Abgehakt
sie ein wasserdichtes Alibi. Noch dazu ist sie Linkshänderin und kommt aus diesem Grund laut grafologischem Gutachten nicht als Täterin infrage.«
Martin erinnerte sich an das erste Verhör mit ihr. Als er ihr von dem Verhältnis ihres Mannes mit Marita Janz erzählte, hatte sie wie versteinert gewirkt. Sie war so geschockt, dass es für Martin offensichtlich war, dass sie nichts davon gewusst hatte. »Wir haben den Bekanntenkreis der Klein überprüft, aber da gibt’s im Grunde niemanden, den wir ernsthaft verdächtigen können. Im Augenblick stehen wir mit den Ermittlungen sozusagen vor einer verschlossenen Tür und können den Schlüssel dazu nicht finden. Eigentlich stehen wir sogar ziemlich am Anfang, und das nach dem vierten Mord.« Martin fuhr sich durch die Haare und wollte seinen Bericht schon beenden, da fiel ihm Barbara Hansen ein. Also erzählte er noch von den Erkenntnissen der Psychologin.
»Ja, die Hansen, die kenn ich. Sie hat sich manchmal um meine eingebuchteten Täter gekümmert. Ich glaube, die arbeitet fast nur im Strafvollzug.«
»Ja, meistens.«
»Vielleicht macht sie ja mal eine Ausnahme und du bekommst einen Termin bei ihr. Du siehst nämlich ziemlich schlecht aus, wenn ich das so offen sagen darf. Und viel Hoffnung, den Fall abzuschließen, strahlst du auch nicht aus.«
»Ich soll mich bei ihr auf die Couch legen? Da geh’ ich lieber zum Tatort zurück und suche meinen Optimismus.«
»So kenn’ ich dich.« Carsten lachte. »Dann erzähl mir jetzt noch, was die Obduktion der Klein ergeben hat.«
»Bevor er sie umgebracht hat, hat der Mörder sie ziemlich drangsaliert. Sie hat starke Schläge gegen die Gurgel bekommen. Laut Dr. Stieber könnten die Schläge von einer Handkante stammen. Also ein klassischer Schlag, um jemanden außer Gefecht zu setzen. Wir haben zwar auch eine Waffe gefunden, mit der sie wahrscheinlich bedroht wurde, aber wie ich die Klein einschätze, hätte sie sich trotzdem irgendwie gewehrt. Die hätte doch niemals freiwillig stillgehalten, wenn jemand ihr einen Draht um den Hals legt, ihr die Hände ans Lenkrad kettet und ihr dann eine tödliche Spritze gibt. Ich denke, dass der Täter das wusste oder gemerkt hat. Deshalb hat er alles, was sie zur Verteidigung nutzen konnte, lahmgelegt. Aus diesem Grund hat er ihr bestimmt auch das Messer brutal in die Beine gejagt. Jedenfalls war sie am Ende komplett kampfunfähig.« Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, ehe er fortfuhr: »Todesursache war tatsächlich eine Heroinvergiftung. Sie hat ein Gramm injiziert bekommen.«
»Ein Gramm? Heilige Scheiße!«, rief Carsten. »0,1 Gramm ist ja schon tödlich.«
»Spricht das eher für einen Idioten oder für einen, der auf Nummer sicher gehen will?«
»Auf jeden Fall hat derjenige nicht viel Ahnung von Drogen, würde ich sagen. Außerdem hat er auch nicht viel Ahnung vom Spritzen, wie mir scheint.« Er deutete auf ein Foto, das Evas rechten Arm zeigte, in dem noch die Nadel steckte. Es war deutlich zu sehen, dass der Gürtel fest zugezogen um Evas Oberarm lag. »Der Stoff kam durch die Blutstauung schwerer durch. Was bei der Menge aber auch nichts ausgemacht hat.«
»Also haben wir es nicht mit einem Täter aus der Drogenszene zu tun?«
»Auf keinen Fall.« Carsten schien sich sicher zu sein. »Einer aus dem Milieu hätte auf jeden Fall den Gürtel gelöst. Es sei denn, er hätte sich schnell aus dem Staub machen müssen.«
Martin nickte. Das schien einleuchtend.
»Was ist mit dem Heroin an sich? Irgendwelche Auffälligkeiten?«
»Laut Labor: gängiges Zeug. Ein Verschnitt, wie wohl üblich. Mit Traubenzucker, Milchpulver und Strychnin gestreckt.«
»Also, an jeder Ecke zu kriegen«, stellte Carsten fest. »Was gibt’s von der Spusi in dem Fall?«
»Der Draht, den die Klein um den Hals hatte, lässt sich in jedem Baumarkt kaufen. Also nichts Besonderes. Gleiches gilt für den Gürtel. Er scheint absolut neu zu sein. Da sind keine Spuren zu finden. Auch die Handschellen sind neu. Und es sind original Polizeihandschellen, eine Spezialvariante der Clejuso Nr. 12. Diese Version wird vorwiegend von unseren bayerischen Kollegen verwendet. Das sind die Dinger mit dem massiven Vollschlüssel statt des normalen Hohlschlüssels, wie bei den älteren Clejuso-Modellen.«
»Und was sagt euch das?«
»Nichts, denn die kann sich jeder besorgen, zum Beispiel übers Internet. Kosten irgendwas zwischen vierzig und fünfzig Euro. Zurzeit überprüfen wir, ob wir ein paar
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