Abenteurer meiner Traeume
erschien Whip an der Seite des Hauses, sah, wer der Besucher war, und lief hinüber, um Wolfe zu begrüßen. Whip fiel auf, daß die beiden Pferde hart geritten worden waren, woraus er entnahm, daß Wolfe eiligst hierhergekommen war und unterwegs das Pferd gewechselt hatte, damit das andere Tier sich etwas erholen konnte. Das zweite Pferd war groß und schlank und wirkte wie ein Rennpferd mit der Haltung eines Mustangs.
»Was ist passiert?« fragten Whip und Reno nachdrücklich, als Wolfe die Pferde vor dem Haus zügelte.
»Cal kam zu unserem Haus galoppiert mit Ishmael am Zügel, gab ihn mir und trug mir auf, Whip so schnell wie möglich zu finden. Dann ist er auf dem kürzesten Weg zurück zu Willow.«
Whip sah auf in Wolfes dunkles Gesicht. Blauschwarze Augen musterten ihn.
»Du hast mich gefunden«, sagte Whip. »Also, spuck’s aus.«
»Hast du eine Frau, die Shannon heißt?« fragte Wolfe.
Whip war zu überrascht, um zu antworten.
»Ich will es so ausdrücken«, sagte Wolfe spöttisch. »Wenn du eine Frau kennst, die Shannon heißt; sie ist jetzt nicht mehr bei Willow und Cal.«
»Was? Wo ist sie?«
Wolfe nahm den Hut ab, strich sein glattes, schwarzes Haar zurück und setzte den Hut wieder auf. Whip wirkte, als säße er auf einem Pulverfaß. Wolfe vermutete, seine nächsten Worte würden seinen Freund in Bewegung bringen.
»Caleb hat nur gesagt, die Spuren führen nach Norden, und er könne Willow nicht allein lassen, um ihnen zu folgen«, sagte Wolfe. »Außerdem hat sich Shannon nicht verirrt, sondern wußte, wohin sie ging.«
Whip begann in einer Sprache zu fluchen, die die anderen noch nie gehört hatten. Trotzdem wußten sie, daß er fluchte. Whip sah nicht aus, als teilte er Segenswünsche aus.
Er rannte in Richtung Weide und fluchte bei jedem Schritt heftig weiter.
»Mach unterwegs bei uns halt«, rief Wolfe. »Jessi kann dir noch ein frisches Pferd geben.«
Whip rammte sein Gewehr in die Scheide am Sattel, griff sich Sattel und Zaumzeug vom Weidezaun und hastete hinüber zu den Pferden, die friedlich am Fluß grasten.
Reno sah Wolfe an. »Kommst du mit uns?«
»Braucht ihr noch einen Schützen?« fragte Wolfe direkt.
»Glaube ich kaum.«
»Dann bleibe ich bei Jessi.« Wolfes Lächeln blitzte, und aus dem Ausdruck des Jägers auf seinem Gesicht wurde etwas viel Sanfteres. »Seit einer Woche ist ihr morgens immer übel.«
Renos Gesicht erhellte sich in einem Lächeln. »Gratuliere! Und außer der Übelkeit - wie nimmt Jessi es auf?«
»Prima. Da sie gesehen hat, wie Ethan zur Welt kam, hat Jessi kaum noch Angst vor der Geburt. Meine größte Sorge ist, sie davon abzuhalten, daß sie vor Freude zuviel herumtanzt und sich überfordert.«
Whip schwang sich auf Sugarfoot und trabte zum Haus.
»Wo soll ich dich treffen?« fragte Reno.
»Am Avalanche Creek«, sagte Whip knapp.
»Welche Seite?«
»Die östliche Gabelung!«
Mit diesen Worten stieß Whip seinem großen Wallach die Fersen in die Seiten und galoppierte hastig davon.
16. KAPITEL
Shannon stand an der Tür zu Cherokees kleiner Hütte. Prettyface war neben ihr und sah beinah so gesund aus wie vor seinem Kampf. Am Himmel über ihnen zogen wilde Wolken in allen Farben zwischen Rosa und Schwarz dahin. Ein frischer Wind schüttelte die Baumwipfel und pfiff unheimlich durch enge Felsritzen.
»Nettes Maultier«, sagte Cherokee von der Tür aus.
Shannon sah die alte Frau an. Sie stützte sich auf den Stock, den sie sich geschnitzt hatte, um ihren Knöchel zu entlasten. Shannon vermutete, daß der Stock jetzt zum festen Bestandteil von Cherokees Leben werden würde. Bei dem Gedanken runzelte sie die Stirn. Durch Cherokees Fähigkeit, sich anzuschleichen, hatten sie beide den vergangenen Winter überlebt, als der Schnee früh gekommen und lange geblieben war.
»Es ist schon fast zwei Jahre her, seit ich ein solches Maultier gesehen habe«, sagte Cherokee, »als ich den Hut eines Culpepper aus einer Entfernung von mehr als fünfhundert Metern mit zwei Kugeln abgestaubt habe.«
»Sie haben damals geglaubt, Silent John wäre der Schütze.«
»Nicht schlecht geschätzt, schließlich habe ich mit seinem Gewehr geschossen. Feuert so treffsicher wie keine andere Waffe. Ich war froh deswegen. Schließlich wäre es schade gewesen, wenn durch einen verirrten Schuß das gute Maultier hätte dran glauben müssen.«
Shannon betrachtete das langbeinige Tier, das an einem Baum angebunden war und geduldig auf sie wartete.
»Nach dem Ritt von
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