Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
machte es möglich, ihn mit größter Genauigkeit aufzunehmen.
Die Astronomen schritten zuerst zur Messung des Winkels, welchen dieser Baum mit dem Südostende der Basis bildete.
Dies geschah vermittelst einer Borda’schen Winkelmeßscheibe, welche für geodätische Beobachtungen geeignet ist. Die beiden Gläser des Instrumentes wurden so gestellt, daß ihre optischen Achsen genau in die Ebene der Scheibe fielen; das eine visirte auf das Nordwestende der Basis, das andere auf den im Nordosten gewählten Baum. Ihre Entfernung von einander gab also die Winkel-Distanz der beiden Stationen an. Ich brauche nicht hinzuzufügen, daß dies bewundernswerthe, mit größter Vollkommenheit construirte Instrument den Beobachter in den Stand setzte, die Irrthümer bei der Beobachtung nach Belieben zu verringern. In der That bekommen bei der Repetitionsmethode diese Irrungen durch häufige Wiederholungen die Bestimmung, sich gegenseitig zu zerstören und aufzuheben. Was die Nonius, die Nivellirinstrumente, die Wasserwagen, welche das regelrechte Legen des Apparates zu sichern bestimmt waren, anbetraf, so ließen sie nichts zu wünschen übrig.
Die englisch-russische Commission besaß vier Winkelmeßscheiben. Zwei sollten zu den geodätischen Beobachtungen dienen, wie das Aufnehmen der Winkel, welche gemessen werden sollten. Die zwei andern, deren Scheiben sich in senkrechter Richtung befanden, machten es möglich, vermittelst künstlicher Horizonte Entfernungen vom Zenith zu erhalten, und demnach sogar in einer einzigen Nacht die Breite einer Station annähernd, bis auf einen kleinen Secundenbruch zu berechnen. Man mußte allerdings bei dieser großen Triangulation nicht allein den Werth der Winkel, welchen die geodätischen Dreiecke bildeten, erhalten, sondern auch von Zeit zu Zeit die Meridianhöhe der Sterne messen, welche gleich der Polhöhe jeder Station ist.
Die Arbeit wurde im Laufe des 14. April begonnen. Der Oberst Everest, Michael Zorn und Nicolaus Palander rechneten den Winkel aus, welchen das Südostende der Basis mit dem Baum bildete, während Mathieu Strux, William Emery und Sir John Murray sich an das Nordwestende begaben und den Winkel maßen, welchen dieser Endpunkt mit demselben Baum bildete.
Während dessen wurde das Lager aufgehoben, die Ochsen angespannt, und die Karawane zog unter Führung des Buschmanns nach der ersten Station, welche als Halteplatz dienen sollte. Zwei Kaamas und ihre Führer, welche zum Transport der Instrumente verwendet wurden, begleiteten die Beobachter.
Das Wetter war ziemlich klar und zur Operation geeignet. Es war außerdem beschlossen worden, daß, wenn die Atmosphäre die Aufnahme erschweren sollte, die Beobachtungen während der Nacht vermittelst Reverberen oder elektrischer Lampen, mit welchen die Commission versehen war, ausgeführt werden sollten.
Während des ersten Tages, nachdem die beiden Winkel gemessen worden waren, trug man das Resultat der Messungen nach sorgfältiger Vergleichung in das doppelte Register ein. Als der Abend herankam, versammelten sich alle Astronomen mit der Karawane um den Baum, der als Zielpunkt gedient hatte.
Dies war ein ungeheurer Baobab, dessen Umfang mehr als achtzig Fuß betrug. Seine syenitsarbige Rinde gab ihm ein eigenthümliches Aussehen. Unter dem unendlich großen Blätterdach dieses Riesenbaumes, welches mit einer Menge Eichkätzchen bevölkert war, die seine eiförmigen Früchte voll weißen Markes naschten, konnte die ganze Karawane Platz finden, und die Mahlzeit der Europäer wurde vom Schiffskoch zubereitet, dem es nicht an Wildpret mangelte. Die Jäger der Truppe hatten die Umgegend abgejagt und eine Anzahl Antilopen geschossen. Bald erfüllte der angenehme Bratenduft die Atmosphäre und reizte den Appetit der Astronomen, der keiner besondern Anregung bedurfte.
Nach dieser stärkenden Mahlzeit zogen sich die Astronomen in ihre Wagen zurück, während Mokum Schildwachen am Rande der Lagerstätte aufstellte.
Große Feuer wurden die ganze Nacht hindurch mit den abgestorbenen Aesten des Baobab unterhalten, um die reißenden Thiere, welche der Duft des blutigen Fleisches herbeizog, in gehöriger Entfernung zu halten.
Nach zweistündigem Schlummer standen jedoch William Emery und Michael Zorn wieder auf. Ihre Aufgabe als Beobachter war noch nicht beendet. Sie wollten die Breite dieser Station durch Beobachtung der Sternhöhe berechnen. Beide stellten sich, ungeachtet der Anstrengungen des Tages, an die Gläser ihrer Instrumente,
Weitere Kostenlose Bücher