Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)
dringend auf fremde Hilfe angewiesen sind, diese aber nur unzureichend bekommen. Und das ist ein Skandal - in unserer heutigen Zeit mehr denn je!!!!
Seit Jahrzehnten wird angeblich versucht, die Armut in der Welt zu bekämpfen – mit dem Ergebnis, dass diese immer größer wird. Irgendwas läuft doch da ganz gehörig verquer! Einerseits verfetten die Menschen in den Industriestaaten, und andererseits
verrecken in verschiedenen Teilen der Welt Million en an Unterernährung - Pervers! Wer das auch nur ansatzweise zu entschuldigen, verteidigen oder relativieren versucht, ist zynisch und menschenverachtend.
Gerade angesichts solcher Umstände kann ich so manche Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft ohnehin nicht verstehen, werde ich wohl auch nie. Damit will ich es denn auch bewenden lassen. Weil mir die Möglichkeiten fehlen, die Welt zu „verbessern“, fange ich halt erst mal bei mir an. Da sind die Chancen, etwas zu erreichen, deutlich größer.
Wenn man nur die Straße entlang geht, gibt es nicht viel darüber festzuhalten, außer vielleicht, dass mich ein Autofahrer mit Krefelder Kennzeichen beim Vorbeifahren mit lautem Hallo grüßte. Ansonsten war der optische Genuss heute deutlich getrübt. Zwischendurch gab’s mal einen kräftigen Schauer, den ich unter dem Dach einer Bushaltestelle aussitzen konnte. Auf meinem weiteren Weg sehnte ich die Stadt Thiviers herbei, bekam langsam Hunger. Die Distanz erschien mir viel länger als in der freien Natur. Trotzdem war ich von der Richtigkeit meines Entschlusses, die Straße zu benutzen, überzeugt.
Während ich so in meinem Trott unterwegs war, riss mich ein dumpfer Knall, direkt hinter mir, aus allen Gedanken. Ich drehte mich um und sah, wie ein Hund direkt vor meinen Augen umhergeschleudert wurde. Erst 10 oder 15 Meter weiter auf dem Randstreifen der Straße kam er zum Liegen. Für einen Moment war ich starr vor Entsetzen. Ein LKW, der im gleichen Moment an mir vorbei brauste, muss das Tier frontal erwischt haben. Ich war überzeugt, dass der Hund tot ist, aber er lebte noch! Winselnd vor Schmerzen, schleppte er sich auf seinen Vorderpfoten Meter um Meter voran, bis er in den ca. ½ Meter tiefen Straßengraben fiel. Der arme Hund zog dabei sein wahrscheinlich schwer verletztes Hinterteil und die schlaff daran hängenden hinteren Pfoten über den Asphalt. Offensichtlich hatte ihn der LKW nicht am ganzen
Körper erwischt, sondern nur hinten. Während ich an die Stelle rannte, wo der Hund
in den Graben gefallen war, setzte der LKW seine Fahrt ungebremst fort.
Es zerriss mir fast das Herz, wie ich das noch junge Tier im Gras liegen sah und es mich mit großen verängstigten Augen anstarrte. Äußerlich konnte ich keine Verletzungen erkennen. Der Hund war in Panik, verkroch sich immer weiter im dichten Gestrüpp des Straßengrabens. Ich wusste nicht so recht, was ich tun sollte, versuchte, vorbeifahrende Autos anzuhalten. Ohne Erfolg, keiner stoppte, dafür bekam ich von einem Fahrer eine abfällige Handbewegung gezeigt. So ein Penner! Auf der anderen Straßenseite stand ein Haus, eine Frau öffnete mir und kam sofort mit an den Graben. Sie kannte den Hund, es war der ihrer Nachbarn, die leicht versetzt hinter ihrem Haus wohnen. Ich lief sofort rüber und sah, wie ein paar Kinder offensichtlich schon nach ihrem Liebling suchten. Die Familie kommt aus England, ich konnte ihnen also genau schildern, was passiert war. In heller Aufregung begleiteten sie mich zu ihrem Hund. 2 Kinder schafften es mit vereinten Kräften, ihn aus dem Graben zu hieven und in den Kofferraum des eilig herbeigeholten Autos zu legen. Das Tier stand zwar völlig unter Schock, zitterte am ganzen Körper, schien aber sonst noch voll da zu sein. Als die Frau und ihre Kinder sich kurz bei mir bedankten, bevor sie anschließend Richtung Tierarzt davon fuhren, musste ich tief durchatmen. Was ein schöner Hund, wahrscheinlich ein Mischling, mit kurzem schwarz-braunem Fell. Seinen von Angst erfüllten Blick werde ich so schnell nicht vergessen können. Hoffentlich hat er keine schweren inneren Verletzungen davongetragen, dann mag er vielleicht eine Chance haben.
Ich redete mir ein, dass er überlebt. Warum sonst ist der Zusammenprall mit dem LKW genau an der Stelle passiert, an der ich gerade entlanggelaufen bin, noch dazu, wo der Jakobsweg eigentlich gar nicht über diesen Abschnitt führt. Nein, das ist kein Zufall, sondern eine glückliche Fügung, für den Hund. Wäre
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