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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Warum hatte er nicht vorher einen Zusammenhang erkannt? »Diese Dame müssen wir unbedingt noch einmal näher unter die Lupe nehmen. Im Moment kann ich noch nicht sagen, was ich davon halten soll. Auf jeden Fall ist das ein merkwürdiger Zufall.«
    »Kann man wohl sagen.« Paul nickte. »Interessant ist auch, dass sie seit etwa einem Jahr Mitglied in dieser Schule ist, genau wie unsere liebe Frau Klein.«
    »Tja, und von mir gibt’s auch noch Neuigkeiten«, mischte sich Michael in die Unterhaltung. »Als ich wegen des Zettels im Labor war, haben die Kollegen mir gesagt, dass sie mit der Untersuchung der Sachen aus dem Wagen unseres Opfers fertig sind. Der Bericht kommt noch. Aber sie haben mir schon mal gezeigt, was sie gefunden haben.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Es gab da doch einen DIN A4 großen Schreibblock, und man konnte erkennen, dass jemand etwas daraufgeschrieben hatte, was sich auf das nächste Blatt durchgedrückt hat.«
    »Na und? Mach’s nicht so spannend«, forderte Martin ihn auf weiterzusprechen.
    »Die Schrift haben sie mit der von Marita Janz verglichen und festgestellt, dass sie die Schreiberin war. Der Text war in großen Buchstaben über das ganze Blatt geschrieben und lautete: Leck mich am Arsch, Briefeschreiber!«
    »Was hat das nun wieder zu bedeuten?« Martin lehnte sich erstaunt in seinem Stuhl zurück und fuhr sich durch die Haare.
    »Außerdem hat die Spurensicherung Rückstände von Klebestreifen an der Scheibe des Wagens gefunden. Offensichtlich war dort ein Blatt in der Größe DIN A4 befestigt. Für mich ist das ein eindeutiger Hinweis, dass Frau Janz Ärger mit jemandem hatte, der ihr offenbar Briefe geschickt hat, die sie nicht mochte.«
    Martin nahm den Gedanken auf: »Dann hat sie den Briefeschreiber entweder nicht gekannt oder wollte nicht in direkten Kontakt mit ihm treten, wenn sie ihn auf diese Weise ansprach.«
    Die Männer wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Herein kam eine Frau, die sich als Barbara Hansen vorstellte und alle drei Männer mit einem kräftigen Händedruck begrüßte. Das gefiel Martin. Er konnte es nicht ausstehen, wenn Leute einem lasch die Hand reichten, so, als wäre ihnen die Geste total unangenehm. Solche Menschen hielt er für schwach. Diese Frau mit den rötlichen, schulterlangen Haaren machte hingegen einen resoluten Eindruck. Kleine Fältchen um die Augen ließen darauf schließen, dass sie Mitte dreißig war. Ihr dunkelblauer Hosenanzug war sehr eng geschnitten, sodass man ihre schlanke Figur gut erkennen konnte. Eine angenehme Erscheinung.
    Martin stellte seinen Kollegen die Psychologin vor und forderte sie auf, sich im Besprechungszimmer zusammenzusetzen. Als alle da waren, ergriff Barbara Hansen das Wort.
    »Zunächst möchte ich Ihnen sagen, was üblicherweise mein Job ist.« Sie saß kerzengerade auf ihrem Stuhl. »Die meiste Zeit arbeite ich freiberuflich im Strafvollzug, was bedeutet, dass ich versuche, die unterschiedlichsten Typen von Verbrechern zu therapieren. Manchmal sind es ganz normale Menschen, die keine Therapie im eigentlichen Sinne brauchen, aber froh sind, mal ein gutes Gespräch zu führen. Andere haben tatsächlich psychische Störungen, die ich versuche zu behandeln. Darunter waren auch eine ganze Reihe Serientäter, sodass ich Ihnen zu diesem Thema ein bisschen was erzählen kann.«
    »Das ist sehr schön. Sie wissen sicher, um welchen Fall es sich handelt?«, warf Martin ein.
    »Ihr Chef hat mir die Lage grob geschildert.«
    »Gut.« Martin nickte. »Dann können Sie uns vielleicht einen Eindruck davon vermitteln, was für ein Mensch ein Serienmörder ist.«
    »Ja, kann ich.« Barbara Hansen beugte sich leicht nach vorn und legte die gefalteten Hände auf die Tischplatte. »Grundsätzlich kann man sagen, dass Serientäter meist Personen mit schweren Persönlichkeitsstörungen sind. Ihre seelischen Defizite und Defekte sind so gravierend, dass sie immer wieder töten. Die Störung hat eine solch starke innere Dynamik, dass das so gut wie gar nicht in den Griff zu bekommen ist.«
    »Wahrscheinlich nur mit Medikamenten?«, meinte Michael.
    »Nein.« Sie lächelte ihm zu. »Nicht mal das. Dagegen gibt es keine Medikamente. Bei der Behebung dieser Art von Persönlichkeitsstörung könnte nur eine Psychotherapie helfen. Aber selbst die könnte nie eine hundertprozentige Sicherheit bringen. Man kann sich das so vorstellen: Die innere Struktur eines solchen Menschen ist wie eine Mauer, bei der jeder

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