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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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sich auch drinnen ein völlig anderes Bild als in herkömmlichen Kirchen, insgesamt sehr sehenswert! Innerhalb des Gebäudes gibt es sogar eine winzige St. Jaques-Kapelle. Ein Mini-Fenster, das nur spärlich Licht spendet, eine aus Holz geschnitzte Jakobusstatur und 4 oder 5 Holzbänke geben dem kleinen Raum eine betont schlichte Atmosphäre. Sie passt perfekt zum Pilgerdasein. Wahrscheinlich deshalb fühlte ich mich auf Anhieb geborgen. Über eine halbe Stunde verbrachte ich alleine in der Kapelle und fiel dabei in einen meditationsähnlichen Zustand.
     
    Als ich die Kathedrale wieder verließ, regnete es immer noch. Direkt gegenüber vom Hauptportal befindet sich eine Café-Bar mit überdachter Terrasse. Dort war mein Platz für die nächsten 1 ½ Stunden. Ausnahmsweise brauchte ich heute kein Quartier suchen. Der Hospitalero von Sorges hatte mir ein Privatzimmer organisiert. Er konnte mich davon überzeugen, dass es an diesem Pfingstwochenende (hätte ich fast vergessen) schwer geworden wäre, auf eigene Faust ein Zimmer zu finden. Bei dem Wetter war ich froh, dass ich nicht suchen musste. Da ich aber erst gegen 16 Uhr in meine Unterkunft hineinkommen konnte, war eben Warten angesagt. Mit einem leckeren Milchkaffee ließ sich die Zeit bestens überbrücken. Ich machte es wie die Franzosen. Die sitzen auch stundenlang vor einer Tasse Kaffee.
     
    Lange saß ich nicht alleine! Als erstes gesellte sich ein holländischer Pilger zu mir, kurz darauf ein weiterer und noch eine Weile später saß ein französischer Radpilger mit am Tisch. So ist das auf dem Camino. Pilger finden sich, auch wenn sie sich gar nicht suchen. Kleines Kuriosum am Rande: Einer der beiden Holländer hat ebenfalls ein Zimmer im gleichen Privatquartier wie ich reserviert, der andere war letzte Nacht dort, hat sich aber für heute ein Hotel gesucht, da er Besuch von Angehörigen bekommt. Gut so, denn nur dadurch war noch ein Bett für mich frei geworden. Wunderbar, diese kleinen Geschichten am Rande! Der Franzose kämpfte die ganze Zeit mit sich, ob er heute noch weiterfahren sollte oder nicht. Ich glaube nicht, dass er die Kurve noch bekommen hat. Jedenfalls begab er sich an die Bar zu ein paar anderen Franzosen, als die beiden Holländer und ich das Lokal verließen. Henk, so heißt mein Mitbewohner für die kommende Nacht, und ich hatten noch eine ganze Weile zu suchen, bis wir die etwas versteckt liegende Wohnung endlich fanden. So bekamen wir doch noch einen nassen Hintern!
     
    Henk hat heute seinen 50. und letzten Pilgertag absolviert. Morgen in aller Frühe geht es für ihn mit dem Zug wieder Richtung Heimat und in rund 24 Stunden ist er bereits zuhause. Es muss ein seltsames Gefühl sein, so abrupt aus dem Pilgeralltag gerissen zu werden. Wie mag es mir wohl ergehen, wenn ich am Ende meiner Reise angelangt sein werde?
     
    Unsere Gastgeberin kommt ebenfalls aus Holland, Aminata heißt sie. Wir wohnen in ihrer bescheidenen Privatwohnung, in der sie Platz für 3 Pilger geschaffen hat. Das 3. Bett wird von einer älteren französischen Pilgerin belegt, die ich bereits gestern in
    Sorges getroffen hatte. Ich hatte sie irrtümlicherweise der Gruppe zugeordnet, sie ist aber allein unterwegs.
     
    Aminata hat sich ganz den Pilgern verschrieben. Schon seit Jahren teilt sie ihre Wohnung mit den vorbeiziehenden Menschen, kocht für sie und liebt die tiefgründigen Gespräche mit ihnen. Natürlich ist sie den Jakobsweg auch selbst schon gegangen. Seither sind ihr das Pilgern und noch mehr die Menschen auf dem Weg zu einer Herzensangelegenheit geworden. Dadurch, dass sie beinahe täglich neue Pilger bei sich aufnimmt, ist sie in gewisser Weise immer auch selbst mit auf dem Camino, nimmt intensiv am Leben anderer Leute teil. Eine interessante Frau und eine starke Persönlichkeit!
     
    Es ist toll, wie viele unterschiedliche Charaktere ich nun schon getroffen habe. Und die Pilgerschar wird immer größer, je mehr ich mich der spanischen Grenze annähere. Da kann ich noch auf eine Menge netter Begegnungen hoffen. Ich freu’ mich drauf!
     
    Weniger Freude lässt die Wetterprognose für die nächsten Tage aufkommen. Es soll regnerisch und für die Jahreszeit viel zu kühl bleiben. Und ich dachte, je mehr ich in Richtung Süden komme, desto wärmer wird’s. So kann man sich täuschen.
    Am frühen Abend nutzte ich die einzige trockene Stun de für eine kleine Besichtigung von Périgeux. Im Licht der schräg einfallenden Sonne erhielt die Stadt einen

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