Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Vielleicht sollte Manni auf Facebook und Twitter aktiv werden und auf eure Situation hinweisen. Das könnte den Druck auf die Stadt weiter erhöhen.«
»Gar keine schlechte Idee. Ich mach mich mal schlau.«
Nach Dienstschluss führte Kati ihren Schleifchenslip und alles, was sie darüber trug, in den nächsten Supermarkt aus. Dort scannte sie das Angebot an Tiefkühlpizzen und versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass ihre einzige Gesellschaft im Bett wieder nur ihre Knoblauchfahne sein würde. Selbst Schlamm-Amöben hatten derzeit ein aufregenderes Sexualleben als sie – und die vermehrten sich durch Zellteilung.
Kati schwankte noch zwischen Thunfisch und Vegetale, als neben ihr ein Einkaufswagen abbremste. »Hey – lange nicht mehr gesehen!«
Sie sah auf und stand Hanna und Louisa gegenüber, Jonas’ bildhübschen Töchtern. »Hallo, ihr zwei – kauft ihr fürs Wochenende ein?«
»Erst mal nur fürs Abendessen.« Hanna grinste. »Wir kochen heute, um Papa zu besänftigen, wenn er vom Elternsprechtag zurückkommt.«
»Was gibt’s denn?«
»Gemüsepfannkuchen«, antwortete Louisa. »Und bei dir? Fertigpizza?«
»Nicht sehr einfallsreich, ich weiß. Aber für mich allein lohnt es sich irgendwie nicht, so viel Aufwand zu betreiben.«
Die Zwillinge tauschten einen Blick. »Wenn du heute nichts vorhast, komm doch mit zu uns«, schlug Hanna vor.
»Oh – das … das ist nett von euch, aber lieber nicht. Ein Überraschungsbesuch ist sicher das Letzte, worüber sich euer Vater freut, wenn er spät nach Hause kommt.«
»Quatsch, natürlich freut er sich«, insistierte Louisa. »Er hat uns doch selbst gesagt, dass er sich mit dir verabreden will.«
» Was hat er getan?!«
»Wir haben’s erst auch nicht geglaubt. Vor allem, weil er eigentlich nicht cool genug ist, um dich zu fragen. Oder hat er schon?«
Kati schüttelte den Kopf.
»Der braucht eindeutig Nachhilfe«, sagte Hanna und seufzte abgrundtief. »Na los, komm mit. Das wird bestimmt super – so wie neulich in Uelzen.«
Kati merkte, dass ihr Herzschlag sich beschleunigte. Wenn Jonas schon mit seinen Kindern über sie gesprochen hatte, war das doch ein gutes Zeichen, oder?
»Bist du mit dem Auto da?«, wollte Louisa wissen.
»Ja, warum?«
»Weil du dann noch einen Kasten Cola für uns transportieren könntest. Überhaupt wär’s toll, wenn du unsere Tüten mitnimmst – wo wir doch mit dem Fahrrad hier sind.«
»Ich bringe euch die Einkäufe wirklich gern nach Hause, aber dann verschwinde ich wieder. Das mit dem Abendessen können wir ja ein anderes Mal nachholen.«
»Jetzt sei kein Spielverderber.« Hanna gab ihr einen Stups. »Wir könnten deine Hilfe echt gebrauchen – Gemüsepfannkuchen haben wir nämlich noch nie gemacht.«
»Ich weiß nicht …« Kati zögerte. Das Angebot der Zwillinge klang verlockend – doch wie würde Jonas reagieren, wenn sie ohne sein Einverständnis seine Küche verwüstete?
»Papa flippt aus vor Freude.« Louisa, die ein sehr feines Gespür dafür hatte, wann eine Schlacht geschlagen war, hakte Kati unter, bevor diese es sich anders überlegen konnte. »Du magst doch Zucchini, oder?«
*
Familienfotos auf dem Kaminsims. Eine Regalwand voller Bücher. Und ein großer, blank gescheuerter Esstisch, der mit Stiften und Schulheften übersät war. Kati, die unschlüssig im Wohnzimmer der Larsens herumstand, während die Zwillinge die Einkäufe in der Küche ausräumten, kam sich vor wie ein Eindringling. Da trat die kleine Sophie auf sie zu und gab ihr auch prompt das Gefühl, ein solcher zu sein.
»Was machst du hier?«, fragte sie mit strengem Blick.
»Ich? Na ja, deine Schwestern haben mich gebeten, euch beim Kochen zu helfen.«
»Wir können alleine kochen.«
»Klar könnt ihr das. Ich … ich besuche euch nur.«
»Wir wollen aber keinen Besuch.«
In diesem Moment kam ihr Bruder angeschlendert. »Hi, Kati.«
»Hi, Benny.«
»Spielen wir was?«
»Nix da, wir brauchen Kati in der Küche«, schaltete Louisa sich ein. »Sie ist extra mitgekommen, um uns zu zeigen, wie man Pfannkuchen macht.«
»Das können wir auch alleine«, wiederholte Sophie.
»So?«, giftete ihre große Schwester zurück. »Dann zeig mal!«
Spätestens jetzt sah Kati ein, dass sie sich in eine unglückliche Situation manövriert hatte. Sie wollte von Jonas’ Kindern gemocht werden – aber wie sollte das gehen, wenn jedes von ihnen eine andere Erwartung an sie hatte? Irgendwo zwischen Kochen und Abhauen musste sie
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