Abenteurer meiner Traeume
sich bewegen.
Streuner.
Eve verstand Whip und seinen Schmerz ausgesprochen gut. Aber sie konnte sich genausogut vorstellen, daß Shannon von einem ähnlichen Schmerz erfaßt war, wie Eve ihn einmal erfahren hatte, als sie sich in einen Mann verliebte, der nicht bereit war, sie zu lieben. Aber schließlich hatte Reno doch noch seine Liebe zu ihr entdeckt.
Eve fragte sich, ob Shannon auch so viel Glück haben würde.
Sie betrachtete den großen, blonden Mann, dessen Augen so klar waren wie Eis im Herbst. Whip konnte sanft und liebevoll sein, aber Gott helfe jedem, der versuchen sollte, ihn zu halten, wenn er lieber reisen wollte.
»Eher etwas Familiäres, Unterkunft und Essen und ein Taschengeld«, erklärte Whip. »Und Sicherheit. Vor allem.«
Ein Seitenblick auf Reno sagte Eve, daß er über die Worte seines Bruders sowohl erstaunt als auch amüsiert war. Und der sanfte Schwung seiner Lippen bewies sein Mitgefühl.
»Ist das auch das, was Shannon möchte?« fragte Eve neugierig. »Sicherheit und etwas Taschengeld?«
Whips Mund wurde plötzlich noch schmaler. So ausgedrückt klang sein Vorschlag nicht, als würde jemand gern so leben wollen, schon gar nicht eine junge Frau wie Shannon.
Das Schweigen wurde ungemütlich lang.
»Wenn Shannon auch nur halb so ist, wie du sie darstellst«, sagte Eve schließlich vorsichtig, »dann wirst du dir ihretwegen nicht lange Sorgen machen müssen. Dann wird nämlich irgendein kluger Mann daherkommen und ihr viel mehr bieten als Unterkunft, Essen und etwas Taschengeld.«
Whip hob schlagartig den Kopf. Seine Augen waren schmal und glitzerten grau.
»Er wird ihr seinen Namen geben und Kinder mit ihr haben und ein Heim für sie bauen«, sagte sie ruhig. »Und sie wird nicht mehr vom Wohlwollen anderer abhängig sein. Sie wird Freude an ihrem Heim haben, ihren Mann, den sie lieben, und ihre eigenen Kinder, die sie aufziehen kann. Er wird ihr Sicherheit geben, und sie wird seine Zuflucht sein.«
»Nein.«
Whip wußte nicht, daß er das Wort laut ausgesprochen hatte, bis er sich bewußt wurde, wie heftig er sich gegen den Gedanken wehrte, Shannon könnte das Kind eines anderen Mannes bekommen. Whips Hände umklammerten die Tischkante, bis seine Haut weiß wirkte. Er dürfte nicht so empfinden, wenn es um Shannon und einen anderen Mann ging.
Aber er konnte nun einmal nicht gegen seine Gefühle an.
Eves dunkelgoldene Augenbrauen hoben sich in einer schweigenden Frage angesichts von Whips heftiger Reaktion.
»Sie braucht nicht irgendeinen Mann zu heiraten und seine Kinder zu haben, um in Sicherheit zu sein«, sagte Whip stur. »Sie braucht nur...«
Seine Stimme verstummte.
»Ich gehe davon aus, daß du sie nicht selbst heiraten willst«, sagte Eve neutral.
»Nicht wegen Shannon«, sagte Whip mit rauher Stimme. »Meinetwegen.«
»Liebes«, sagte Reno weich, »es wäre von Whip nicht nett, Shannon zu heiraten. Da könnte sie ebensogut den Wind nehmen.«
»Weiß sie das?« fragte Eve.
»Sie weiß es«, sagte Whip knapp. »Sie hat mir erklärt, daß sie niemals einen Mann heiraten würde, der einen Sonnenaufgang, den er noch nie gesehen hat, mehr liebt als sie.«
»Kluge Frau«, sagte Eve.
»Sture Frau«, gab Whip heftig zurück. »Sie will das Hochland nicht verlassen, und dort ist es für eine Frau allein einfach nicht sicher genug.«
»Warum will sie denn nicht Weggehen?«
»Dort oben ist sie niemandem für ihren Unterhalt verpflichtet.«
»Sehr kluge Frau«, sagte Eve.
»Verdammt sture Frau«, knurrte Whip. »Ich kann sie nicht den ruppigen Goldgräbern da oben überlassen und kann auch nicht dort oben bei ihr bleiben, bis sie endlich zur Vernunft kommt.«
Eve gab einen Laut von sich, der nach Mitgefühl, Frage und Herausforderung klang.
»Der einzige Ausweg aus dem Durcheinander«, sagte Whip, »besteht darin, daß ich auf ihren verdammten Claims genügend Gold finde, um ihr ein Haus in Denver oder irgendwo sonst zu kaufen, nur damit ich weiß, daß sie in Sicherheit ist.«
»Und unverheiratet bleibt?« schlug Eve zynisch vor.
Der offene Ärger in Whips Blick machte keine andere Antwort nötig.
»Whip, um Himmels willen!« sagte sie entrüstet. »Wenn du Shannon nicht heiraten willst, warum ärgert dich der Gedanke so sehr, daß irgendein anderer Mann -«
Ein Tritt von Renos Fuß unter dem Tisch brachte Eve zum Schweigen.
»Whip weiß, daß er unvernünftig ist«, sagte Reno. »Deswegen ist er ja auch so gereizt. Wenn er einen Kampf braucht, werde ich
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