Abgehakt
Tränen in die Augen. Martin sah einen Schmerz darin, der zu echt war, um nur gespielt zu sein. Man spürte deutlich, wie weh ihm die Erinnerung tat.
»Was haben Sie dann gemacht?«
»Ich bin sofort nach Hause gefahren.«
»Warum haben Sie nicht die Polizei verständigt?«
»Ich hatte Panik. Ich hatte Angst, unser Verhältnis würde rauskommen. Dann hätte ich nicht nur sie, sondern auch meine Frau verloren. Und ich war total durcheinander, weil ich wusste, dass das gerade erst passiert war.«
»Sie hatten Angst, man würde Sie verdächtigen?«
»Ja! Und nichts anderes tun Sie ja jetzt, stimmt’s?«
Martin ging nicht darauf ein. »Hat Sie vielleicht jemand gesehen, wie Sie zum ersten Mal das Haus verließen?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Wo hatten Sie ihren Wagen geparkt?«
»Beim ersten Mal im Parkhaus, später dann direkt vor der Tür.«
»War Ihre Frau bereits zu Hause, als Sie das erste Mal dorthin kamen?«
»Ja, ihr Wagen stand in der Einfahrt und im Haus brannte Licht. Aber ich bin ja nicht reingegangen.«
»Noch etwas: Mit wem war Frau Janz befreundet?«
»Sie hat nur eine beste Freundin, die ist aber seit vier Monaten im Ausland. Ansonsten hatte sie Kontakt zu einer Frau aus dem Haus. Ich glaub die heißt Jasmin. Das war auch schon alles. Natürlich kannte sie eine Menge Leute durch ihre Arbeit.«
»Wissen Sie von Problemen, privat oder beruflich?«
»Nein. Sie hat mir gegenüber nie etwas erwähnt. Ich versteh das alles nicht. Wurde sie denn ausgeraubt?«
»Wir glauben nicht, sind aber nicht sicher. Hatte sie Wertgegenstände in der Wohnung?«
»Nichts Außergewöhnliches.«
»Herr Breitner, wir müssen Sie bitten, mit uns aufs Präsidium zu kommen.«
»Verhaften Sie mich?« Entsetzen stand in seinem Gesicht.
»Wir müssen eine DNA-Probe nehmen, um festzustellen, welche Spuren in der Wohnung Janz von Ihnen stammen.«
»Ich kann hier doch jetzt nicht weg«, sagte er hilflos.
»Sie können!« Martin stand auf.
Also gab Nils seinem Chef Bescheid und folgte dann Martin und Paul zum Wagen.
Wenig später wurden eine Speichelprobe sowie Fingerabdrücke und eine Schriftprobe von ihm genommen und ins Labor geschickt. Anschließend saß er Martin in dessen Büro gegenüber und blickte den Kommissar unsicher an. »Wie lange muss ich hierbleiben?«, fragte er vorsichtig.
»Wir müssen die Ergebnisse der Proben abwarten, außerdem habe ich noch einige Fragen.«
Paul bot ihnen Kaffee an und setzte sich dann zu ihnen.
»Können Sie uns sagen, was für ein Mensch Frau Janz war?«, begann Martin das Gespräch.
»Na ja. Sie war lebensfroh, ein sehr positiver Mensch. Sie war zufrieden mit sich und ihrem Job. Was soll ich da noch sagen?« Nils zuckte mit den Schultern.
»Wie hielt sie es mit der Ordnung in ihrer Wohnung?«
»Marita war extrem ordentlich, vor allem mit ihrer Garderobe. Nie lag ein Kleidungsstück einfach irgendwo rum, und in den Schränken herrschte perfekte Ordnung. Außerdem war es immer unglaublich sauber bei ihr. Ich denke, sie hat sicher oft geputzt.«
Martin nahm ein Foto aus der Akte und reichte es Nils. Es zeigte die durchwühlte Schublade mit Maritas Unterwäsche.
»In diesem Zustand hätte Marita ihre Unterwäsche nie gelassen«, kommentierte er, was er sah.
»Kann es nicht sein, dass sie es einfach mal eilig gehabt hat?«
»Nein, das kann nicht sein. Zumindest halte ich das für unwahrscheinlich. Sie war da wirklich extrem pingelig. Außerdem ist da drin ja wirklich alles durcheinander. Das war sonst immer ordentlich sortiert.«
Martin nickte. »Wissen Sie, ob sie außer den Ketten, die an der Wand neben dem Spiegel hingen, sonst noch Wertsachen hatte?«
»Nicht sicher.«
»Was ist mit Bargeld? Könnte es sein, dass sie eine gewisse Summe zwischen der Unterwäsche versteckt hatte?«
»Glaub ich nicht. Ich denke, sie war intelligent genug, keine großen Summen zu Hause aufzubewahren. Aber ich weiß das alles nicht so genau.« Ärger lag in Nils Stimme. Ärger darüber, in diese Situation hineingeraten zu sein und vielleicht nicht unbeschadet wieder herauszukommen.
»Hat sie je über Leute aus ihrer Vergangenheit gesprochen?«, fragte Martin weiter.
»Nein, nie.«
»Hatten Sie mal den Eindruck, dass sie Angst vor irgendetwas hatte?«
»Angst?« Nils lächelte schwach. »Marita hatte nie Angst. Sie war ein total unerschrockener Mensch.«
»Wir wissen, dass sie Briefe erhalten hat.« Martin berichtete von dem Zettel an ihrer Autoscheibe. »Wissen Sie etwas
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