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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Holzverstrebungen gefräst. Marie stieg über das Tor.
    Robert riss die Beifahrertür auf. Marie hörte, dass er Lore anschrie. Sie sah durch die Windschutzscheibe, wie Robert nach Lores Schulter griff. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter.
    In diesem Moment knarrte das Getriebe. Gleichzeitig gab Lore Gas. Der Wagen machte einen Sprung nach vorn, Robert wurde herausgeschleudert. Er fiel rückwärts auf den Bürgersteig.
    Marie lief auf die Fahrbahn und stellte sich dem Wagen in den Weg.
    Sie sah Lores Gesicht hinter der Scheibe. Lore war bleich und biss sich auf die Unterlippe.
    Marie wusste, dass Lore sie nicht umfahren würde. Sie hoffte es zumindest.
    Dann stand der Wagen. Nur einen halben Meter vor Marie.
    Sie ging um die Kühlerhaube herum.
    Robert rappelte sich auf. Er schien nicht verletzt zu sein, wirkte aber noch benommen.
    Marie beugte sich in den Wagen. »Steig aus! Sofort!«, fuhr sie Lore an.
    Lore umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad, sie schaute stur geradeaus.
    »Hörst du nicht? Aussteigen!«
    Lore rührte sich nicht. Doch Marie bemerkte eine leichte Bewegung von Lores rechtem Knie. Sie wollte Gas geben.
    Marie stieg ein und griff nach dem Zündschlüssel.
    Da trat Lore das Gaspedal durch und ließ die Kupplung kommen. Das Auto fuhr so scharf an, dass Marie in den Sitz gepresst wurde. Sie verlor die Herrschaft über ihren Körper, die Luft blieb ihr weg. Die Tür schlug zu.
    Der Wagen raste quer über die Straße. Kurz vor der großen Kastanie riss Lore das Steuer herum. Sie kamen ins Schleudern. Marie wurde hin- und hergeworfen.
    Lore fing das schlingernde Auto erst am Ende der Straße wieder. »Schnall dich an!«, sagte sie zu Marie.
    Marie tat es.
    »Wo willst du hin?«, fragte sie.
    »Das weißt du doch«, sagte Lore. »Ich suche mein Kind.«
    Lore hielt an der Kreuzung und wartete, bis sie sich in den fließenden Verkehr der Bubacher Hauptstraße einordnen konnte.
    Das war die Chance für Marie. Sie hätte den Gurt lösen und einfach aussteigen können. Lore hätte sie nicht halten können. Und Gas geben konnte sie auch nicht. Dann wäre sie in die Autos gerast, die auf der Hauptstraße fuhren.
    Doch Marie blieb sitzen.
    Lore bot ihr eine letzte Chance, den Mann zu finden, der Johann getötet hatte.
    Nun dachte sie wieder daran, was Bäsch damals zu ihr gesagt hatte.
    Wenn Sie uns gegenüber ehrlich gewesen wären, hätten wir ihn geschnappt. Vielleicht hätten wir dann auch eine Chance gehabt, Ihren Sohn zu retten.
    Diese beiden Sätze spukten ihr seit Monaten im Kopf herum.
    »Dann erzähl mal«, sagte Marie, als sie Bubach schon eine Weile hinter sich gelassen hatten.
    Lore drehte den Kopf. »Was denn?«
    »Alles. Von Anfang an.«
    15
    Marie hatte nichts dabei, nicht mal eine Jacke. Zum Glück trug Lore unter dem Mantel eine Weste. Sie lachte, als sie sie auszog und Marie reichte.
    Lore roch nach Schweiß. Sie trug nur ein T-Shirt. Ihre Arme waren weiß und dünn. Marie konnte nirgendwo einen blauen Fleck oder etwas Ähnliches feststellen. Sie hatte damit gerechnet, dass der Freund Lore geschlagen hatte. Vielleicht hatte sie es auch gehofft. Es hätte alles einfacher gemacht.
    Lore vertraute Marie. Sie stieg aus und ließ den Schlüssel stecken. Als sie nach dem Tanken zum Bezahlen in die Tankstelle ging, schaute sie sich nicht einmal nach Marie um.
    Marie nahm sich den Euro, der für den Einkaufswagen in der Ablage klemmte, und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. Sie suchte nach einer Telefonzelle. Es gab keine.
    Marie betrat die Tankstelle.
    Lore stand an der Kasse. Sie drehte ihr den Rücken zu.
    An der Wand neben den Toiletten hing ein Fernsprecher. Marie durchquerte den Laden. Sie hatte Glück: Man konnte noch mit Münzen telefonieren. Sie steckte den Euro in den Schlitz, nahm den Hörer ab und wählte. Dabei warf sie einen Blick zur Kasse. Lore hatte Probleme mit dem Lesegerät für ihre EC -Karte.
    Es läutete. Einmal. Zweimal. Dreimal.
    Dann meldete sich eine Stimme, sie klang benommen. Marie sagte ihren Namen.
    »Wo bist du?«
    »Wir tanken gerade. Hast du die Polizei angerufen?«
    Robert zögerte. Dann sagte er: »Noch nicht.« Marie wusste, dass er log.
    »Sie tut mir nichts«, erklärte Marie.
    Robert lachte bitter. »Hast du dich jetzt mit ihr zusammengetan?«
    »Vielleicht weiß sie etwas darüber, wie das mit Johann war.«
    Robert wurde wütend. »Was soll gewesen sein? Er hat ihn umgebracht. Oder zweifelst du immer noch daran?«
    »Nein.«
    »Also was willst du?

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