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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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sich die Nägel zu lackieren?«
    »Sieht ganz so aus.« Buddington zuckte gleichmütig mit den Achseln und stand auf. »Bleiben Sie locker, Larsen. So ist das nun mal im Berufsleben. Da geht es nicht immer fair zu.«
    »Sie sagen es. Wie lang ist noch gleich die Probezeit von Frau Margold?«
    »Sechs Monate, wie immer.«
    »Ich würde an Ihrer Stelle nicht darauf wetten, dass sie das bis zum Ende durchhält.«
    *
    Kurz nach Redaktionsschluss kam Manolo Clemens zu Jonas ins Büro geschlendert. Als Leiter des Lokal-Ressorts und langjähriger Freund des Chefredakteurs war er grundsätzlich darüber im Bilde, was hinter den Kulissen der Grümmsteiner Zeitung vor sich ging. Der Besuch Buddingtons jedoch hatte selbst ihn überrascht.
    »Ich platze vor Neugier«, sagte er deshalb. »Was hat der Alte vorhin von dir gewollt?«
    »Das glaubst du mir nie. Friedrich hat kurz vor seinem Tod eine Redakteurin eingestellt.«
    Manolo schienen die Gesichtszüge zu entgleiten. »Eine Frau? Von Friedrich eingestellt? Niemals!«
    »Mein Reden.«
    »Andererseits sind das doch ganz gute Nachrichten. Ich meine, personell unterbesetzt, wie wir im Moment sind.«
    »Hast du eine Ahnung.«
    »Wieso? Eine zupackende Hand mehr im Team können wir dringend gebrauchen.«
    »Theoretisch ja«, erwiderte Jonas. »Praktisch aber ist diese Hand, die uns verstärken soll, nicht zupackend, sondern in erster Linie manikürt.«
    »Ich muss das jetzt nicht verstehen, oder?«
    »Es geht um ihren Werdegang. Die Frau, die Amberg eingestellt hat, ist gelernte Kosmetikerin.«
    Manolo stutzte. »Und was noch?«
    »Nicht viel. Bisher hat sie als Beauty -Redakteurin bei irgend so einer Frauenzeitschrift in Frankfurt gearbeitet. Und ihren Arbeitsproben nach zu urteilen, hat sie noch nie was davon gehört, dass man PR-Texte nicht einfach nur stumpfsinnig abschreibt.«
    »Na, klasse. Wie sieht sie denn aus?«
    »So, wie man sich eine Kosmetikerin eben vorstellt.«
    »Also blond, geschminkt und große Titten?«
    »Blond und geschminkt trifft zu.« Jonas reichte ihm das Foto aus der Bewerbungsmappe. »Über ihren Brustumfang hat sie in ihrem Lebenslauf keinerlei Angaben gemacht.«
    Manolo pfiff anerkennend durch die Zähne. »Na, das ist ja mal ’ne heiße Hummel. Ich würde sagen: Das mit dem Brustumfang kriege ich raus, sobald sie hier ist.«
    »Den Teufel wirst du tun.« Jonas warf seinem Freund einen warnenden Blick zu. »Abgesehen davon, dass diese Frau über ihre Probezeit in der Redaktion nicht hinauskommen wird, gilt noch immer Ambergs alte Grundregel: Mitarbeitern des Verlags sind intime Beziehungen untereinander nicht gestattet.«
    Manolo lachte auf. »Also, diesen Schwachsinn habe ich nirgendwo unterschrieben.«
    »Er gilt trotzdem auch für dich. Du weißt genau, dass die Verlagsleitung für Liebe am Arbeitsplatz kein Verständnis hat, was auch immer wieder kommuniziert wurde.«
    »Und du hast hoffentlich schon mitbekommen, dass die Verlagsleitung tot ist?«, gab Manolo ungerührt zurück. »Ich will dem guten Friedrich ja nicht zu nahe treten, aber jeder weiß doch, dass er diese Regel erst aufgestellt hat, nachdem seine Affäre mit dieser Sekretärin aufgeflogen ist.«
    »Na und? Er hat eben aus seinen Fehlern gelernt und wollte andere davor bewahren, dieselben zu machen.«
    »Wie nett von ihm. Aber damit wäre er vor keinem Arbeitsgericht des Landes durchgekommen.«
    »In dieser Sache geht es nicht um Recht oder Unrecht, sondern um Stil.«
    »Was ist stillos daran, eine rattenscharfe Kollegin flachzulegen?«
    »So ziemlich alles. Und schädlich fürs Arbeitsklima ist es obendrein.«
    »Ah, da spricht schon wieder ganz der Chefredakteur«, meinte Manolo und grinste. »Aber wer sagt dir, dass Friedrich nicht selbst scharf auf sie war? Immerhin sieht es ihm gar nicht ähnlich, ohne Absprache mit dir eine Frau einzustellen, die allem Anschein nach überhaupt nicht qualifiziert ist.«
    Nachdenklich trommelte Jonas mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. »Das ist genau der Punkt, der mich stutzig macht. Außerdem ließ Buddington durchblicken, dass die betreffende Dame den Job nur bekommen hat, weil ihre Familie seit langem mit den Ambergs befreundet ist.«
    »Also war Vitamin B im Spiel?« Manolo zog die Stirn in Falten. »Nun, vielleicht war Friedrich in den letzten Tagen seines Lebens einfach in Geberlaune.«
    »Was auch immer ihn dazu bewogen hat, wir müssen es jetzt ausbaden. Und zwar gewaltig: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese

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