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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Verne
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hätte schießen können. Doch der englische Jäger hielt auf sein Nagethier und ritt im Galop nach der Stelle, wo das Thier hätte stürzen müssen.
    Vergeblicher Ritt! Von dem Hafen keine Spur, ein wenig Blut, doch kein Haar auf dem Boden. Sir John durchsuchte die Büsche und das dichte Gras. Die Hunde durchschnupperten vergeblich das Gesträuch.
    »Ich habe ihn doch getroffen! rief Sir John Murray aus.
    – Nur zu sehr getroffen! erwiderte ruhig der Buschmann. Wenn man einen Hafen mit einer Explosionskugel schießt, wäre es zu verwundern, wenn man noch ein kleines Theil von ihm fände.«
    Und in der That war der Hase in unfaßbare Stückchen zerstoben! Se. Herrlichkeit stieg höchst ärgerlich wieder zu Pferd und erreichte, ohne ein Wort weiter zu reden, das Lager.
    Am folgenden Morgen erwartete der Jäger, daß Sir John Murray ihm neue Jagdvorschläge machen würde. Doch vermied der in seiner Eigenliebe stark angegriffene Engländer eine Begegnung mit Mokum. Er schien jeden Jagdgedanken aufgegeben zu haben, und beschäftigte sich damit, Instrumente nachzusehen und Beobachtungen zu machen. Dann zur Erholung besuchte er den Kraal der Buschmänner und sah zu, wie die Männer sich im Bogenschießen übten oder auf der »Gorah« spielten, ein Instrument, welches aus einem mit einer Sehne bespannten Bogen besteht, welchem der Künstler Töne entlockt, indem er durch eine Straußfeder haucht. Während dessen beschäftigten sich die Frauen mit den Hausarbeiten und rauchten dabei den »Matokuané«, d.h. die ungesunde Hanfpflanze, ein Vergnügen, das bei der größten Zahl der Eingeborenen verbreitet ist. In Folge der Beobachtung einzelner Reisender vermehrt das Einathmen des Hanfrauches die physische Kraft auf Kosten der moralischen Energie. Und wirklich schienen mehrere dieser Buschmänner wie blödsinnig durch die Trunkenheit des Matokuané.
    Am folgenden Morgen, dem 17. Mai, bei Tagesanbruch wurde Sir John Murray durch die einfache, in sein Ohr geflüsterte Phrase geweckt:
    »Ich glaube, Ew. Herrlichkeit, daß wir heute glücklicher sein werden. Doch lassen Sie uns nicht mehr Hafen mit Berghaubitzen schießen!«
    Sir John Murray ließ sich durch diese ironische Mahnung nicht irre machen und erklärte sich zum Aufbruch bereit. Die beiden Jäger entfernten sich einige Meilen links vom Lager, ehe noch ihre Gefährten munter waren.
    Sir John trug diesmal eine einfache Flinte, eine wunderbar schöne Waffe von F. Goldwin, und für eine einfache Hirsch-oder Antilopen-Jagd besser geeignet als der schreckliche Carabiner. Man konnte allerdings in der Ebene auf Dickhäuter und Raubthiere treffen, doch hatte Sir John zwar noch die »Explosion« des Hafen auf dem Herzen und er hätte es vorgezogen, lieber auf einen Löwen mit Schrot zu schießen, als nochmals solchen in den Annalen des Sport nie dagewesenen Schuß zu thun.
    Wie Mokum vorausgesagt, das Glück war an diesem Tage den beiden Jägern günstig. Sie erlegten ein paar Harrisböcke, eine Art schwarzer Antilopen, die selten und schwer zu tödten sind. Es waren wunderschöne, vier Fuß hohe Thiere, mit auseinander stehenden, säbelförmigen Hörnern, dünnem, an den Seiten zusammengedrücktem Maul, schwarzem Huf, dichtem, weichem Haar und kleinen, spitzen Ohren. Ihr schneeweißer Bauch und Kopf stachen von der schwarzen Haarfarbe des Rückens mit wallender Mähne auffallend ab. Ein Jäger konnte stolz auf solchen Schuß sein, denn der Harrisbock ist auch eine der bewundernswerthesten Species der südlichen Thierwelt.
    Was aber dem englischen Jäger das Herz pochen machte, waren gewisse Spuren, welche ihm der Jäger am Saume eines dichten Gehölzes, nicht weit von einem großen, tiefen Sumpfe zeigte, der von riesigen Euphorbien umgeben, und dessen Oberfläche ganz mit himmelblauen Wasserlilien besäet war.
    »Herr, sagte Mokum, wenn Sie morgen in den ersten Tagesstunden hier auf diese Stelle auf den Anstand kommen wollen, würde ich Ihnen rathen, diesmal nicht den Carabiner zu vergessen.
    – Was veranlaßt Sie zu dieser Aeußerung, Mokum, fragte Sir John Murray.
    – Diese frische Fährte, welche Sie auf der feuchten Erde sehen.
    – Wie? Diese breiten Fußspuren rühren von Thieren her? Dann müssen ja die Füße, welche sie machten, mehr als ein halbes Klafter im Umfang haben!
    – Das beweist ganz einfach, antwortete der Buschmann, daß das Thier, welches dergleichen Spuren hinterläßt, wenigstens neun Fuß bis zur Höhe der Schulter mißt.
    – Ein Elephant! rief Sir

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