Abgehakt
nächsten Tages bei ihr an.
»Hör zu«, begann er, »ich habe hier vielleicht einen Interessenten für euer Projekt. Ein Herr Thomas Beltz. Ich habe ihm die Sache bereits telefonisch in groben Zügen geschildert, und er war grundsätzlich nicht abgeneigt. Deine Unterlagen habe ich ihm per Boten zukommen lassen. Jetzt wäre es natürlich gut, wenn du dich mit ihm in Verbindung setzen würdest.«
»Wow! Ich hätte nicht damit gerechnet, so schnell von dir zu hören und noch dazu mit solch einem Ergebnis.«
»Ein Mann, ein Wort!«
Sie lächelte. »Hast du seine Telefonnummer?«
»Ja, klar!« Er diktierte ihr die Nummer sowie die Adresse. »Aber ich kann dir nicht versprechen, dass was daraus wird.«
»Das ist mir klar. Aber es ist ein Versuch, und ich bin dir wirklich dankbar.«
»Bedank dich, wenn er eingestiegen ist.«
»Werd ich machen! Tschüss!«
Kurz darauf führte sie ein nettes Gespräch mit Herrn Beltz. Er war gerade dabei, die Unterlagen zu studieren. Am Ende vereinbarten sie, dass er sich bei Anne melden sollte, wenn er sich entschieden hätte. Lange musste sie nicht warten. Bereits drei Stunden später rief er sie zurück. Ihm gefiele die Sache sehr gut und ob sie nicht einen Termin vereinbaren könnten, um alles genauer zu besprechen und sich kennenzulernen. Anne sprang fast aus ihrem Stuhl vor Freude. Dieser Tag schien ein Glückstag zu sein. Sie machten einen Termin für Freitag aus, weil sie ihren Chef gern dabeihaben wollte. Der würde staunen! Egal, wie das letztendlich ausgehen würde, sie fühlte sich sehr erleichtert. Durchatmen war jetzt angesagt.
Während sie sich eine Tasse Kaffee gönnte, dachte sie über Mark nach. Er war ein interessanter Mann, der ihr ausnehmend gut gefiel. Er war ruhig und höflich und zugleich humorvoll. Gestern hatte es ordentlich zwischen ihnen geknistert, was ihr sehr gefallen hatte. Aber sie durfte sich nicht in ihn verlieben. Das wäre eine Katastrophe. Deswegen musste sie dieses Spiel möglichst schnell beenden. Würde sie es schaffen, ihre Gefühle auszuklammern und das Ganze rein sachlich zu sehen? Sie blickte aus dem Fenster und folgte den dicken Kumuluswolken mit den Augen.
Hör auf zu träumen, ermahnte sie sich selbst. Ruckartig wandte sie sich ab und setzte sich kerzengerade hin. Mit dem letzten Schluck Kaffee spülte sie auch alle Bedenken hinunter. Jetzt noch aufgrund von Zweifeln aufzugeben, kam überhaupt nicht infrage. Die Sache war inzwischen viel zu reizvoll und sie hatte doch alles im Griff. Ein bis zwei Treffen noch, dann wäre die Wette bestimmt abgeschlossen. Dann konnte sie sich auf andere Männer konzentrieren. Kelly lag wohl richtig, wenn sie meinte, dass ihr eine ernsthafte Beziehung guttun würde.
12
Auch Martin bekam gegen Mittag einen Anruf. Barbara Hansen meldete sich und teilte ihm mit, dass sie die Akten durchgelesen hatte.
»Sie sind ja schnell«, sagte Martin überrascht.
»Ja, aber die Unterlagen waren auch nicht uninteressant. Sie haben sich wie ein Krimi gelesen.« Sie lachte, merkte aber schnell, dass das unangebracht war und räusperte sich.
»Leider bisher ohne Happy End.«
»Aber Sie haben doch eine Tatverdächtige? Glauben Sie nicht, dass sie es war?«
»Ich bin mir nicht sicher. Im Augenblick spricht einiges für ihre Schuld.«
»Möchten Sie trotzdem noch was zu dem Fall von mir hören? Ich könnte so gegen achtzehn Uhr noch mal zu Ihnen kommen.«
Martin überlegte kurz. Heute Abend wollte er mit Karla ins Theater gehen, die Karten hatten sie schon länger. Und so ausschlaggebend würden die Informationen dieser Psychologin doch wohl nicht sein, dass er Karla deswegen vertrösten müsste. »Heute Abend habe ich schon andere Pläne. Wie wäre es gleich morgen Vormittag?«
»Gut. Das kann ich einrichten. Ich bin dann um neun Uhr bei Ihnen im Präsidium.«
»Vorab schon mal vielen Dank, Frau Hansen.«
»Kein Problem. Bis morgen, dann.«
Martin hatte früh am Morgen Eva Klein nochmals verhört. Heute war sie wesentlich ruhiger. Er hatte sich ihr berufliches und privates Leben von ihr schildern lassen. Dass sie mit Marita Janz in Kontakt gestanden hatte, stritt sie nach wie vor ab. Auch die anderen beiden Mordopfer wollte sie nicht gekannt haben. Zu den Fingerabdrücken in Marita Janz’ Wohnung wollte sie sich nicht äußern. Frau Kling hingegen war ihr aus der Judoschule bekannt, allerdings nur flüchtig. Ihr Alibi hatte sich nicht bestätigt. Man konnte nur mit Sicherheit sagen, dass sie auf der
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