Aber bitte mit Sake
Stelle. Was müssen wir für ein Bild abgeben? Mitten auf dem Ozean, im Halbdunkel schippert dieses Schiff mutterseelenallein durch das Meer, an Deck eine Horde Menschen, die zu lauter Musik ausgelassen tanzen. Gut gelaunt bewege ich mich zur Musik, als diese plötzlich von einer Sekunde auf die andere abbricht. Im selben Moment wird es stockfinster auf dem Schiff, denn die Lichter sind ebenfalls erloschen.
»Was ist denn nun los?«, frage ich Yuuku.
»Keine Ahnung. Stromausfall?«
»Auf einem Schiff? Das hab ich ja noch nie gehört.« Durch die Menge geht ein Raunen. Als ich mich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt habe, sehe ich, dass die Übersetzerin hektisch an dem Kabel der Stereoanlage zieht. Doch es rührt sich nichts. Ratlos stehen die Japaner auf der Stelle, niemand bewegt sich. Offenbar warten sie, wie immer, auf eine Anweisung von oben.
»Liebe Gäste. Ich kann mir auch nicht erklären, was hier passiert ist, aber es sieht so aus, als wäre der Strom ausgefallen«, erklärt die Übersetzerin.
»Komm, wir schauen mal, was los ist«, sage ich zu Yuuku. Wir laufen vom Deck zurück ins Innere des Schiffes. Es brennt nur noch die Notbeleuchtung.
»Der Motor ist ebenfalls aus, oder?« Yuuku bleibt an einem der Fenster stehen und horcht in die Nacht.
»Scheint so«, antworte ich. »Ich höre jedenfalls nichts, außer ein paar Wellen. Ist ja verrückt.« Im Freespace treffen wir auf ein paar Leute, die schon nervös auf und ab laufen. Einer von ihnen hat eine Taschenlampe.
»Was ist denn passiert?«, frage ich nach.
»Der Strom ist ausgefallen. Wir werden das Problem sicher gleich im Griff haben. Machen Sie sich keine Sorgen. Am besten gehen Sie in Ihre Kabinen.« Im Halbdunkeln wandern wir kichernd in Richtung von Yuukus Reich. Dort ist es stockfinster. Lachend zieht er mich hinter sich her.
»Das ist Schicksal«, flüstert er mir ins Ohr und gibt mir einen kurzen Kuss. Das mit dem Schicksal habe ich doch schon mal gehört. Nicht sehr überzeugend.
»Meinst du?«, frage ich herausfordernd.
»Warte mal.« Yuuku tastet sich im Dunkeln zu seiner Kommode und wühlt in einer der Schubladen. »Ha, wusste ich es doch.« Dann klickt ein Feuerzeug, und er zündet eine Kerze an. »Endlich machen die Souvenirs, die man sonst nie benutzt, mal Sinn.« In dem warmen Lichtschein kann ich erkennen, dass seine Kabine doppelt so groß ist wie unsere. Sie hat nicht nur zwei Betten, sondern vor der Wand steht auch noch eine Sitzgruppe, davor ein Beistelltisch.
»Schläfst du hier allein?«
»Ja, sie haben mir eine Doppelkabine gegeben.«
»Wow. Das geht ja auch richtig luxuriös auf diesem Schiff. Wir haben Stockbetten.« Ich erkunde die Kabine und laufe Richtung Badezimmer.
»Du hast ja sogar eine Badewanne! Und ein extra Klo.« Ich drehe den Wasserhahn auf, doch es tröpfelt nur noch ein mickriger Rest aus dem Hahn. »Das Wasser geht nicht«, rufe ich Yuuku zu.
»Na, das kann ja heiter werden.« Er tritt hinter mir ins Bad. Dann geht er wieder hinaus und blickt aus dem Fenster. »Wir bewegen uns überhaupt nicht mehr. Scheint so, als wären wirklich alle Funktionen ausgefallen.«
»Meinst du, wir müssen uns Sorgen machen? Ohne Strom ist das Schiff doch manövrierunfähig, oder?« Ich trete an ihn heran und blicke ebenfalls aus dem Fenster. Eine Weile stehen wir einfach nur da und starren auf die schwarze See.
Dann dreht Yuuku sich zu mir um und grinst mich an. »Ich habe eine Idee.« Mit der Kerze in der Hand geht er zu einem Wandschrank und holt eine Flasche Wein und zwei Gläser hervor.
»Du hast Alkohol in deiner Kabine? Wo hast du den denn her?«
»Ich habe die Flasche an Bord geschmuggelt, schon auf Tahiti. Ist aber leider kein Champagner.« Er nimmt mich an die Hand und zieht mich Richtung Tür. »Komm mit.«
»Aber wohin denn?«
»Zeige ich dir gleich.« Yuuku öffnet die Tür und blickt einmal nach links und rechts. Aber niemand ist zu sehen. Offenbar halten sich alle Passagiere an die Anweisung, sich in die Kabinen zurückzuziehen. Wir laufen um die nächste Ecke und betreten steuerbord den Außenbereich. Vor den Kabinen im siebten Stock hängen die Rettungsboote, sie sind seitlich an der Schiffswand angebracht. Eigentlich ist es verboten, diesen Bereich zu betreten. Yuuku steigt über die Absperrung und zieht mich hinter sich her.
»Hast du nicht auch schon mal daran gedacht, wie es wäre, in den Rettungsbooten zu sitzen?«
»Ehrlich gesagt, nein. Ich habe viel zu viel Angst vor einem Notfall,
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