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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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sehr sehenswertes Zentrum mit zwei historisch gewachsenen Altstadtkernen, die von prachtvollen Bauwerken verschiedener Stilrichtungen sowie einer die Stadt überragenden Kathedrale dominiert werden. Auch die Atmosphäre ist angenehm. Modern, jung und lebendig! Dass Limoges viele Universitäten beheimatet, lässt sich allein am Altersdurchschnitt festmachen. Wie gesagt, alles ganz schön, aber nichts zum Verweilen. Das hohe Verkehrsaufkommen, die vielen Baustellen und die Abgase würden mir auf Dauer jeden Spaß verderben. Nein, hier
    muss ich mich definitiv nicht einen kompletten Tag aufhalten. Würde außerdem nur
    unnötig Geld ausgeben. Bei den Preisen vergeht einem alles, z. B. 0,5 Liter Bier 6,- Euro! Nee und noch mal nee, das lasse ich schön bleiben.
     
    Da ich früh dran war, hatte ich genügend Zeit, bei einem ausgiebigen Stadtbummel alle Sehenswürdigkeiten hinreichend zu besichtigen. Eine gute Karte, die ich mir im Touri-Büro besorge, führte mich zielgerichtet von einem markanten Punkt zum nächsten. Wie ein „pflichtbewusster“ Tourist habe ich alles Gesehene abgehakt. Erst danach, ich war immer noch in Pilgerkluft und Rucksack unterwegs, begab ich mich
    auf die Suche nach meiner Herberge, einem Foyer de Jeune Travailleur, ca. einen Kilometer außerhalb des Zentrums gelegen. Schmucklos ist es, groß und anonym. Interessiert mich aber nicht wirklich, ich will ja nur eine Nacht hier schlafen, außerdem ist’s billig! Da ich spät, nach 18 Uhr, ankam, unternahm ich am Abend nichts mehr, die üblichen Aufgaben beschäftigten mich. Des Weiteren will ich zeitig ins Bett, um morgen etwas früher als üblich aufzubrechen - bevor der große Verkehr über die Straßen rollt.
     
    Tja, so liegt Limoges viel schneller hinter mir, als ich das erwartet habe. Wegen neuer Schuhe warte ich jetzt eben, bis ich in Perigeux bin. Solange müssen die alten Treter noch durchhalten. Obwohl sie immer weiter zerfleddern, haben sie offenbar zähe Innensohlen. Auf jeden Fall widerstandsfähiger als die eigentliche Laufsohle. Mensch, ich nähere mich tatsächlich schon Perigeux. Ich habe gerade das Gefühl, dass ich immer schneller voran komme, was natürlich völliger Quatsch ist. Aber mit jedem Tag werden es weniger Stationen in Frankreich, der spanische Weg rückt näher, wird langsam greifbar. Natürlich habe ich mir all’ das gewünscht, trotzdem ist es etwas Besonderes, wenn man täglich sieht, wie es voran geht. Ich bin gerade richtig glücklich!!
     
    Gute Nacht!
     
     

    Noch ein bisschen ländliche Idylle vor der Großstadt
     
     

Tag 43, Limoges – Flavignac 27 km
     
    Wie nicht anders zu erwarten zog es sich wie Kaugummi, bis ich den Großraum von Limoges endlich hinter mir hatte. Zuerst ging es vorbei an Wohnsilos des sozialen Wohnungsbaus, später verrieten als Kontrast hierzu schicke Häuser und Villen in grüner Stadtrandlage, dass die „bessere“ Wohngegend der Upper Class erreicht war. Von dort dauerte es aber gar nicht lange, da erreichte ich mit Aixe-sur-Vienne eine Stadt, die ich am liebsten mit geschlossenen Augen durchquert hätte, so hässlich war die! Ging leider nicht, wollte meinen Weg schließlich nicht auf der Motorhaube eines Autos beenden. Also ausnahmsweise Augen auf und durch! An einer nicht markierten Kreuzung wurde ich von einer älteren Dame doch glatt in die falsche Richtung geschickt. Ich roch den Braten aber sehr schnell und kam über einen kurzen Umweg wieder auf den richtigen Weg. Ich glaube, ich habe inzwischen ein ganz ordentliches Gespür dafür entwickelt, ob ich richtig oder falsch bin, auch wenn der Weg mal nicht optimal gekennzeichnet ist. Ich war froh, als ich endlich alle Spuren städtischer Zivilisation hinter mir gelassen hatte. Das einzige, was noch störte, war meine juckende und laufende Nase. Wahrscheinlich der Feinstaub aus Limoges! Wenigstens konnte ich mich ungeniert und hemmungslos schnäuzen, war ja allein! Ich finde es nur erstaunlich, wie viel Schleim ein so kleines Organ zu produzieren in der Lage ist!
     
    Nach einer Stunde wurde es langsam besser, ich konnte wieder durch die Nase atmen. Noch eine Weile später sah ich vor mir einen Pilger, der sich mit sehr gequältem Schritt vorankämpfte, vermutlich Blasen. Er ist Franzose, nicht mehr der Jüngste. Mit einem kurzen Gruß passierte ich ihn und sah ihn kurz darauf schon nicht mehr. Der Mann musste echt Schmerzen haben! Seit ich wieder in der Natur war, machte mir das Laufen so viel Spaß, dass ich noch

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