Abgehakt
nicht. Aber ich möchte sicher ausschließen können, dass die Bekanntschaft mit Ihnen der gemeinsame Nenner der Opfer ist.«
»Ach, Sie meinen wohl, das alles wären meine Geliebten gewesen?«
»Ich meine gar nichts. Beruhigen Sie sich und sehen Sie sich kurz die Fotos an.«
Das tat Schäfer und meinte kurz darauf in ruhigem Ton: »Ich kenne keine von denen.«
»Sagen Sie mir doch bitte noch, ob Ihnen einer der folgenden Namen bekannt vorkommt.« Und Martin nannte alle Namen, die bei den Mordfällen relevant waren. Doch Lutz Schäfer schüttelte jedes Mal nach kurzem Überlegen den Kopf.
»Ich danke Ihnen«, sagte Martin, nahm ihm die Fotos ab und brachte ihn zur Tür.
32
Den ganzen Tag über hatte sich Anne wohlgefühlt. Sie war nach einer erholsamen Nacht mehr denn je davon überzeugt, dass die Trennung von Mark richtig war. Als sie abends nach Hause kam, hatte sie bereits beim Betreten der Wohnung das Gefühl, als sei nicht alles so wie sonst. Sie griff wie gewohnt zum Fischfutter, öffnete den Deckel und hielt erschrocken inne. Alle Fische schwammen oben. Tot!
»O nein!«, entfuhr es ihr. »Das kann doch nicht sein. Gestern wart ihr doch noch putzmunter. Ihr armen Dinger.«
Die Fische waren empfindlich, und irgendeine eingeschleppte Krankheit raffte hin und wieder einen von ihnen dahin.
Sie fischte die toten Tiere mit dem Kescher heraus und bestattete sie ohne viel Aufwand in der Toilette. Anschließend goss sie das offensichtlich verseuchte Wasser weg.
Anne beschloss, keine neuen Fische zu kaufen. Immerhin würde sie dann das Aquarium nie wieder säubern müssen. Einmal in der Woche hatte sie die Algen von den Scheiben gekratzt. Keine besonders angenehme Arbeit. Jetzt reinigte sie das Aquarium ein letztes Mal sorgfältig und schleppte es in den Keller. Der kleine Tisch, auf dem es gestanden hatte, stand etwas verloren im Wohnzimmer. So konnte das nicht bleiben. Sie kramte eine goldene Organzadecke heraus und ging ins Schlafzimmer, um nach Dekomaterial zu suchen. Als ihr Blick auf das Bett fiel, erstarrte sie. Dort lag eine langstielige rote Rose zusammen mit einem Umschlag auf ihrem Kopfkissen. Ihr erster Gedanke galt Mark, aber das konnte nicht sein, denn er hatte keinen Schlüssel zu ihrer Wohnung. Langsam ging sie auf ihr Bett zu, legte die Rose zur Seite und griff nach dem Umschlag. Eine Gänsehaut kroch ihr den Rücken hinauf, als sie Wörter aus zusammengeklebten Buchstaben vor sich sah. Sie begann zu lesen:
Mein letzter Brief war sicher noch nicht deutlich genug. Entschuldigung! Aber ich wusste nicht, dass Schlampen nicht nur primitiv, sondern auch blöd sind. Um etwas mehr Klarheit in die Sache zu bringen, habe ich mich mit deinen Fischen beschäftigt. Wenn du nicht aufpasst, ergeht es dir genauso wie ihnen.
Ein dorniger Blumengruß von deinem ganz speziellen Freund.
Schlaf gut!
Ihr Herz begann zu rasen, und sie fühlte, wie ihr der Schweiß auf der Stirn ausbrach. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Die Worte wirbelten in ihrem Kopf herum. Plötzlich erfasste sie die Vorstellung, dass der Einbrecher vielleicht noch in der Wohnung sei. Ängstlich blickte sie sich nach einem Gegenstand um, der sich zur Verteidigung eignete. Sie dachte an die Messer in der Küche und griff auf dem Weg dorthin nach einem metallenen Kerzenständer.
Langsam ging sie den Flur entlang. Sie überlegte, ob sie nicht einfach zur Wohnungstür hinausrennen sollte. Aber was, wenn der Einbrecher draußen auf sie warten würde? Sie war unschlüssig. Nein! Sie befand, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als zumindest bis ins Wohnzimmer zu gehen, um das Telefon zu erreichen. Leise setzte sie Fuß vor Fuß. Abrupt blieb sie stehen, als sie ein Geräusch hörte. Es kam eindeutig aus dem Wohnzimmer, und hörte sich an wie das Rascheln von Stoff. Sie kannte das Geräusch. Sie selbst verursachte es manchmal, wenn sie im Vorübergehen ihre Gardine streifte.
Sie presste sich eng an die Wand und lauschte. Nichts. Das einzige, was sie hörte, war ihr Herz, das wie wild hämmerte. Jeder Schlag dröhnte ihr in den Ohren, und sie war sich sicher, dass es in der ganzen Wohnung zu hören sein musste. Ganz langsam schlich sie weiter. Ihre Beine schienen vor Angst bleischwer zu sein, jeder Schritt kostete sie Überwindung. Vorsichtig spähte sie ins Wohnzimmer, konnte aber niemanden sehen. Etwas mutiger schritt sie den Raum ab und stellte fest, dass es hier praktisch kein Versteck gab. Dafür fand sie die Ursache
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