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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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Kati schüchtern zunickte. »Tim macht seit einem halben Jahr seine Ausbildung zum Redakteur bei uns, wird ab morgen jedoch für einige Wochen ins Politik-Ressort wechseln«, erklärte Larsen. »Wir haben uns deshalb gedacht, dass Sie unseren Heinz ein bisschen in der lokalen Berichterstattung unterstützen können.«
    Ohne zu ahnen, was das konkret bedeutete, versicherte Kati schnell: »Natürlich, gern.«
    »Kommen wir zum Ressort Kultur, um das sich bei uns ein einziger Kollege kümmert.« Jonas lächelte. »Darf ich vorstellen? Edwin von der Heide, unsere Geheimwaffe für Rezitationsabende, Theaterpremieren und Kammerkonzerte. Halbherziger Dilettantismus und Hobby-Künstler sind ihm so zuwider, dass die hiesige Kulturszene regelmäßig vor ihm zittert.«
    »In Fachkreisen nennt man mich auch ›Edwin, den Schrecklichen‹«, sagte von der Heide und zwinkerte Kati schelmisch zu. Wie es sich für einen anständigen Kultur-Redakteur gehörte, hatte er sich ein Seidentuch um den Hals geschlungen und ein Milka-lilafarbenes Hemd ungeachtet der Hitze draußen zu einem schlammgrünen Tweedblazer kombiniert. Er war Kati auf Anhieb sympathisch.
    »Last but not least: Guido Haak, unser Experte für Kommunalpolitik und Intrigen aus dem Grümmsteiner Rathaus.« Larsen deutete auf einen blässlichen Mann, der etwa Mitte dreißig sein mochte und Kati seine schlaffe, feuchte Hand hinhielt. »Guido berichtet über alles, was sich im Stadtgebiet von Grümmstein so tut. Gemeinsam übrigens mit unserem Ressortleiter fürs Lokale, Manolo Clemens, der im Moment leider einen auswärtigen Termin hat.« Nachdenklich legte der Chefredakteur seine Stirn in Falten. »Habe ich sonst noch jemanden vergessen? Ach ja, richtig, Charlotte, unsere Jahrespraktikantin. Wo ist die überhaupt?«
    »Im Krankenhaus«, erwiderte Guido Haak, gedehnt und mit unüberhörbar norddeutschem Slang. »Zum Auftakt der Brustkrebswoche.« Seine wässrig blauen Augen richteten sich auf Kati. »Das sind so die Termine, wo wir euch Frauen gerne hinschicken.«
    »Ach, und warum?«, fragte sie zurück.
    »Na, da geht’s halt um nix, ne«, entgegnete er herablassend.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte Kati das dringende Bedürfnis, angesichts dieser ungeniert zur Schau gestellten männlichen Selbstherrlichkeit um sich zu schlagen. Was bildeten sich die Kerle hier eigentlich ein? Doch bevor ihr eine passende Antwort einfiel, um Guido-Schwabbelhand-Haak ein für alle Mal das Maul zu stopfen, richtete Larsen das Wort wieder an sie.
    »Die Kollegen aus dem Sport-Ressort fangen ihren Dienst erst um die Mittagszeit an, denen stelle ich Sie dann später vor. Wollen Sie uns vielleicht noch ein bisschen was über sich erzählen?«
    Von Wollen konnte gar keine Rede sein. Kati hasste es, wenn die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihr ruhte. Nervös nestelte sie an der Knopfleiste ihrer cremeweißen Seidenbluse herum. »Öhm, tja, wo soll ich anfangen? Mein Name ist Katharina Margold, eigentlich Kati, und ich komme aus Frankfurt. Während der letzten acht Jahre habe ich dort als Redakteurin für eine Frauenzeitschrift gearbeitet.«
    Sechs männliche Augenpaare richteten sich erwartungsvoll auf sie, offensichtlich gespannt darauf, was als Nächstes käme. Doch da kam nichts. Kati blieb stumm.
    »Und was haben Sie da so gemacht?«, erkundigte sich Heinz Sperling schließlich. »Für diese Frauenzeitschrift, meine ich?«
    »Oh, da war ich für Beauty zuständig.«
    »Beauty?«, wiederholte Jupp Sievers verdattert. »Wie geht’n das?«
    »Ich habe jede Woche neue Kosmetikprodukte vorgestellt. Und den Leserinnen außerdem eine Menge Tipps dazu gegeben, wie sie sich zum Beispiel richtig schminken, Fältchen wegschummeln oder dauerhaft Körperhaare entfernen.«
    »Körperhaare entfernen?« Sievers starrte sie entgeistert an, während Tim, der Volontär, schlagartig errötete.
    »Dauerhaft«, betonte Kati und nickte ernst. »Dabei geht oft was schief.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Heinz Sperling lächelte. »Nun, Kati, wir möchten Sie an Ihrem ersten Tag mit einem Thema betrauen, das mindestens genauso spannend ist.«
    »Klasse. Worum geht’s?«
    »Um die Züchter-Initiative Deutsches Turbo-Schwein.« Heinz schob seine Nickelbrille auf die Nasenspitze und blickte sie aufmerksam an. »Schon mal was davon gehört?«
    »Also, ehrlich gesagt …« Sie schluckte. »Nein.«
    »Umso besser, dann können Sie dort ganz unvoreingenommen neue Eindrücke sammeln.« Umständlich kramte er in dem

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