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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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sechsunddreißig Stunden der List und Geduld das Thier erlegt hatte, hielt ich meine Zeit nicht für verloren.
    – Sehr gut, mein Freund, erwiderte Sir John Murray, ich werde soviel Geduld, als Sie verlangen, zeigen, doch vergessen Sie nicht, daß wir uns hier nur drei oder vier Tage aufhalten, und daß wir weder eine Stunde noch eine Minute verlieren dürfen.
    – Das ist zu berücksichtigen, antwortete der Buschmann in so ruhigem Tone, daß William Emery seinen Reisegefährten vom Orangefluß nicht wiedererkannt hätte. Wir werden tödten, was uns in den Weg kommt, ohne lange zu wählen. Antilope oder Hirsch, Gnu oder Gazelle, Alles wird für so eilige Jäger gut sein!
    – Antilope oder Gazelle! rief Sir John Murray aus, ich verlange nicht einmal so viel für meinen ersten Schuß auf afrikanischem Boden. Aber was hoffen Sie denn, mir bieten zu können, Buschmann?«
    Der Jäger sah seinen Gefährten mit befremdlicher Miene an und antwortete dann in ironischem Tone:
    »In dem Augenblicke, wo Ew. Herrlichkeit sich zufrieden erklärt, habe ich nichts weiter zu sagen. Ich glaubte, daß Sie mich wenigstens zu einem Paar Rhinoceros oder Elephanten verpflichtet hielten! …
    – Jäger, antwortete Sir John Murray, ich werde hingehen, wohin Sie mich führen. Ich werde tödten, was Sie mir sagen. Also, vorwärts! und verlieren wir keine Zeit mehr mit unnützen Worten.«
    Die Pferde wurden in Galop gesetzt, und die beiden Reiter näherten sich schnell dem Walde.
    Die Ebene, durch welche sie ritten, erhob sich in sanftem Aufsteigen nordöstlich. Sie war hier und da mit unzähligen reich blühenden Gebüschen bedeckt, aus welchen ein klebriges, durchsichtiges und wohlriechendes Harz floß, woraus die Colonisten einen Wunderbalsam bereiten. In malerischen Gruppen standen »
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«, eine Art Sykomoren-Feigenbäume, deren Stamm, bis zur Höhe von dreißig bis vierzig Fuß nackt, einen großen Blätterschirm trägt. In diesem dichten Laubwerk kreischte eine unzählige Menge Papageien, die sehr emsig die säuerlichen Früchte des Baumes verspeisten. Weiterhin standen Mimosen mit gelben Trauben, »Silberbäume«, die ihr dichtes, seidenartiges Laub schüttelten, Aloes mit langen, grellrothen Stacheln, welche man für dem Grunde des Meeres entrissene baumartige Korallen hätte halten können. Der Erdboden, mit reizenden, bläulich schimmernden Amaryllis besäet, war dem schnellen Lauf der Pferde günstig. In weniger als einer Stunde, nachdem sie den Kraal verlassen, kamen Sir John Murray und Mokum am Saume des Waldes an. Es war ein Hochwald von Akazien, der einen Raum von mehreren Quadratmeilen einnahm. Diese unzähligen regellos gepflanzten Bäume schlangen ihr Gezweig in einander und ließen die Sonnenstrahlen nicht auf den von Dornen und langem Gras bedeckten Boden dringen. Das Zebra Mokum’s und das Pferd Sir John Murray’s zögerten nicht, sich unter diese dichte Wölbung zu wagen, und brachen sich durch die unregelmäßig stehenden Baumstämme einen Weg. Hier und dort zeigten sich mitten im Waldschlag einige große Lichtungen, und die Jäger hielten hier an, um das angrenzende dichte Gebüsch zu beobachten. Man muß gestehen, daß dieser erste Tag Seiner Herrlichkeit nicht günstig war. Vergebens durchstreifte er und sein Gefährte einen großen Theil des Waldes. Kein Probestück der afrikanischen Fauna ließ sich aufstören, um sie zu empfangen, und Sir John dachte mehr als ein Mal an seine schottischen Ebenen, auf welchen ein Flintenschuß nicht auf sich warten ließ. Vielleicht hatte die Nachbarschaft des Kraals dazu beigetragen, das mißtrauische Wild zu verscheuchen. Mokum indeß zeigte weder Ueberraschung noch Aerger. Für ihn war dies keine Jagd, sondern ein schneller Ritt durch den Wald.
    Gegen sieben Uhr Abends mußte man an die Rückkehr in’s Lager denken. Sir John Murray war sehr ärgerlich, ohne es gestehen zu wollen: ein ausgedienter Jäger unverrichteter Sache zurückkehren! Niemals! Er nahm sich deshalb vor, auf das erste, beste Thier zu schießen, Vogel oder Vierfüßler, Roth-oder Hochwild, welches in Schußweite kommen würde.
    Das Schicksal schien ihn zu begünstigen. Die beiden Jäger waren nur noch drei Meilen vom Kraal entfernt, als ein Hase afrikanischer Race hundertundfünfzig Schritt vor Sir John in einem Busch aufsprang. Sir John sandte ungesäumt dem unschädlichen Thiere eine Kugel nach.
    Der Buschmann schrie vor Unwillen laut auf. Eine Kugel für einen einfachen Hafen, den man mit Schrot

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