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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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gehört ebenfalls zu den Hibakushas. Sie ist schon fast neunzig.«
    »Wahnsinn. Sie sieht gut aus. Und gar nicht unglücklich. Wie schaffen die Hibakushas das bloß.«
    »Ich glaube, wir Menschen können mehr aushalten, als wir denken«, entgegnet Yuuku. »Und Glück ist vielleicht auch dabei, den meisten ist es leider nicht so gut ergangen.«
    »Ja, wahrscheinlich. Anders kann ich es mir nicht erklären. Aber ich finde es sehr bereichernd, dass wir hier auf dem Peaceboat die Gelegenheit haben, mit all diesen Menschen zu sprechen. Das ist ja auch das Ziel. Gegenden dieser Erde kennenzulernen, in denen es den Menschen nicht so gut geht. Zum Beispiel bei den Landgängen. Ich bin schon sehr gespannt auf Peru.«
    »Oh, ich auch. Apropos. Was machst du denn dort? Hast du Lust, in Peru den Tag mit mir zu verbringen?« Yuuku wechselt das Thema.
    »Gerne«, antworte ich spontan. Ich blicke Riku an. »Und du? Hast du auch Lust?«
    »Ja, schon, aber ich muss für eine der geplanten Touren den Führer spielen.« Bedauernd zuckt Riku mit den Schultern.
    »Schade«, entgegne ich.
    »Ja. Wirklich schade«, mischt sich auch Yuuku ein, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass er ganz froh darüber ist, den Tag allein mit mir verbringen zu können.

Lost in Translation, oder: Warum es in Japan Hibakushas gibt
    Eine Kolumne von Dana Phillips
    Liebe Komplizinnen! Vor meiner Reise war mir das Wort Hibakusha noch nicht geläufig, wahrscheinlich geht es Ihnen ähnlich. Dabei hat es doch eine so ungemein wichtige Bedeutung. Direkt übersetzt heißt es von einer Explosion betroffene Menschen , faktisch bezeichnet es die Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945. Hibakusha sind also Menschen, die diese Katastrophe unmittelbar er- und überlebt haben und deren Risiko, durch die Strahlung zu erkranken oder früher zu sterben, deutlich angestiegen ist. Viele von ihnen leiden seit Jahrzehnten unter den Verletzungen, den Spätfolgen der Strahlung und den damit zusammenhängenden psychischen Belastungen. Immer noch müssen sie die traumatische Erfahrung verarbeiten, viele Angehörige durch die Bombardierung verloren zu haben. Auch holten sie die grausamen Erlebnisse immer wieder ein, vor allem, weil eine ungewisse Zukunft vor ihnen lag. Niemand konnte ihnen sagen, was für Spätfolgen auf sie und ihre Nachkommen warten würden. Zu allem Überfluss wurden die Hibakusha auch noch von der japanischen Gesellschaft diskriminiert: Weil die Strahlenkrankheit als ansteckend galt, wurden die Opfer aufgrund mangelnder Information über die tatsächlichen Spätfolgen gesellschaftlich ausgegrenzt.
    Staatliche Unterstützung wurde ihnen erst 1957, mehr als zehn Jahre nach dem Unglück, zugesichert. Dennoch mussten sie teilweise jahrelang auf ärztliche Versorgung warten. Und bis heute ist die finanzielle Situation vieler Hibakusha nicht gesichert. Mit der Atomkatastrophe von Fukushima ist eine neue Generation der Hibakusha geboren. Auch sie müssen Diskriminierung fürchten, denn nach wie vor wissen etliche Japaner zu wenig über die Gefahren der Atomkraft und die Auswirkungen, die atomare Strahlung auf den Körper haben kann.
    Sayonara! Ihre Dana

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    Gericht: Eis am Stiel
    Japaner des Tages: Die Grazien auf der Rückbank
    Place to be: Villa El Salvador
    Erkenntnis: Wer schläft, muss keine Angst haben
    E s ist bereits dunkel, als wir in der Ferne die glitzernden Lichter der peruanischen Küste entdecken. Über uns am Firmament leuchten klar und hell die Sterne, die Sternbilder sind deutlich zu erkennen und beim Anblick der Milchstraße stockt mir der Atem. Aufgeregt laufe ich an Deck auf und ab, als wir in den Hafen von Callao einlaufen. Südamerika. Am liebsten würde ich gleich von Bord stürmen, aber die Gegend ist gefährlich, weshalb an diesem Abend niemand von uns mehr das Schiff verlassen darf. Sehnsüchtig starren wir Richtung Land. Aber statt eines Spaziergangs auf peruanischem Boden wartet erstmal ein Vorbereitungskurs auf uns. Ich werde den Eindruck nicht los, dass hier nichts unternommen wird, ohne dass man vorher mindestens drei Besprechungen und vier Einführungstreffen belegen muss. Im Broadway ist bereits jede Menge los, der Raum ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf der Bühne haben sich einige der Übersetzer versammelt, die das Seminar leiten.
    »Das Motto des heutigen Kurses: Sicher, gut, schlau!«, beginnt einer von ihnen zu erklären. »Es ist gefährlich, zu glauben, dass es überall auf

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