Abgeferkelt: Roman (German Edition)
du denn hier?!«
»Sie legt einen Zimmerbrand«, stellte Isabel fest, die hinter ihm aufgetaucht war.
Sofort schnappte sich Kati einen Porzellanteller und drückte die Flamme aus. »Nichts passiert, alles gut.« Doch das betretene Schweigen, das ihr daraufhin entgegenschlug, verriet, dass gar nichts gut war. Die Zwillinge starrten zu Boden, Benny trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, und Sophie lehnte mit gekreuzten Armen und einer gewissen Genugtuung im Türrahmen.
»Das war nicht meine Idee!«, verkündete sie für den Fall, dass es Ärger geben sollte.
Niemand rührte sich.
Wirklich niemand.
Bis Kati der Mut der Verzweiflung packte. »Okay.« Sie klatschte in die Hände wie ein Fernsehkoch, der den nächsten Gang ankündigt. »Ich würde sagen – die Pfannkuchen sind im Ofen, die Getränke stehen kalt, und ich … bin dann mal weg.« Mit steifen Schritten ging sie an Jonas und seiner Familie vorbei, nahm ihre Handtasche vom Garderobenhaken und hoffte für den Bruchteil einer Sekunde, dass irgendwer sie zurückhalten würde. Einfach, damit sie sich nicht fühlen musste wie ein vom Hof gejagter Hund. Doch nichts geschah, und so ließ sie die Haustür lautlos hinter sich ins Schloss fallen. Erst, als sie im Auto saß und den Motor angelassen hatte, stellte sie fest, dass sie noch immer eine Schürze trug. Verdammter Mist.
27.
R ückblickend war Kati natürlich klar, dass sie entscheidende Signale übersehen hatte. Von wegen Industrie- und Handelskammer. Ein Mann, der ernsthaftes Interesse hatte, ließ sich doch nicht freiwillig von seinem Vater zum Garageausräumen einteilen! Trotzdem konnte sie Jonas nicht den Vorwurf machen, völlig unehrlich gewesen zu sein. »Wir haben da eine Art Familientreffen«, hatte er schließlich gesagt. Und: »Im Moment habe ich leider nicht so viel Zeit, wie ich gerne hätte.«
Pfff. Kati zog sich die Bettdecke über die Nase. Das ganze Wochenende über hatte sie sich nicht vor die Tür getraut und das herrliche Spätsommerwetter vor ihrem Fenster mit geschlossenen Jalousien ausgesperrt. Ein verheirateter Mann mit vier Kindern – was hatte sie eigentlich erwartet?
Dass er anrief, zum Beispiel. Dass er ihr erklärte, wie viel ihn noch mit seiner Frau verband. Und ob der Kuss neulich im Büro irgendeine Bedeutung für ihn gehabt hatte.
Doch als Katis Handy dann tatsächlich klingelte, war es nicht Jonas, der sich am anderen Ende der Leitung meldete. Sondern Ralf.
»Hey, wie geht’s dir?«, fragte ihr Ex-Freund und klang dabei so tiefenentspannt, als ob es seinen Seitensprung nie gegeben hätte.
»Geht so. Warum rufst du an?«
»Weil ich gerade bei dir in der Gegend bin.«
»Ach was.«
»Ich nehme in Hamburg an einem Sudoku-Workshop für Rätselredakteure teil. Tolles Hotel übrigens. Supergeiler Wellness-Bereich. Kann ich wärmstens empfehlen.«
»Ralf? Was willst du von mir?«
»Mich zum Mittagessen mit dir verabreden. Ich fahre morgen wieder zurück nach Frankfurt und könnte auf einen kleinen Abstecher bei dir vorbeikommen.«
»Mal abgesehen davon, dass so etwas wie eine Mittagspause bei uns nicht existiert – aus welchem Grund sollte ich mit dir essen gehen?«
»Weil ich deine Briefe mitgebracht habe!«
»Briefe, welche Briefe?«
»Na, die von diesem Anwalt, weißt du nicht mehr? Die kamen bei uns in der Wohnung an, nachdem dein Vater gestorben ist.«
Kati zog die Stirn in Falten. »Diese Dinger sind inzwischen alt, abgehangen und verjährt. Schmeiß sie weg, okay?«
»Bist du sicher? Die sehen aber ziemlich offiziell aus.«
»So sahen die schon vor Monaten aus. Tu’s einfach.«
»Wie du meinst. Aber das muss uns ja nicht davon abhalten, bei einem schicken Süppchen in den guten, alten Zeiten zu schwelgen – oder?«
»Ich hasse Suppe. Und ich lege jetzt auf.«
»Wart doch mal!« Er rang nach Worten. »Hör zu – ich … ich weiß, dass ich das mit uns total verbockt habe. Aber können wir nicht noch mal über alles reden?«
Kati zögerte. Wie oft hatte sie sich in den vergangenen Wochen ihr altes Leben mit Ralf zurückgewünscht? Seltsam. Jetzt fühlte es sich plötzlich so an, als ob es nicht mehr zu ihr passte. »Tut mir leid«, stieß sie hervor. »Aber ich fürchte, da gibt’s nichts zu reden. Und ein Treffen halte ich auch für keine so tolle Idee. Mach’s gut.«
*
In seinem Hamburger Hotel mit dem supergeilen Wellness-Bereich starrte Ralf auf sein Handy. Die hatte aufgelegt. Einfach so aufgelegt. Das sah Kati überhaupt
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