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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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ging es mir stündlich besser während ich lauschte, wie mir die Vögel eine Melodie nach der anderen sangen, sogar die Sonne ließ sich am Spätnachmittag blicken. Ich bin sicher, morgen kommt auch der Spaß am Pilgern zurück. Wut und Trübsal war gestern, ab sofort zeigt mir der Camino wieder sein freundliches Gesicht! Kann ich von einem Tag wie heute mehr erwarten? Ich glaube nicht!
     
    Aber was bin ich eigentlich für ein Jammerlappen? Was sollen Menschen denken, denen es wirklich schlecht geht, die wirklich schwere Aufgaben zu meistern haben? Was mache ich denn? Ich trage einen vollen Rucksack Tag für Tag von einem Ort zum nächsten, darf mich in der freien Natur bewegen, sie die meiste Zeit genießen und koste das Privileg grenzenloser Freiheit aus! Kaum läuft es mal ein, zwei Tage nicht so gut, da gerate ich fast aus dem Gleichgewicht. Das ist armselig! Ich sollte mich schämen und bei allen Leuten entschuldigen, die wirkliche Probleme haben und darüber wahrscheinlich noch nicht einmal klagen.
     
    Ich habe ja keine Ahnung, welche Hürden mir der Weg noch aufbaut, aber ich habe ihnen, verdammt noch mal, mit etwas mehr Größe zu begegnen! Basta! Es gibt noch
    viel zu lernen... .
     
    Meine Probleme sind keine Probleme! Mit diese r Erkenntnis beschließe ich den heutigen Quasi-Ruhetag und sehe in gespannter Erwartung den kommenden Wochen entgegen. Ganz nebenbei, ich glaube, ich habe heute die 1.000 km-Marke überschritten. Geht doch!
     
     

    Geschundene Füße am Tag danach…
    Tag 38, Cluis - Crozant 28 km
     
    Tja, auf das Wetter ist im Moment kein Verlass! Sah es gestern Abend noch nach Besserung aus, nieselte es heute Morgen schon wieder vor sich hin. Auch die Temperatur war deutlich zurückgegangen. So kam es, dass meine Wäsche noch ziemlich feucht war, als ich aufstand.
     
    Mir blieb nichts anderes übrig, als noch etwas zu warten, laut meiner holländischen Gastgeberin versprach der Vormittagsverlauf aufklarendes Wetter. Will jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass ich zu einem Schönwetterpilger mutiere, aber im Moment erfordern meine geschundenen Füße besondere Rücksichtnahme. Über die Wunden hat sich gerade eine feine Kruste gebildet, die wollte ich nicht gleich wieder aufreißen. Aus dem Grunde entschied ich mich auch dagegen, den historischen Weg nach Crozant zu nehmen, der fast ausschließlich über Feld- und Waldwege führt. Landschaftlich mag er sicher ansprechender sein, aber nach dem vielen Regen war es ratsam, die aufgeweichten Böden und das nasse Gras zu meiden. Der direkte Weg führt dagegen fast ausschließlich über gut ausgebaute, jedoch wenig befahrene Nebenstraßen. Obendrein ist dieser Streckenverlauf 6 km kürzer, was ich natürlich gerne in Kauf nahm.
     
    Ich fragte die Dame des Hauses nach einem Fön, um wenigstens die wichtigsten Klamotten beschleunigt trocken zu bekommen. Ich wollte ja los, nach langem Warten oder gar Aufenthaltsverlängerung stand mir ganz und gar nicht der Sinn. Ich hatte wieder Bock auf Laufen! Einen Fön schien es im ganzen Haus nicht zu geben, trotzdem wurde ich von dem Gastgeber-Ehepaar freundlich aufgefordert, deren Anwesen langsam zu verlassen. Die beiden wollten selbst für mehrere Stunden weg und mussten das Haupttor hinter sich abschließen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich in die klammen Kleidungsstücke zu zwängen und den Rest in einer Plastiktüte in den Rucksack zu stopfen. Die beiden standen schon ungeduldig vor der Tür, als ich endlich startklar war. Das hätten sie sich einfacher machen können, indem sie mir vorher angedeutet hätten, dass sie es eilig haben. Hatte mich während des Frühstücks schließlich über eine halbe Stunde mit den beiden unterhalten. Sei’s drum! War vielleicht gut so, denn so kam ich wenigstens in die Puschen!
     
    Für die Quartiersuche in Crozant wünschten mir die holländischen Gastgeber Glück. Der Ort soll an den Wochenenden ein beliebtes Ziel französischer Touristen sein. Ich wünschte mir auch Glück, war aber guter Dinge.
     
    Ein Wort noch zu dem Ehepaar. Als sie vor 4 Jahren das damals heruntergekommene Anwesen erworben haben, gaben sie gleichzeitig ihre komplette gesicherte Existenz in Holland auf, um sich hier in der tiefsten französischen Provinz ein neues Zuhause aufzubauen, ohne Beziehungen und ohne großartige Sprachkenntnisse. Sie hatten sich schlicht in das herrschaftlich anmutende Haus verliebt. Mit dem Kauf haben sie sich ihren Traum erfüllt und ein echtes

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