Abgeferkelt: Roman (German Edition)
verstanden. Die Antwort lautet: nein.«
»Hm. Und … Meinst du, das ändert sich noch?«
»Hast du heute deinen investigativen Tag, oder was? Was geht dich das überhaupt an?«
»Du weißt, was ich über Beziehungen am Arbeitsplatz denke.«
»Beziehungen, wenn ich dieses Wort schon höre!« Entnervt stieß Manolo sich von der Wand ab. »Es geht um Spaß, mehr nicht. Und der würde dir hin und wieder auch mal guttun.«
»Danke, kein Bedarf.«
»Überleg’s dir. Kati ist nicht unbedingt die schlechteste Wahl, um sich ein bisschen locker zu machen.«
»Du bist ziemlich widerlich, mein Freund.«
»Ich weiß. Darum geh ich jetzt auch. Nur eins noch.«
»Ja?«
»Ich glaub, sie mag dich.«
Jonas lachte auf. »Den Teufel tut sie. Sie sieht mich noch nicht mal richtig an, wenn ich mit ihr rede.«
»Wenn ich du wäre, würde mir das zu denken geben«, sagte Manolo und verließ den Raum.
18.
W ochenendarbeit zählte zu den Zumutungen, die es in Katis Leben als Beauty-Redakteurin nie gegeben hatte. Abgesehen von den Einladungen diverser Kosmetikfirmen natürlich, die stets im Wellnessbereich nobelster Fünf-Sterne-Hotels stattfanden.
»Aber da lag ich mit Gurkenscheiben auf den Augen am Pool und hab mir die Zehen maniküren lassen«, sagte sie zu Charlotte.
»Dann freu dich doch, dass dein erster Samstagsdienst in einem Schwimmbad angesetzt ist«, gab ihre Kollegin zurück. »Das ist vielleicht nicht ganz so entspannt, aber immerhin vertrautes Terrain.«
Misstrauisch starrte Kati auf den Zettel, den Manolo ihr nach der morgendlichen Konferenz in die Hand gedrückt hatte. »Lüneburger Rutschmeisterschaft«, las sie laut. »Erklär mir noch mal genau, worum es da geht. Ich hab vorhin nur verstanden, dass ich mich ausziehen und mitmachen muss.«
»Es handelt sich um den Vorentscheid für die landesweiten Wasserrutschmeisterschaften, die Ende des Jahres ausgetragen werden«, sagte Charlotte. »Eine ziemlich große Sache hier in der Region.«
»Und warum läuft der Wettbewerb dann nicht in Grümmstein?«
»Unser Hallenbad hat keine Rutsche, darum weichen wir immer nach Lüneburg aus. Kennst du die Stadt?«
Kati schüttelte den Kopf.
»Echt nicht? Ich hab da studiert, es ist superschön dort. Solltest du dir mal angucken.«
»Mal sehen.«
Das klang so lahm, dass Charlotte hellhörig wurde. »Du hast nicht sonderlich viel Lust auf die ganze Aktion, oder?«
»Na ja, ich kann mir Unterhaltsameres vorstellen, als ein Wochenende in bakterienverseuchtem Chlorwasser zu verbringen. Außerdem sind Wasserrutschen nicht mein Ding.«
Das Problem war, dass Manolo darauf bestanden hatte, in der Montags-Ausgabe eine Reportage aus der Ich-Perspektive zu bringen: Statt als Berichterstatterin am Beckenrand zu stehen und den Sieger zu interviewen, sollte Kati selbst auf die Rutsche steigen und dem Leser beschreiben, »wie es sich anfühlt, wenn’s mal so richtig abwärtsgeht«. Da dieser Vorschlag bei Jonas auf außerordentlich fruchtbaren Boden gefallen war, blieb ihr nun nichts anderes übrig, als ihre Badesachen zu packen.
»Wie wär’s, wenn ich mitfahre?«, schlug Charlotte spontan vor. »Ich könnte die Fotos schießen. Und wenn alles geschafft ist, machen wir uns zur Belohnung einen netten Mädelsabend auf dem Stint.«
»Auf dem was?«
»Dem Stintmarkt, der coolsten Kneipenmeile in der Heide.«
Das hörte sich vielversprechend an. Trotzdem zögerte Kati. »Kann ich dir das überhaupt zumuten? Du hättest doch eigentlich frei …«
»Ich hätte eigentlich auch eine Festanstellung mit dickem Gehalt plus Weihnachtsgeld verdient und werde trotzdem als Praktikantin ausgenutzt«, antwortete Charlotte und grinste schief. »Aber das ist okay, solange es mir Spaß macht. Und in diesem Fall würde es mir sogar verdammt viel Spaß machen, dich zu begleiten.«
»In Ordnung, aber unser Mädelsabend geht dann auf mich.«
»Abgemacht.«
Je näher das Wochenende rückte, desto größer wurde Katis Vorfreude – und das, obwohl ihr eigentlich eine Menge Arbeit bevorstand. Doch allein der Gedanke, dass sie wieder unterwegs und nicht der Tristesse ihrer einsamen Wohnung ausgesetzt sein würde, versetzte sie in Höchststimmung. Am Samstagmorgen stand sie früh auf und probierte den rosafarbenen Tupfen-Bikini an, den sie sich im vergangenen Sommer geleistet hatte. Er saß tadellos, allerdings war insbesondere das Oberteil so knapp geschnitten, dass Kati Zweifel kamen: Ob sie noch schnell in die Stadt radeln und sich einen
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