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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stein beschädigt ist. Nimmt man Steine heraus, fällt die Mauer zusammen. Also, wo soll man da mit der Behandlung anfangen? Ist der Täter dann noch älter oder hat schon mehrfach getötet, ist es ganz hoffnungslos.«
    »Also kann man ihn nur auf Lebzeiten wegschließen«, stellte Paul nüchtern fest.
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Wenn man ihn überhaupt zu fassen kriegt«, ergänzte Martin.
    »Höre ich da leichte Resignation in Ihrer Stimme, Herr Sandor?« Forschend sah Barbara ihn an. »Sie haben doch schon eine Hauptverdächtige, wie mir Herr Milster erzählte. Das ist doch mehr, als sie bei den anderen Fällen zu diesem Zeitpunkt der Ermittlungen hatten.«
    »Das ist wohl wahr. Aber bis jetzt ist sie noch nicht überführt, und ich zweifele daran, dass das so einfach wird. Deshalb bin ich froh, dass Sie uns etwas über die Psyche dieser Menschen erzählen. Vielleicht können wir dann besser beurteilen, ob die Verdächtige in dieses Schema passt.«
    »Tja, bedauerlicherweise erkennt man diese Leute nicht an ihrem Verhalten. Meistens benehmen sie sich nicht sehr auffällig oder verrückt, wie man vielleicht vermuten würde. Auf den ersten Blick scheinen sie nett und freundlich zu sein. Wenn ich die Akten solcher Menschen lese, drängt sich meist der Eindruck auf, es mit einem Monster zu tun zu haben. Sitzt dieser Mensch dann aber vor mir, muss ich zugeben, erscheint er oft genug regelrecht nett.«
    »Aber das ist doch dann nur Show«, warf Michael ein.
    »Das kann man so nicht sagen.« Frau Hansen schüttelte energisch den Kopf. »Man muss sich immer alle Seiten einer Persönlichkeit ansehen. Für ein besseres Verständnis hilft meist ein Blick auf die Biografie der Täter.«
    »Na, Sie sind gut«, sagte Martin. »Ein Serienmörder ist immer ein schrecklicher Mensch. Für derartige Taten kann ich nicht das geringste Verständnis aufbringen.«
    »Das sollen Sie auch nicht. Was ich sagen will ist, dass man auch einen Mörder von seiner ganzen Persönlichkeit her betrachten sollte, seine dunklen und seine hellen Seiten.«
    Martin blieb skeptisch. Er war als Polizist mehr daran interessiert, Verbrecher hinter Gitter zu bringen als ihre Beweggründe zu verstehen.
    »Frau Hansen.« Michael richtete das Wort an sie. »Kann man sagen oder erkennen, welches die Auslöser für die nächste Tat sind?«
    »Das ist sicher schwierig. Man kann jedoch sagen, dass sich im Innern eines Täters ein solch großer seelischer Druck aufbaut, der sich irgendwann nur noch in Form der nächsten Tat entladen kann. Die genauen Auslöser sind bei jedem Menschen verschieden, aber im Falle eines Serienmörders kommt der sogenannte Wiederholungseffekt hinzu.« Sie blickte von einem zum anderen und fuhr dann erklärend fort: »Das bedeutet, bleibt der Mörder unentdeckt, kommt er auf den Geschmack und wiederholt die Tat.«
    »Diese Persönlichkeitsstörungen, wie entstehen die?« Michael wollte es nun genau wissen.
    »Meistens rühren sie von den allgemeinen Lebensumständen des Täters heute oder in der Vergangenheit her. Ausschlaggebend können zum Beispiel dominante Eltern, Missbrauch, Erniedrigung oder eine vereinnahmende Familie sein.«
    Frau Hansen griff nach dem Glas Wasser, das Paul für sie bereitgestellt hatte, und leerte es in einem Zug. Martin war fasziniert vom Abdruck ihres leuchtend roten Lippenstiftes am Glas. Das und ihre roten Haare schienen das einzige zu sein, was dem Raum Farbe verlieh. »Möchten Sie noch ein Glas?«, fragte er.
    »Danke.« Mit einem Kopfschütteln lehnte sie ab. Noch ehe Martin seine nächste Frage stellen konnte, fuhr sie fort. »Egal, welcher der Faktoren den Ausschlag gibt, die Ursache für aggressives, kriminelles Verhalten ist immer eine erlittene Frustration. Für den Täter stellt die Tat eine Antwort darauf dar.«
    »Ich würde gern wissen, wie ein Täterprofil unter Berücksichtigung psychologischer Aspekte in unserem speziellen Fall aussieht. Können Sie uns dazu etwas sagen?« Martin versuchte das Gespräch wieder auf ihren speziellen Fall zu lenken.
    »Nur Allgemeines. Ich bräuchte mehr Detailinformationen, damit ich mir ein Urteil bilden kann, zumal ich die vorhergehenden Fälle nur ansatzweise kenne.«
    »Okay, wäre es Ihnen dann recht, wenn ich Ihnen die Unterlagen der drei Fälle zur Einsicht gebe und wir dann noch mal miteinander sprechen?«
    »Ja, gut.«
    Als Barbara Hansen nickte, wandte sich Martin an Paul und beauftragte ihn, Kopien der Akten anzufertigen und der Psychologin

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