Aber bitte mit Sake
der Wäscheleine und versuche das Brötchen mit dem Mund zu angeln.
»Dana go, Dana go!«, feuert Yuuku mich an. Endlich habe ich es geschafft, ergreife das Brötchen mit den Zähnen und trage es ins Ziel. Doch die mit Abstand schrägste Disziplin ist das Strumpfhosenziehen.
»Du trittst für unser Team an!«, entscheidet Yuuku und schubst mich in die Mitte. Dann zieht er mir eine Nylonstrumpfhose über das Gesicht, deren Beine mit der Strumpfhose meines Gegenübers verknotet sind, der sich ebenfalls das Ende über das Gesicht gezogen hat. Wir sehen total belämmert aus.
»Was muss ich machen?«, murmele ich unter der Maske hervor.
»Ziehen! Du musst sie dem Gegner vom Gesicht ziehen!«
In diesem Moment ertönt der Startpfiff und mein Kontrahent beginnt, wie wild an der Strumpfhose zu zerren. Es ist ein schwieriges Unterfangen, dem anderen die Strumpfhose vom Kopf zu ziehen, vor allem, da wir die Hände nicht benutzen dürfen. Mein Gegner zieht mich nach vorne. Aber ich halte dagegen. Nach ein paar Sekunden des Ziehens und Zerrens rutscht ihm die Strumpfhose vom Gesicht.
»Juhuuuu!«, jubele ich. Yuuku fällt mir um den Hals und hebt mich hoch.
»Yeah, wir haben gewonnen!« Wir hüpfen auf und ab wie zwei kleine Kinder. Ich muss zugeben, ein Sportfest auf Japanisch macht deutlich mehr Spaß, als auf Deutsch.
»Das war lustig«, sage ich zu Yuuku.
»Sag ich doch! Du, jetzt ist meine Performance dran. Aber wir sehen uns ja später zu unserem Schiffsfamilien-Dinner, oder?«
»Ja, aber …«
»Bis gleich.« Er winkt mir zu und verabschiedet sich von den restlichen Mitgliedern des blauen Teams, dann verschwindet er in der Menge. Wenige Minuten später kehrt er zurück. Er hat sein T-Shirt ausgezogen und den mehr als ansehnlichen Körper mit blauen Streifen bemalt. Seine Schuhe hat er ausgezogen, das hätte Henry sicher gefallen. Zwanzig Männer mit ebenfalls nackten Oberkörpern versammeln sich hinter ihm. Dann ertönt Musik und die Gruppe legt eine Tanzperformance hin, die es in sich hat. Im Anschluss an die beeindruckenden Hip-Hop-Moves stürmt eine Horde Mädchen auf das Pooldeck und schubst die Jungs zur Seite, um ebenfalls eine Choreografie aufzuführen. Dann umringen sie Yuuku, der in ihrer Mitte ein Solo hinlegt. Grundsätzlich finde ich solche Auftritte eher peinlich, aber ich muss zugeben, dass es bei Yuuku ziemlich sexy aussieht. Irgendwie kann ich die Mädchen verstehen, die auf seinen Konzerten vor der Bühne stehen und ihn anhimmeln. Dana, ermahne ich mich, du wirst doch wohl nicht wegen eines japanischen Boygrouptänzers nervös werden! Nach der Vorführung kommt Yuuku noch einmal zu mir, während er sich mit einem blauen Handtuch die Schweißperlen von der Stirn tupft.
»Ich gehe mich kurz umziehen, dann sehen wir uns beim Essen«, sagt er selbstbewusst und streicht mir über die Wange.
»Klar. Bis gleich«, antworte ich betont cool. Schade, dass Ellen nicht hier ist. Wenn ich sie in meinem Team gehabt hätte, wäre das Ganze noch ein viel größerer Spaß gewesen. Und was die Beratung in Sachen Männer angeht, könnte ich sie auch gut gebrauchen. Ich muss mich unbedingt mit Kyoko aussöhnen, mir fehlt eine weibliche Bezugsperson.
Pünktlich um halb sieben erscheine ich am vereinbarten Treffpunkt für das Dinner mit meiner Schiffsfamilie. Mein Adoptivgroßvater und zwei Frauen, von denen ich nicht mehr weiß, ob eine von ihnen meine Mutter oder die uneheliche Tochter meines Vaters ist, warten bereits. Ich begrüße die beiden mit einer höflichen Verbeugung. Herr Murakami lächelt mich an.
»Sprechen Sie englisch?«, frage ich.
»No, no, no«, antwortet er und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Auch die beiden Frauen schütteln die Köpfe. Ich lächle und blicke mich um, aber von den anderen ist noch niemand zu sehen. Nach ein paar Minuten schaut Herr Murakami ungeduldig auf die Uhr. Es ist erst kurz nach halb. Dennoch beginnt Herr Murakami ungeduldig auf und ab zu laufen. Zu gerne würde ich ihn in ein Gespräch verwickeln. Man fühlt sich wie amputiert, wenn man nicht in der Lage ist, mit anderen zu kommunizieren. Nach ein paar weiteren quälenden Minuten biegen endlich Riku und Yuuku um die Ecke. Gleichzeitig taucht auch unsere neue Großmutter Akiko auf, die Riku ungefragt an die Hand nimmt und ihn hinter sich her zum Buffet zieht.
»Riku hat wohl eine Verehrerin gefunden«, sagt Yuuku lachend zu mir.
»Ja, dabei ist sie doch seine Großmutter.« Ich schmunzle. »Ich glaube, sie
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