Abgehakt
…
Hör auf!, rief sie sich zur Ordnung. Sie sprang aus dem Sessel und schob die Schublade energisch zu. Alles bestens!
Bis Dienstagabend dachte sie nicht mehr an Mark. Doch dann stand er abends um acht unangemeldet vor ihrer Tür. »Kann ich reinkommen?«, fragte er, als Anne ihn nur schweigend anstarrte.
Sie ließ ihn herein und ging voraus ins Wohnzimmer. Dort baute sie sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. »Warum bist du hier?«
»Ich hab’ dich vermisst.« Der zärtliche Blick aus seinen grünen Augen, kombiniert mit einem verführerischen Lächeln, ließen Annes Knie weich werden. Sie wandte sich ab und setzte sich auf das Sofa. Er folgte ihr und nahm neben ihr Platz.
»Wir hatten eine Abmachung!«, versuchte sie ihn zu erinnern.
»Wir hatten nur vereinbart, dass wir das, was passiert ist, geheim halten, aber nicht, dass wir uns nicht mehr sehen.«
»Sicher. Aber ich fände es besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.«
»Ich musste die ganze Zeit an dich denken.« Er spielte mit einer ihrer Haarsträhnen.
»Und ich war froh, dass ich nicht die ganze Zeit an dich gedacht habe. Lass uns vernünftig sein und es dabei belassen«, sagte sie und schob ihn sanft ein wenig von sich weg.
»Das klingt aber nicht sehr überzeugt.«
Sie wich seinem Blick aus und wollte aufstehen. Doch er hielt sie zurück und drückte sie ins Kissen.
»Nicht weglaufen!«, hauchte er ihr ins Ohr. »Sag mir ins Gesicht, dass ich jetzt gehen soll und dass du mich nicht mehr willst.«
»Es sollte doch eine einmalige Sache sein. Wohin soll das sonst führen?« Fragend, fast hilflos, blickte sie ihn an.
»Am besten zum Höhepunkt«, entgegnete er strahlend. Wider Willen musste Anne lachen.
Dann strich sie ihm zärtlich über das Gesicht. »Es ist unfair, dass ich dir sagen soll, dass du gehen sollst.«
»Du sollst es ja auch nur sagen, wenn du es wirklich willst.«
»Das ist ja das Gemeine. Für mich ist es viel schwerer, Nein zu sagen. Ich bin allein, aber du hast eine Frau. Du müsstest gehen wollen.«
»Wir reden zu viel!« Er verschloss ihr den Mund mit seinen Lippen und streichelte sie beruhigend. Anne schloss die Augen und gab sich Marks Zärtlichkeiten hin, ließ sich von ihm ausziehen und genoss die wissenden Berührungen seiner Finger, die sie zum Höhepunkt führten, ehe er in sie eindrang.
Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Anne zündete ein paar Kerzen an und legte eine CD von Céline Dion ein, ehe sie sich wieder zu Mark aufs Sofa kuschelte. Beide fühlten die Nähe des anderen und genossen die Stimmung des Augenblicks. Der Raum unterstützte dieses Gefühl mit seiner romantischen Anmutung aus Tausendundeiner Nacht. Alles schien wie im Märchen. Ein Märchen, das Punkt 21.58 Uhr endete. Marks Handy klingelte.
»Das gibt’s doch gar nicht.« Verärgert meldete er sich. Annes erster Gedanke war: Das ist Saskia, und jetzt muss Mark sie anlügen.
»Okay, okay!«, hörte Anne ihn sagen. »Ich bin spätestens in zwanzig Minuten da.« Er stöhnte und drückte das Gespräch weg. Mitleidig blickte er Anne an. »Bernd steht vor der Tür und will meinen Laptop ausleihen. Ein Notfall sozusagen.«
»Du scheinst ein vielgefragter Mann zu sein. Aber nächstes Mal musst du das Handy am Eingang abgeben«, sagte sie lächelnd.
»Was höre ich da?« Mark machte ein erstauntes Gesicht. »Nächstes Mal? Ich darf wiederkommen?« Er wollte sie in die Arme nehmen, doch Anne entzog sich ihm.
»Ich weiß nicht, ob es gut wäre, wenn du wiederkommst. Wo soll das hinführen?« Wie auf Kommando fingen beide laut an zu lachen und sagten gleichzeitig: »Zum Höhepunkt!«
»Nein, im Ernst«, fuhr Anne fort. »Wir benehmen uns egoistisch und schäbig Saskia gegenüber.«
»Nein!« Seine Stimme klang fest. »Ich habe dir schon mal gesagt, dass wir Saskia nichts wegnehmen. Es sind verschiedene Dinge. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.«
»So kann man das doch nicht sehen.«
»Warum nicht? Wir sind jung, wir mögen uns, warum sollten wir nicht ein bisschen Spaß zusammen haben? Ohne Druck und Verpflichtungen. Was spricht dagegen?«
Ja, was sprach dagegen?, überlegte Anne und starrte in die Flamme einer Kerze. Warum sollte sie diesen Zustand nicht ein bisschen auskosten? Mark tat ihr gut, und niemand müsste je von ihrer Affäre erfahren. Für eine kleine Weile wäre es doch in Ordnung, oder? Sie wandte sich ihm zu. »Sicher würde einiges dagegen sprechen, aber das hätte alles etwas mit Vernunft zu tun,
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