Abgehakt
»Wir sprechen noch mal mit dem Zeugen, schüchtern ihn ein bisschen ein. Dann gesteht er, dass er gelogen hat, und wir haben unsere Täterin wieder. Nichts einfacher als das.« Sarkasmus schwang in seiner Stimme mit. Er seufzte. »Dieter, gib mir bitte das Aussageprotokoll und dann besuchen wir den Zeugen noch mal. Aber erst telefoniere ich mit dem Staatsanwalt.«
Auf eine Vierundzwanzig-Stunden-Observation Eva Kleins wollte sich der Staatsanwalt nicht einlassen. Dazu gab es seiner Meinung nach keine Veranlassung. Eva Klein erhielt einzig und allein die Auflage, die Stadt nicht zu verlassen. Noch während Martin telefonierte, wurde sie aus dem Gefängnis entlassen.
Eine Stunde später saß Martin Christian Bauer gegenüber, der ihm nichts anderes berichtete als das, was schon im Protokoll stand. Martin klärte ihn über die Konsequenzen auf, die eine Falschaussage mit sich bringen konnte. Doch Bauer blieb ganz entspannt.
Martin war froh, dass er nach diesem Gespräch Feierabend machen konnte. Er fühlte sich, als wäre er in eine Sackgasse gefahren und könnte den Rückwärtsgang nicht finden. Zu Hause berichtete er Karla vom heutigen Tag, die ihn bis zum Theaterbesuch wieder etwas aufrichten konnte.
13
Zur gleichen Zeit besorgte sich Anne eine Flasche Sekt im nahegelegenen Supermarkt, um kurz darauf bei Saskia und Mark zu klingeln. Sie vermutete, beide zu Hause anzutreffen. Sicher war Saskia noch nicht zum Schwimmen aufgebrochen. Aber das wäre nur gut so. Ihr Besuch bekäme auf diese Art etwas Belangloses und würde vom eigentlichen Plan hervorragend ablenken.
Tatsächlich öffnete Saskia ihr die Tür. »Anne, was für eine schöne Überraschung. Komm rein!« Saskia strahlte sie freudig an. »Was führt dich zu uns?«
»Ich wollte mit euch anstoßen.« Anne hielt die Flasche hoch.
»Gibt’s was zu feiern?«
In dem Moment erschien Mark im Hausflur. »Hallo, Anne!«
»Hallo!« Lächelnd reichte sie ihm die Hand. »Entschuldige, dass ich einfach so reinplatze, aber ich wollte mich unbedingt bei dir bedanken. Ich bin so happy.« Sie wandte sich Saskia zu. »Mark hat mir einen Kunden vermittelt, der vielleicht Investor bei einem unserer Projekte wird. Ich war wirklich in Not, und er hat mir sehr geholfen.«
»Ja, er hat mir davon erzählt.« Saskia lud Anne mit einer Handbewegung ins Haus ein und nahm ihr den Blazer ab. »Ich freue mich, dass er etwas für dich tun konnte.«
»Hat Beltz denn schon zugesagt?«, wunderte sich Mark, während sie am Esstisch Platz nahmen.
»Noch nicht konkret. Aber nachdem er die Papiere durchgesehen hatte, bat er um einen Gesprächstermin. Es ist ein Anfang, und ich stehe übermorgen nicht mit leeren Händen vor meinem Chef. Das habe ich dir zu verdanken, und das ist mindestens eine Flasche Sekt wert.«
»Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Ich hol die Gläser.« Mark erhob sich.
»Für mich nicht«, rief Saskia ihm hinterher. »Ich muss los.« Erklärend fügte sie hinzu: »Ich gehe zum Schwimmen.«
»Du willst wirklich jetzt gehen? Das ist aber schade!«, heuchelte Anne gekonnt.
»Ja. Aber lass dich davon nicht vertreiben. Stoßt ihr nur zusammen an. Wir holen das ein anderes Mal nach.« Saskia machte eine kurze Pause. »Ach, und wenn Mark dich das nächste Mal einlädt, in unserem Pool zu schwimmen, kannst du das unbedenklich annehmen. Ich hab’ nichts dagegen.« Sie schenkte Anne ein freundschaftliches Lächeln und drückte ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange.
»Danke!« Anne konnte ihr Erstaunen nicht verbergen.
Mark kam mit einem Tablett wieder und wurde ebenfalls zum Abschied geküsst. »Im Schrank ist noch was zum Knabbern. Viel Spaß!« Saskia winkte noch einmal, dann war sie weg.
Anne blickte ihr noch hinterher, während Mark sich neben sie setzte und die Gläser einschenkte. »Na, dann!« Er reichte ihr ein Glas, und sie stießen an. »Auf den beruflichen Erfolg!«
»Prost!« Sie nippte an dem Sekt und blickte ihn dann an. »Warum hast du Saskia von meinem Besuch erzählt?«
»Warum nicht?«
»Na ja, ich weiß nicht. Ich denke nur, dass ich meinem Freund –«
»– wenn du einen hättest«, unterbrach er sie.
»Ja, wenn ich einen hätte, nicht unbedingt erzählt hätte, dass ich einem anderen Mann angeboten habe, nackt im Pool zu schwimmen.«
»Du bist echt niedlich!« Mark lachte herzhaft. »Warum sollte ich ihr das nicht erzählen? Wie ich schon sagte, sie hätte nichts dagegen gehabt.«
»Ihr erzählt euch wohl
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