Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
und während das Lachen der Hyänen und das Brüllen der Löwen in der dunkeln Ebene widerhallte, stellten sie auf’s Genaueste die Veränderung des Zeniths fest, welche derselbe während des Uebergangs von der ersten zur zweiten Station erlitten hatte.
Fußnoten
1 Um den Lesern, welche nicht hinlänglich mit der Geometrie vertraut sind, die geodätische Operation, welche man Triangulation nennt, leichter verständlich zu machen, fügen wir hier eine Figur bei, mit deren Hilfe die merkwürdige Arbeit leicht zu begreifen ist.
AB
bezeichnet den Bogen, dessen Länge gemessen werden soll. Man mißt zuerst mit größter Sorgfalt eine Basis
AC
, welche vom Ende
A
des Meridians nach einer ersten Station,
C
, führt. Hierauf wählt man auf beiden Seiten des Meridians andere Stationen
D, E, F, G, H, I, K
…, von deren jeder man die benachbarten sehen kann, und man mißt mit dem Theodolit die Winkel jedes der Dreiecke
ACD, CDE, EDF
etc. Durch diese erste Operation ist man im Stande, diese verschiedenen Dreiecke zu erkennen; denn im ersten kennt man
AC
und die Winkel, und die Seite CD läßt sich berechnen; im zweiten kennt man CD und die Winkel, und man kann die Seite
DE
berechnen; im dritten kennt man
DE
und die Winkel, und man kann die Seite
EF
berechnen, und so weiter die andern. Sodann bestimmt man bei
A
die Richtung des Meridians durch das gewöhnliche Verfahren, und mißt den Winkel
MAC
, welchen diese Richtung mit der Basis
AC
macht. Man kennt also im Dreieck
ACM
die Seite
AC
und die anliegenden Winkel, und so kann man das erste Stück des Meridians
AM
berechnen . Man berechnet zugleich den Winkel M und die Seite
CM:
man kennt also im Dreieck
MDN
die Seite
DM = CD–CM
und die anstoßenden Winkel, und man kann das zweite Stück des Meridians
MN
berechnen , sowie den Winkel
N
und die Seite
DN
. Man kennt also im Dreieck
NEP
die Seite
EN = DE–DN
und die anliegenden Winkel, und man kann das dritte Stück
NP
des Meridians berechnen, und so weiter. Man begreift, daß man auf diese Weise Stück für Stück den ganzen Bogen
AB
bestimmen kann.
Neuntes Capitel.
Ein Kraal.
Am folgenden Tage, dem 25. April, wurden die geodätischen Arbeiten ohne Unterbrechung fortgesetzt. Der Winkel, welchen die Station des Baobab mit den beiden Endpunkten der durch die Fahnenstangen angezeigten Basis machte, wurde genau gemessen. Durch diese neue Aufnahme gelangte man zur Controle des ersten Dreiecks.
Hierauf wurden zwei andere Stationen, rechts und links von dem Meridian, gewählt 1 , die eine durch einen sehr bemerkbaren Hügel sechs Meilen weiter in der Ebene gebildet, die andere in einer Entfernung von etwa sieben Meilen vermittelst einer Signalstange abgesteckt.
Die Dreieck-Messung wurde so ohne Hinderniß einen Monat hindurch fortgesetzt. Am 15. Mai waren die Beobachter einen Grad nach Norden vorwärts gekommen, nachdem sie sieben Dreiecke geodätisch construirt hatten.
Der Oberst Everest und Mathieu Strux waren während dieser ersten Reihe von Operationen wenig mit einander in Berührung gekommen. Wir haben gesehen, daß bei der Vertheilung der Arbeit und selbst in Hinsicht der Controle der Messungen die beiden Gelehrten verschiedener Ansicht waren. Sie arbeiteten täglich an mehreren Meilen von einander entfernten Stationen, und diese Entfernung enthielt eine Sicherung gegen jeden Streit der Eifersucht. Wenn der Abend kam, ging jeder in’s Lager zurück und begab sich in seine besondere Wohnung. Zwar entstanden zu wiederholten Malen Streitfragen über die Wahl der Stationen, welche gemeinschaftlich getroffen werden mußte; doch führten sie kein ernstliches Zerwürfniß herbei. Michael Zorn und sein Freund Emery durften demnach hoffen, daß, Dank der Absonderung der beiden Rivalen, die geodätischen Operationen ohne bedauernswerthe Zwischenfälle fortgesetzt werden würden.
Am 15. Mai, nachdem, wie gesagt, die Beobachter vom Südpunkt des Meridians aus einen Grad vorwärts gekommen waren, befanden sie sich auf der Breite von Lattaku. Das afrikanische Dorf lag fünfunddreißig Meilen östlich von ihrer Station.
Ein großer Kraal war neuerdings an diesem Ort entstanden. Es war ein sehr gelegener Haltepunkt, und auf Vorschlag Sir John Murray’s beschloß man, daß die Expedition dort einige Tage ausruhen solle. Michael Zorn und William Emery sollten die Zeit benutzen, um Sonnenhöhen aufzunehmen. Während dieses Haltes sollte sich Nicolaus Palander damit beschäftigen, Reductionen in den Messungen für die
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