Abgehakt
»Die Fische freuen sich immer, wenn sie angelächelt werden«, sagte Anne und trat zu ihm.
»Ich lächle vielmehr über dich.«
»Über mich?«
»Ich schätze, die Fische sorgen bei dir für den nötigen Stressabbau.«
»Wie kommst du darauf, ich sei gestresst?« Ihre Augen funkelten. »Hat Kelly das gesagt?«
»Ach, ist sie auch dieser Meinung?« Fragend hob er eine Augenbraue. Anne antwortete mit einem Blick aus zusammengekniffenen Augen. Beschwichtigend strich er ihr über den Unterarm. »Kelly hat nichts davon gesagt. Aber du. Erinnerst du dich an unser Gespräch letzte Woche? Du sagtest, dass du keine Zeit für eine feste Beziehung hast und dass dein Job dich sehr in Anspruch nimmt. Zudem warst du ziemlich verspannt, wie ich selbst fühlen durfte. Alles Anzeichen für Stress. Und jetzt noch die Fische.« Wieder schmunzelte er.
»Hör auf so zu grinsen.« Leicht boxte sie ihn gegen den Arm. »Die Fische sind wirklich beruhigend. Und das mit dem Stress ist ja wohl nichts Außergewöhnliches. Wer hat heutzutage keinen Stress?«
»Stress macht man sich zum größten Teil selbst.«
»Das sagst du so leicht. Mach du mal meinen Job, dann reden wir weiter.« Sie bedachte ihn mit einem herausfordernden Blick.
»Weißt du, dass du sehr süß bist, wenn du dich aufregst?« Er grinste sie noch breiter an.
Normalerweise wurde Anne sehr ärgerlich, wenn sie das Gefühl hatte, nicht ernst genommen zu werden. Aber jetzt zwang sie sich, völlig anders zu reagieren. Zielgesteuert. Schließlich wollte sie diesen Mann verführen und nicht mit ihm diskutieren.
»Willst du mal kosten?« Den Kopf leicht geneigt, trat sie noch einen Schritt näher auf ihn zu. Fragend blickte er sie an, während sie ihre Hand auf seinen Hinterkopf legte und ihn zu sich zog. Zärtlich küsste sie ihn auf den Mund.
»Wow! Ziemlich süß!« Seine Stimme war gedämpft.
»Dann hattest du wohl recht!« Sie drückte ihm die Papiere in die Hand, drehte sich um und lief in die Küche. »Ich hol uns schnell mal was zu trinken.«
In der Küche atmete sie erst einmal tief durch. Ein schöner Kuss war das. Vielleicht sollte sie sich doch ernsthaft auf Männersuche machen. Offensichtlich entging ihr einiges. Sie hatte lange nicht darüber nachgedacht, das Thema immer weggeschoben. Auch jetzt zwang sie sich dazu, sich auf ihren nächsten Schachzug zu konzentrieren. Mit zwei Longdrinkgläsern ging sie zurück ins Wohnzimmer. Mark hatte sich aufs Sofa fallen lassen und sah ihr entgegen.
»Ich hoffe, du hast noch Zeit für einen Drink?« Sie reichte ihm das Glas.
»Sicher.« Forschend betrachtete er sie, doch sie schenkte ihm nur ein unverbindliches Lächeln und setzte sich ihm gegenüber.
»Das ist Sex on the beach , aber erwarte nicht zu viel. So gut wie bei Paolo ist es nicht. Ich habe die Mischung aus einem Cocktailbuch.«
Er zog an seinem Strohhalm. »Schmeckt nach mehr …«, und seine grünen Augen glänzten, »wie dein Kuss.«
Offensichtlich hatte sie den Fisch an der Angel. Anne unterdrückte ein Grinsen.
»Hast du die Unterlagen durchgeblättert?« Jetzt hieß es Distanz schaffen, um so das Verlangen noch zu steigern.
»Ja, flüchtig. Scheint alles da zu sein.« Er lächelte über die Art, wie sie vom Thema ablenkte.
»Prima!« Ihr Ton klang sehr geschäftlich. »Was glaubst du, wie schnell du mir Bescheid geben kannst?«
»Ich denke, schon morgen. Am besten, ich rufe dich an, sobald ich etwas weiß.«
»Das klingt gut.« Schweigend tranken sie ihren Cocktail.
»So«, er stellte sein Glas auf den Tisch und erhob sich. »Ich muss los. Saskia ist heute Abend zu Hause. Sie hat ihr Schwimmen auf morgen verlegt und wartet wahrscheinlich mit dem Essen auf mich. Wir sprechen uns dann morgen.«
»Ja. Ich bringe dich noch zur Tür.« Sie folgte ihm und überlegte, ob sie noch einen Schritt weitergehen sollte. Nein, nicht heute. Sie konnte sich noch nicht ganz sicher sein.
An der Tür wandte er sich Anne zu. »Also dann, bis morgen!« Er griff nach ihrer Hand und streichelte ihren Handrücken.
»Bis morgen.« Schnell küsste sie ihn auf die Wange. »Und schon jetzt vielen Dank, dass du dich um die Sache kümmern willst.«
»Gern.« Er hob noch einmal die Hand zum Gruß und war verschwunden.
Anne war sehr zufrieden. Wie doch ein kleiner Kuss die Lebensgeister wecken konnte. Es war wohl tatsächlich etwas dran an der Theorie, dass die Motivation am größten ist, wenn die Sache Spaß macht.
Wie versprochen rief Mark gegen Mittag des
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