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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meik Eichert
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so ein Hospit alero! Im Gespräch mit ihm erfuhr ich übrigens, dass er schon seit vielen Jahren regelmäßig Urlaub in Wegeringhausen macht. Noch gar nicht so lange her, da bin ich jeden Tag durch diesen Ort zur Arbeit gefahren.
     
    Wir verbrachten einen geselligen Abend. Der Holländer hatte lecker und reichlich gekocht! Anschließend bildete sich ein französischer und ein deutscher Gesprächskreis. Karl-Heinz erzählte mir, dass er vor ein paar Tagen eine kritische Phase durchgemacht hat. Er hatte Blut im Urin, musste sich in ärztliche Behandlung begeben und hat zwischenzeitlich sogar befürchtet, seine Pilgerreise abbrechen zu müssen. Zum Glück haben die verschriebenen Medikamente gewirkt und es geht ihm wieder gut.
     
    Jetzt, da alle bereits im Bett liegen und ich aus dem Schlafraum die ersten Schnarcher vernehme, bin ich richtig froh, dass ich die mir nachgelieferte Matratze in der Küche auslegen darf. Oben im Schlafraum ist es dafür zu eng. Draußen ist es inzwischen kühl geworden und es regnet immer noch. Man hat mehr das Gefühl, es ist November. Die Aussichten für morgen sind auch nicht sonderlich vielversprechend. Ist mir aber gerade ziemlich egal, denn im Refuge ist es muckelig warm. Obwohl ich ein paar Gläser Rotwein getrunken habe, bin ich immer noch nicht richtig müde, 23 Uhr ist es inzwischen. Werde trotzdem versuchen, zu schlafen und gegebenenfalls Schäfchen zählen, davon habe ich ja in den letzten Tagen genug gesehen. Muss außerdem immer wieder an den Hund denken. Hoffe, er lebt noch und wird wieder gesund. Als ich Karl-Heinz nach dem Abendessen die Story erzählt habe, musste er sofort an unser letztes gemeinsam gegangenes Stück Richtung Prémery denken. Tja, es scheint, als spielen Hunde tatsächlich eine besondere Rolle auf dem Camino. Und Foncebadon kommt ja erst noch... .
     

            Irgendwo unterwegs….
    Tag 46, Sorges - Périgeux 24 km
     
    Die Nacht war früh zu Ende. Bereits vor 6 Uhr r iss mich die Betriebsamkeit der anderen aus dem Schlaf. Sie hatten es eilig, auf den Weg zu kommen, gaben sich für ihr Frühstück mit den trockenen Brotresten von gestern Abend zufrieden. Diese hektische Betriebsamkeit so früh am Morgen ist so gar nicht mein Ding. Ich mache lieber etwas ruhig, so auch heute, und bekam dafür knusprig-frisches Baguette zum Frühstück. Es gab außerdem gar keinen Grund, so früh aufzubrechen. Es bestand weder die Gefahr, dass es nachmittags zu spät werden könnte, noch würde es tagsüber unerträglich heiß werden. Ich bevorzugte es also, ganz locker und entspannt in den Tag zu starten. In Spanien werde ich meine Gewohnheiten vermutlich etwas ändern müssen, aber bis dahin sind es ja noch ein paar Kilometer.
     
    Der Dauerregen hatte zum Glück aufgehört, so konnte ich bei trockener Witterung starten. Der Weg in Richtung Périgeux verlief ereignislos und ohne landschaftliche Glanzlichter. Ich ging eben, einfach so. Das Gehen ist für mich mittlerweile zur normalsten Sache der Welt geworden, ein Automatismus. Ich muss mich nicht mehr dazu motivieren. Es ist, als wenn ich morgens das Haus verlasse, um zur Arbeit zu fahren, nur eben mit dem Unterschied, dass ich nachmittags nicht zurückkehre. Das Schöne daran ist, es bereitet mir von Tag zu Tag mehr Freude.
     
    Am bemerkenswertesten war heute das Wetter. Eigentlich durchweg stark bewölkt, hielt sich fast auf der ganzen Strecke ein kleines Loch in dieser ansonsten geschlossenen Decke und gab den Blick auf ein Stück blauen Himmel frei. Gelegentlich sendete die Sonne ein paar Strahlen und hellte mit ihrem Licht einen Teil der Umgebung auf. Ich hatte das Gefühl, das Loch wandert mit mir, tat es vielleicht auch. Erst gegen Mittag hatte es endgültig keine Chance mehr, Regen kündigte sich an. Bevor es losging, „durfte“ ich trockenen Fußes Périgeux erreichen und betrat just in dem Moment das Portal der höchst außergewöhnlich gestalteten Kathedrale, als sich die ersten Tropfen lösten. Keine 3 Minuten später regnete es dünne Bindfäden. So etwas nennt man wohl „Just in time“!
     
    Das große Gotteshaus im Herzen der Stadt ist so gar nicht mit all’ denen zu vergleichen, die ich bisher gesehen habe. Der katholische Kuppelbau wirkt eher wie eine im byzantinischen Stil errichtete Moschee. Tatsächlich gibt es bis heute noch einige ungelöste Rätsel unter den Archäologen, was die Entstehungsgeschichte der Kathedrale betrifft.
     
    Durch die orientalisch anmutende Architektur ergibt

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