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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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Kollegen zu tun.«
    »Die sind gerade alle in einer Besprechung«, log Kati und sah demonstrativ auf die Uhr. »Und leider habe auch ich nur sehr begrenzt Zeit für Sie.«
    »Sie sind noch neu hier, oder?«
    »Macht das irgendeinen Unterschied?«
    »Nun, wenn Sie nicht neu wären, dann würden Sie wissen, dass Zeit für uns ein relativer Begriff ist«, entgegnete Thönjes und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Meine Frau ist nämlich ein Medium, wissen Sie.«
    »Ach was. Und das bedeutet …?«
    »Dass sie mit der bloßen Kraft ihrer Gedanken alle zeitlichen und räumlichen Barrieren durchbrechen kann.«
    »Das ist bestimmt sehr praktisch«, sagte Kati. »Nur leider muss ich jetzt wirklich …«
    »Außerdem spürt sie die Aura berühmter Persönlichkeiten auf.«
    »Und heute war ausgerechnet George Clooney dran?«
    »Er liegt in seinem Blut«, wiederholte Frau Thönjes und sah dabei so gespenstisch aus, dass es Kati kalt den Rücken herunterlief.
    »Hören Sie. Gesetzt den Fall, dass alles, was Sie mir da erzählen, stimmt – was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    »Sie müssen uns seine Telefonnummer geben.«
    Kati klappte der Unterkiefer nach unten. »Die von George Clooney?!«
    »Sonst verblutet er.«
    »Ihre Visionen in allen Ehren, Frau Thönjes. Aber wäre es nicht naheliegender gewesen, gleich den Rettungsdienst am Comer See zu verständigen, statt mich um diese Telefonnummer zu bitten?«
    »Das würde doch viel zu viel Wirbel verursachen«, kam die Antwort. »George will nicht, dass die Presse sich an seine Fersen heftet.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Kati. »Aber Ihnen ist schon klar, dass Sie sich hier in der Redaktion einer Tageszeitung befinden?«
    »Na und?«
    »Indem Sie sich an uns wenden, haben Sie die Presse doch schon informiert.«
    »George kümmert es nicht, was ein Provinzblatt wie die Grümmsteiner Zeitung über ihn schreibt«, meinte Herr Thönjes überzeugt. »Es sind die großen Titel, auf die es ankommt.«
    »Wenn das so ist, kann ein Provinzblatt wie die Grümmsteiner Zeitung Ihnen auch nicht weiterhelfen.« Kati stand auf. »Ich muss dringend wieder an die Arbeit zurück. Sie entschuldigen mich?«
    »Aber was wird aus George?«, wollte Frau Thönjes wissen.
    »Ich sage ihm, dass Sie an ihn gedacht haben.«
    »Ganz ohne Verbindung zu seiner Aura? Wie wollen ausgerechnet Sie Kontakt zu ihm aufnehmen?«
    »Ich hab seine Telefonnummer, schon vergessen?«, gab Kati zurück und hielt den beiden die Tür auf.
    *
    »Na, Blondie – hast du dem Ehepaar Thönjes weiterhelfen können?«, erkundigte sich Guido, der mit Manolo im Schlepptau ins Büro geschlendert kam. Sie hatten einen Abstecher zur Döner-Bude um die Ecke gemacht und verbreiteten ein derart penetrantes Knoblaucharoma, dass Kati aufstand, um das Fenster zu öffnen.
    »Ihr hättet mich vorwarnen können«, sagte sie dann.
    »Aber dann wär’s doch nur halb so schön gewesen.«
    »Was wollten sie diesmal – einen Ansprechpartner im Pentagon?«, hakte Manolo nach.
    »Nein, die Privatnummer von George Clooney am Comer See.«
    »Wow, denen fällt immer wieder was Neues ein.« Guido pfiff durch die Zähne. »Beim letzten Mal wollten sie mit Gorbatschow reden, um ihm eine Nachricht seiner verstorbenen Frau zu übermitteln.«
    »Wieso musste ich meine Zeit überhaupt mit diesem Mist verplempern?«, fragte Kati entnervt. »Der halbe Tag ist rum, ohne dass ich auch nur eine Zeile über die Anleinpflicht geschrieben hätte.«
    »Jetzt bleib mal ganz locker, Süße«, meinte Manolo. »Eine Frontal-Begegnung mit dem Ehepaar Thönjes ist Pflicht, wenn eine gestandene Lokal-Reporterin aus dir werden soll.«
    »Schon klar. Sonst noch was?«
    »Nun, außerdem musst du mindestens einmal mit deinem Ressort-Leiter ausgehen.«
    »Mit dir?« Kati traute ihren Ohren nicht. »Vergiss es.«
    »Na, hör mal – bisher hab ich noch jede zufriedengestellt.« Manolo warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Davor und danach, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Freut mich für dich.«
    »Aber du gibst mir trotzdem einen Korb?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Okay, auf deine Verantwortung. Aber du weißt ja nicht, was dir entgeht.«
    »Damit werde ich leben können, Manolo.«
    »Womit werden Sie leben können?« Unbemerkt von allen war Jonas ins Zimmer getreten: die Hände auf den Hüften, die grauen Augen fragend auf Kati gerichtet. Der Kragen seines Hemdes stand offen und ließ ein Stück gebräunter Haut hervorblitzen. Kati ertappte sich dabei,

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