Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
Vom Netzwerk:
aufrecht, stachelig und dunkelgrün aus der flachen Landschaft aufragten.
    »Na, können Sie den Kitsch noch aushalten?«, erkundigte sich Jonas und drehte sich zu Kati um.
    Diese war stehen geblieben, schirmte die Augen schützend mit einer Hand ab und starrte in die Ferne. »Das ist unglaublich. So etwas habe ich noch nie gesehen!« Sie stutzte, als sie eine längliche, überdachte Holzkonstruktion entdeckte, die an der Seite offen war. »Was ist das?«
    »Ein Bienenzaun«, erklärte Jonas. »Darin stellt man Bienenkörbe wettergeschützt so auf, dass die Insekten schnell ausschwärmen und den Heidehonig sammeln können.«
    Benny kam angelaufen und stellte sich an Katis Seite. »Bist du froh, dass du mitgekommen bist?«
    Sie strich ihm über den zerzausten Haarschopf. »Sehr sogar. Das war eine gute Idee von dir.«
    »Los jetzt«, forderte Sophie ihren Bruder auf. »Wer als Erster bei den Schnucken ist!«
    Die Kinder rannten voraus und ließen Jonas und Kati in unbehaglichem Schweigen zurück. Bienen summten, Birken rauschten, aus der Ferne erklang Gelächter. Und gerade, als Kati glaubte, die Anspannung zwischen ihnen keine Sekunde länger aushalten zu können, durchbrach Jonas die Stille mit einem Räuspern.
    »Ähm – was meinte mein Sohn vorhin im Restaurant mit der Abstimmung, die wir in der Redaktion angeblich immer machen?«
    »Ach, das … Er hat mich gefragt, warum sein Foto nicht in der Zeitung erschienen ist.«
    Zum ersten Mal, seit sie unterwegs waren, richtete Jonas seine grauen Augen ganz auf sie. »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Dass wir darüber abgestimmt haben, ob es nicht fairer wäre, ein Bild mit mehreren Kindern abzubilden. Damit nicht nur eines in den Mittelpunkt gerückt wird und die anderen enttäuscht sind.«
    »Eine politisch überaus korrekte Antwort.«
    »Hätte ich ihm sagen sollen, dass sein Vater als personifizierte Zensur aufgetreten ist und meine Arbeit bis zur Unkenntlichkeit verhackstückt hat?«, fragte Kati unwirsch.
    »Benny und seine Schwestern wissen, dass ich ihre Fotos nicht bei uns im Blatt haben will.«
    »Das hat er mir gesagt.«
    Jonas hob eine Augenbraue. »Aber Sie sehen noch immer nicht ein, dass es richtig war, Ihren Artikel in der Ursprungsform nicht abzudrucken?«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie mir Ihre Beweggründe nicht einfach erklärt haben. Stattdessen haben Sie mich in der Konferenz vorgeführt wie ein Schulmädchen.«
    Er öffnete den Mund zu einer schnellen Antwort, dachte kurz nach und schloss ihn wieder. Dann endlich sagte er: »Das war tatsächlich nicht sehr professionell von mir. Ich entschuldige mich.«
    Kati traute ihren Ohren nicht. »Das war der erste Satz von Ihnen, über den ich mich nicht gleich aufrege.«
    »Nun, so oft haben wir beide uns ja auch noch gar nicht unterhalten, oder?«
    »Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass Sie Interesse daran haben.«
    »Hatte ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber …«
    »Aber was?«
    »Sie sind sehr …« Jonas unterbrach sich. »Das hatte ich nicht erwartet.«
    Kati musste lachen. »Ich verstehe zwar nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich vermute mal, Sie bieten mir gerade die Friedenspfeife an.«
    »Ähm … ja. Ich glaube, das tue ich.«
    »Und ich glaube, ich akzeptiere Ihr Angebot.«
    Seite an Seite setzten sie ihren Weg fort, der sich nun in einer kleinen Kurve über eine Anhöhe erstreckte, auf der eine Heidschnuckenherde graste. Der Schäfer, deutlich zu erkennen an seinem breiten Hut und der langstieligen Schäferschippe, war an den Wegesrand getreten und unterhielt sich mit Benny. Sophie und die Zwillinge bestaunten unterdessen eine Heidschnucke, die sich abseits der Herde hielt und außerdem dadurch auffiel, dass sie ihre schwarze Schnauze andauernd nach oben reckte. Anders als alle anderen Tiere trug sie ein rosafarbenes Band um den Hals, an dem eine kleine Plastik-Hülle baumelte.
    »Da ist ihre Monatskarte drin«, erklärte der Schäfer, als Kati und Jonas näher kamen. »Die Geli hat nämlich eine Profilneurose.«
    »Wozu braucht sie dafür eine Monatskarte?«, fragte Benny verdutzt.
    »Zum Busfahren. Die Geli läuft lange Strecken nämlich nicht gern zu Fuß.«
    Louisa runzelte die Stirn. »Aber … Sie sind doch ein Wanderschäfer, oder?«
    »Natürlich. Wir lassen die Tiere an verschiedenen Stellen in der Region auf mehr als 100 Hektar Heidefläche weiden.«
    »Und wie passt da eine Heidschnucke rein, die nicht gern läuft?«, erkundigte sich Jonas.
    »Wie gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher