Abgehakt
gesagt, und der hat dann durchgedreht. Und damit es aussieht wie der Mord eines Serienkillers, hat er ihr die Brust aufgeritzt. Jeder in der Stadt hat doch von dem Mord gelesen.«
»Nachahmungstäter?« Dieter schüttelte den Kopf. »Möglich, glaub ich aber nicht.«
»Darüber können wir spekulieren, wenn wir das grafologische Gutachten haben«, bremste Michael die Ausführungen der Kollegen.
»Habt ihr alle Mitbewohner nach diesem verheirateten Ulf befragt?«, erkundigte sich Martin.
»Ja!« Dieter antwortete zuerst, während er seinen Notizblock aus der Jacke zog. »Aber, es sieht wohl so aus, als sei dieser Ulf so gut wie unsichtbar gewesen. Bis auf eine alte Dame, die vermutete, dass er ihr einmal die Tür aufgehalten hat, will ihn niemand gesehen haben.«
»Hat man denn gewusst, dass Frau Janz einen Freund hatte?«
»Nein. Und mir scheint, in dem Haus weiß keiner etwas vom anderen.«
»Dann haben wir also nichts weiter als den Hinweis, dass unser Mann vielleicht im Finanzbereich tätig ist und vielleicht in der Nähe arbeitet. Vielleicht ist er verheiratet, aber sicher können wir da auch nicht sein. Das hat schon manch einer seiner Geliebten vorgeschwindelt, um sie auf Abstand zu halten.«
»Ein paar zu viele ›Vielleichts‹«, meinte Michael mit leichter Resignation in der Stimme.
»Dass Ulf verheiratet ist, scheint mir sehr wahrscheinlich«, überlegte Dieter, »wenn man davon ausgeht, dass Frau Festner die Freiheitsliebe unseres Opfers richtig einschätzt.«
»Ja, das denke ich auch«, pflichtete Martin ihm bei. »Trotzdem werden wir auch nach ledigen Ulfs fragen. Paul, mach du bitte eine Liste der Firmen, die auch nur im Geringsten mit Finanzen zu tun haben. Sagen wir erstmal im Umkreis von fünf Kilometern. Die klapperst du dann mit Michael morgen ab. Und heute Abend observiert ihr die Wohnung von Frau Janz. Wenn Ulf noch gar nicht weiß, dass sie tot ist, wird er heute Abend bei ihr auftauchen. Vielleicht haben wir ja Glück.«
»Alles klar, Chef!«
»Und wir beide«, wandte er sich an Dieter, »werden uns die Kiste mit den persönlichen Sachen holen und durchsehen. Möglicherweise finden wir Briefe, Kalender, Fotos oder sonst was, was uns weiterhilft. Dann hoffe ich, dass wir bald die Gutachten und die Ergebnisse der Analysen bekommen. Vielleicht ist da was Brauchbares dabei.«
Die nächsten beiden Stunden verbrachten Dieter und Martin mit der Durchsicht von Marita Janz’ persönlicher Hinterlassenschaft. Da gab es einen Kalender, in dem nur der ein oder andere Arzttermin eingetragen war, und zwei Fotoalben, in denen Martin nach einem Mann suchte, der dem Phantombild ähnelte. Leider ohne Erfolg. Dann gab es ein Adressbuch mit etlichen Namen, die überprüft werden mussten. Dieter würde am nächsten Morgen mit all diesen Dingen bei der Mutter von Marita Janz und bei Jasmin Festner vorbeischauen, um hoffentlich mehr darüber zu erfahren. Aber für heute machten sie Schluss.
Kurz bevor sie das Büro verlassen wollten, wurde der Bericht über die Auswertung der Fingerabdrücke hereingereicht. Gemeinsam lasen sie ihn durch. Es waren viel weniger Fingerabdrücke festzustellen gewesen, als in einer Wohnung üblicherweise zu erwarten waren, was offenbar dem Sauberkeitsfimmel Maritas zuzuschreiben war. Die meisten Spuren stammten vom Opfer selbst. Andere Fingerabdrücke, von drei oder vier verschiedenen Personen, fand man überall in der Wohnung. Spannend wurde es bei der Analyse der Spuren am Messer. Man hatte zwei verschiedenartige Abdrücke gefunden, wovon die einen nicht zuzuordnen waren. Die anderen konnte man außer auf dem Messer im Schlafzimmer, an der Haustür, an der Küchentür und am Messerblock nachweisen. Wegen schlechter Qualität hatte deren Auswertung länger gedauert als üblich. Und das Unglaubliche daran war, dass sie zuzuordnen waren. Sie gehörten einer Frau, die wegen Drogendealens im Gefängnis gesessen hatte, aber bereits seit zwei Jahren wieder auf freiem Fuß war. Eva Klein.
»Wer hätte das gedacht?« Martin blickte Dieter an. »Sieht aus, als hätten wir endlich mal eine Spur zu verfolgen.«
Dieter nickte bestätigend.
»Und ich würde sagen, wir sollten uns augenblicklich damit beschäftigen.« Martin zog seine Jacke wieder aus und schaltete den Computer an. Kurz darauf hatte er alle Informationen über Eva Klein, die in der Verbrecherdatenbank »INPOL«, dem Informationssystem der Polizei beim Bundeskriminalamt, vorhanden waren. Er ließ sich die
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