wüsste. Stattdessen müssen wir vielerorts mit gesichts- und schmucklosen Zweckbauten vorlieb nehmen, die mehr und mehr unsere Städte und Dörfer erobern. Tja, aber deswegen nach Frankreich? Hm, nicht wirklich eine Option.
     
    Die beiden Holländer haben ihren Sprung ins kalte Wasser jedoch nie bereut, obwohl sie sich seitdem finanziell deutlich schlechter stehen als vorher. Es war für sie eine Entscheidung des Herzens – und für mich ist es zumindest mal wieder ein Wink mit dem Zaunpfahl, mich nicht wieder einfach in die normale Job-Maschinerie zu stürzen, wenn ich die Pilgerreise beendet habe.
     
    Ich kam gut in Tritt. Durch das Gehen in Sandalen kam Luft an die Füße und ich vermied schmerzhafte Reibung. Wie prophezeit, hörte es bald auf zu nieseln, es wurde milder und die Bewölkung lockerte nach und nach auf. Das Streckenprofil hat sich im Laufe der letzten Tage deutlich verändert. Es geht rauf und runter. Schon bald werde ich das Zentralmassiv streifen. Da geht es dann auf Höhenzüge über 700 Meter. Ich fand heute wieder Gefallen an der Natur, den alten Häusern und kleinen Kirchen. Mein Blick ist vorausgerichtet, ich habe meine Gelassenheit wiedergefunden. Das soll auch so bleiben. Fest vorgenommen habe ich mir, an schlechten Tagen besonnener zu reagieren. Mit meinen gemachten Erfahrungen wird mir das auch gelingen, davon bin ich überzeugt. Die Dinge auf dem Weg muss ich weiter geschehen lassen, steuern kann ich die ohnehin nicht, wohl aber mich selbst!
     
    Nach flottem Marsch ohne große Pausen führten mich die letzten Schritte am Ufer der Creuse entlang in den Ort Crozant. Tatsächlich war die Zimmersuche nicht gleich von Erfolg gekrönt. Ich musste Vorlieb nehmen mit einem teuren Hotel direkt oberhalb der malerischen Schlucht, durch die sich hier die Creuse wie in einem Canyon schlängelt. Gemessen am Preis ist mein Zimmer ein Witz, noch nicht mal eine eigene Toilette hat es. Ich hoffe, die Quartiere der nächsten Tage sind wieder etwas für den pilgergerechten Geldbeutel. Hier wird der Preis ganz offensichtlich durch die touristische Nachfrage bestimmt.
     
    Der Tourismus wird Crozant durch eine Ruine beschert. Die ehemals gewaltige Festungsanlage wurde 1356 im hundertjährigen Krieg zerstört und lässt sich in seinen Ausmaßen heute allenfalls noch erahnen. Viel mehr als ein paar Schuttberge und erhaltene Mauern sind nicht mehr zu sehen.
     
     
    Der Jakobsweg bildet! Ich erfuhr nämlich auch, d ass das 580-Einwohner-Städtchen über eine Malschule verfügt, die nicht weniger sein soll als die Wiege des Impressionismus. Claude Monet ist nur einer der Künstler, der die Schule bis heute prägt. Kunstwerke der bedeutenden Maler, die einst aus der Schule hervorgingen, sind im ganzen Ort zu finden.
     
    Crozant hat außerdem eine kleine denkmalgeschützte Kirche, die vor allem innen wunderschön ist.

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