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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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seiner Empfehlung fürs Gymnasium sieht es ehrlich gesagt nicht sehr gut aus.«
    »Auch das noch.« Jonas rieb sich über seinen schmerzenden Nacken. »Aber das kriegen wir schon wieder hin. Ich rede mit ihm.«
    »Das allein wird nichts nützen, mein Junge. Benny braucht gezielte Nachhilfe. Und einen Vater, den er mehr als zehn Minuten am Tag sieht.«
    »Ich weiß. Aber im Moment geht hier alles drunter und drüber. Vielleicht schaffe ich es ja, mir morgen ein bisschen Zeit freizuschaufeln.«
    »Das ist schon längst überfällig, wenn du mich fragst. Übrigens hat Isabel heute angerufen.«
    Als der Name seiner Frau fiel, verspannte sich Jonas augenblicklich. »Was wollte sie?«
    »Absagen, wie immer.« Das Missfallen in Johanna Larsens Stimme war nicht zu überhören. »Sie sagt, sie schafft es nicht, die Kinder am Wochenende zu sich zu holen. Sie fährt zu irgendeiner Tagung über mittelhochdeutsche Literatur nach Nürnberg. Manchmal frage ich mich wirklich, für wen ihr beide diese vielen Kinder in die Welt gesetzt habt, wenn keiner von euch sich die Zeit nimmt, sich um sie zu kümmern.«
    »Bitte, Mama, fang nicht wieder davon an.«
    »Aber es stimmt doch: Welche Mutter von vier Kindern lässt denn ihre Familie im Stich, um über irgendwelchen schwülstigen Gedichten zu brüten?«
    »Minnesang, Mutter. Isabel erforscht den Minnesang.«
    »Ein bisschen zu intensiv, wenn du mich fragst. Oder ist dieses Techtelmechtel, das sie an der Uni angefangen hat, auch Teil ihrer Forschungen?«
    Jonas zuckte zusammen. Es war jetzt ein Jahr her, seit seine Frau ihm eröffnet hatte, dass sie ihn mit einem ihrer Kollegen am Lehrstuhl betrog. Und seither hatte es noch immer nicht aufgehört, weh zu tun, ganz egal, wie gelassen und ruhig er sich nach außen hin auch gab. »Hör zu, Mama, ich hatte einen langen Tag, und der ist noch immer nicht zu Ende. Können wir ein anderes Mal weiterreden?«
    »Ich wollte dir nicht zu nahe treten, Jonas«, lenkte seine Mutter ein. »Aber Isabel und du, ihr beide solltet wirklich so langsam Klarheit in eure Beziehung bringen. Die Kinder leiden jedenfalls unter der Situation, und sosehr dein Vater und ich uns auch bemühen: Alles können wir nicht ausbügeln.«
    »Das erwartet doch auch niemand. Ehrlich, ich wüsste nicht, was ich ohne euch täte.«
    »Schon gut. Ich nehme an, bei dir wird es heute wieder einmal später?«
    »Ich fürchte, ja. Macht es dir was aus?«
    »Unsinn. Jetzt, wo die Kinder krank sind, hätte ich ohnehin hier übernachtet. Aber sieh zu, dass du was zu essen bekommst, Junge.«
    Jonas legte auf und starrte ins Leere. Ohne seine Eltern, die pensioniert waren und nur wenige Häuser von ihm entfernt lebten, wäre er völlig aufgeschmissen, daran gab es keinen Zweifel. Aber was sollte nur werden, wenn die Zeitung tatsächlich verkauft wurde, er seinen Job verlor und mit den Kindern umziehen musste? Noch immer gab es keine Neuigkeiten in der Eigentümerfrage, und Jonas wunderte sich von Tag zu Tag mehr darüber, wie Friedrich Amberg seinen Nachlass geregelt hatte: Statt die Zukunft des Verlages zu sichern, schickte er ihnen eine Blondine mit endlos langen Beinen vorbei. Wie hatte er da erwarten können, dass sich noch irgendwer auf seine Arbeit konzentrierte?
    »Schluss damit«, sagte Jonas laut und schüttelte sämtliche Gedanken an seine neue Mitarbeiterin rasch ab. Was war noch mal das Thema seines Leitartikels? Richtig, die Euro-Krise …
    *
    »Wie sieht’s aus, Kati?«, fragte Manolo am nächsten Tag während der Konferenz. »Können wir dich zu einem Schul-Termin schicken, ohne dass du dich volllaufen lässt?«
    Statt ihm zu antworten, funkelte sie Jonas bitterböse an. »Sie haben gepetzt.«
    »Ich bitte Sie, Frau Margold. Das mit Ihrem Alkoholtest ist längst Stadtgespräch.«
    »Wobei wir vielleicht jemanden zum NABU rausschicken sollten, damit der Schwan seine Version der Geschichte erzählen kann«, feixte Guido.
    »Also, was ist nun, Kati«, hakte Manolo nach. »Übernimmst du den Termin oder nicht?«
    »Klar, worum geht’s?«
    »Um einen Spenden-Lauf. Die Viertklässler der Geschwister-Scholl-Schule gehen dabei für den guten Zweck an den Start«, erklärte Charlotte. »Jeder Schüler, der bei dieser Staffel antritt, hat im Vorfeld einen oder mehrere Sponsoren gewonnen, der bereit ist, einen gewissen Geldbetrag zu stiften. Diesmal kommt der Erlös einer Schule in Indien zugute. Wenn ein Kind die jeweilige Strecke allerdings in Rekordzeit zurücklegt oder besonders

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